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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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schockiert fest, dass er die knapp zwei Kilometer vom Café bis zur Schule in nur 3 Minuten 47 Sekunden zurückgelegt hatte.
    Zwei Mal in weniger als einer Stunde hatte er seine Bestzeiten übertroffen und war kaum ins Schwitzen geraten. Er hatte schon immer gewusst, dass er schnell war. Mit zehn Jahren hatte er herausgefunden, dass er rennen konnte wie ein Pferd, als ein Hund ihn verfolgte und er plötzlich merkte, dass er noch einen Gang zulegen konnte. Aber als er seinen Eltern davon erzählte, wollten sie auf keinen Fall, dass irgendjemand anderes ihn so laufen sah. Bis zu diesem Jahr hatten sie ihn nicht einmal Crosslauf ausprobieren lassen und er musste ihnen versprechen, sich beim Training und in Wettkämpfen zurückzuhalten. Er wusste noch immer nicht, wie schnell er wirklich war, aber ging man von seinen Zeiten an diesem Morgen aus, hätte er wohl jeden bestehenden Rekord pulverisieren können.
    Will war bereits halb für den Unterricht umgezogen, als die restlichen Rangers fast zwei Minuten später keuchend in den Umkleideraum taumelten und ihm befremdete Blicke zuwarfen.
    »Was zum Teufel war das, West?«, flüsterte Schaeffer.
    »Tut mir leid«, murmelte Will. »Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.« Dann machte er sich auf den Weg zum Unterricht, bevor sie ihm noch weitere Fragen stellen konnten. Wenn sonst keiner aus dem Team die Zeit gestoppt hatte, würden sie hoffentlich bis zum Nachmittag vergessen haben, wie schnell er wirklich gelaufen war. Und wenn er sich beim Training zurückfallen ließ, um wieder seiner durchschnittlichen Leistung zu entsprechen, würden sie über die Mörderzeit, die er gerade eben hingelegt hatte, nicht weiter nachdenken.
    Trotzdem konnte er es sich noch immer nicht erklären.
    Er hastete durch die Gänge und schlüpfte eine Minute vor Beginn des Geschichtsunterrichts auf seinen Platz. Ein letztes Mal überprüfte er die Nachrichten auf seinem Handy. Nichts. Dad hatte sich entweder mit Kollegen zum Frühstück getroffen oder absolvierte sein eigenes morgendliches Lauftraining.
    Will schaltete gerade von Klingelton auf Vibrieren, als es zum Unterrichtsbeginn läutete. Mürrisch und übernächtigt trotteten die Schüler in die Klasse und hantierten mit ihren Handys, um ihr chaotisches Sozialleben zu regeln. Niemand achtete auf ihn. Wie immer. Dafür sorgte Will, denn er war ständig »der Neue«: Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, seine Gefühle unter Verschluss zu halten und den anderen nur eine ausdruckslose Maske zu zeigen.
    Nr. 46: WENN DU FREMDE WISSEN LÄSST, WAS DU EMPFINDEST, SIND SIE DIR GEGENÜBER IM VORTEIL.
    Will war ein großer, schlaksiger Junge, der in der Klasse immer weit hinten und zusammengesackt auf seinem Stuhl saß, um kleiner zu wirken, und der nie für Aufsehen sorgte. Unauffällig, leise, unsichtbar: So kleidete er sich, so sprach er und so bewegte er sich durchs Leben. Genau so, wie seine Eltern es ihm beigebracht hatten.
    Nr. 3: LENKE KEINE AUFMERKSAMKEIT AUF DICH.
    Aber noch immer wummerte ein beängstigender Basston in seiner Brust: LAUF, WILL. BLEIB NICHT STEHEN. Konnte der Zeitpunkt von Dads Nachrichten – im selben Augenblick, als der schwarze Wagen ihn entdeckt hatte – wirklich Zufall sein?
    Nr. 27: ES GIBT KEINE ZUFÄLLE.
    Mrs Filopovich verfiel in ihre tägliche Leier. Thema heute: die Napoleonischen Kriege. Das nervtötende Brummen, das aus der Gegensprechanlage an der Wand über ihrem Schreibtisch drang, hörte sich interessanter an. Die meisten hatten Mühe, nicht einzuschlafen; Will sah zwei Mitschüler hochfahren, als ihr aufgestütztes Kinn von der Hand abrutschte. Die Luft im Raum stand förmlich, als hätte selbst der Sauerstoff jede Hoffnung aufgegeben.
    Wills Gedanken wanderten zu den letzten Worten, die sein Dad zu ihm gesagt hatte, als er vor zwei Tagen abgereist war: »Achte auf deine Träume.« Plötzlich blitzte der Traum auf, der ihm am Morgen entglitten war. Will schloss die Augen, um ihn wieder einzufangen, und erwischte ein einziges flüchtiges Bild:
    Schneeflocken. Stille in einem riesigen Wald, große schneebeladene Bäume .
    Bis zu diesem Morgen auf den Berggipfeln hatte er trotz der vielen Umzüge noch nie richtigen Schnee gesehen. Aber dieses Bild erschien ihm realer als ein Traum – wie ein Ort, an dem er tatsächlich schon einmal gewesen war.
    Die Tür schwang auf. Der Schulpsychologe schlüpfte herein und unternahm übertriebene Anstrengungen, nicht aufzufallen – wie ein Pantomime, der

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