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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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SPRICH ES LAUT AUS, SELBST WENN DU ES NICHT FÜHLST, DENN DAS ERHÖHT DIE WAHRSCHEINLICHKEIT, DASS DU ES DOCH NOCH FÜHLST.
    »Das Leben ist schön«, sagte er ohne rechte Überzeugung.
    Verdammt. Im Augenblick kam ihm Nr. 17 wie die lahmste Regel auf Dads Liste vor. Natürlich konnte er dafür einige offensichtliche körperliche Gründe verantwortlich machen: Das Thermometer zeigte nasskalte neun Grad Celsius, seine Muskeln ächzten vom gestrigen Krafttraining und die merkwürdigen Träume der vergangenen Nacht hatten ihm den Schlaf geraubt. Ich bin einfach ein bisschen neben der Spur. Das ist alles. Es geht mir immer sofort besser, sobald ich auf der Straße bin .
    Nr. 18: WENN NR. 17 NICHT FUNKTIONIERT, SEI DANKBAR FÜR DAS, WAS DU HAST.
    Will startete die Stoppuhr auf seinem Handy und trabte los. Die Sohlen seiner Asics Hypers klatschten leicht auf den Gehweg … 2,2 Kilometer bis zum Café. Zeitvorgabe: sieben Minuten.
    Er versuchte es mit Nr. 18.
    Angefangen bei Mom und Dad: Alle Jugendlichen, die er kannte, beschwerten sich rund um die Uhr über ihre Eltern, aber Will hatte keinen Grund zu klagen. Denn mit seinen Eltern hatte er richtig Glück gehabt: Sie waren klug, fair und ehrlich, nicht wie diese Schwätzer, die Werte predigten und sich dann gehen ließen wie Penner, wenn ihre Kinder nicht da waren. Seine Eltern nahmen seine Gefühle ernst, berücksichtigten immer seinen Standpunkt, kippten aber nie gleich um, wenn er Grenzen austestete. Ihre Erziehung war klar und ausgewogen, genau zwischen nachsichtig und beschützend, sodass er genügend Raum hatte, auf Unabhängigkeit zu drängen, sich aber gleichzeitig immer sicher fühlen konnte.
    Ja, sie haben ihre guten Seiten .
    Andererseits: Sie waren sonderbar, geheimnistuerisch, ständig pleite und zogen wie Beduinen alle achtzehn Monate um – weshalb er nie Freunde finden oder sich an dem Ort, wo sie gerade wohnten, heimisch fühlen konnte. Aber hey, wozu braucht man eine Clique, wenn deine Eltern deine einzigen Freunde sind? Was machte es schon, wenn er deshalb für den Rest seines Lebens völlig verkorkst war? Vielleicht würde er eines Tages darüber hinwegkommen. Nach jahrzehntelanger Therapie und tonnenweise Antidepressiva.
    Na also: Ich bin dankbar für das, was ich habe. Funktioniert doch immer wieder, dachte Will spöttisch.
    Als er den zweiten Häuserblock erreichte, hatte Will die Morgenkälte abgeschüttelt. Sein Blut zirkulierte und die Endorphine ließen sein Nervensystem munter werden, während das Tal um ihn herum zum Leben erwachte. Er ließ seinen Geist zur Ruhe kommen und öffnete seine Sinne, wie seine Eltern es ihm beigebracht hatten: Der scharfe, rauchige Geruch von wild wachsendem Salbei und die sauerstoffreiche Luft der Orangenhaine entlang der regennass glänzenden Straßen des East End. Ein Hund bellte; irgendwo wurde ein Wagen angelassen. Weit im Westen erkannte er durch die Lücke zwischen den Bergen einen kobaltblauen Streifen Pazifik, auf dem sich die ersten Sonnenstrahlen spiegelten.
    Das Leben ist schön . Jetzt glaubte er es fast schon wieder.
    Will trabte auf die Stadt zu, entlang weitläufiger Farmen, bis die Bebauung mit jedem Meter dichter zu werden schien. Nach nur fünf Monaten gefiel ihm Ojai besser als jeder andere Ort, an dem er bisher gelebt hatte. Die Kleinstadtatmosphäre und die ländliche Lebensart fand er angenehm und ungezwungen – eine Zuflucht, weit entfernt von der Hektik und dem Stress des Großstadtlebens. Der Ort schmiegte sich in ein hoch gelegenes, grünes Tal, geschützt vom Küstengebirge, und war auf beiden Seiten nur über schmale Passstraßen zu erreichen. Die Chumash-Indianer, die ursprünglichen Bewohner der Region, hatten ihn Ojai, »Tal des Mondes«, genannt. Jahrhundertelang war der Ort ihre Heimat gewesen, aber die »Zivilisation« hatte keine zehn Jahre gebraucht, um sie von dort zu vertreiben. Für die Chumash hatte es keine »Zuflucht« gegeben.
    Will wusste, dass seine Familie auch von diesem fast perfekten Ort fortziehen würde – wie jedes Mal nach etwa eineinhalb Jahren. Sosehr er das Ojai Valley auch mochte, hatten ihn viele schmerzliche Erfahrungen inzwischen gelehrt, sein Herz nicht an Orte oder Menschen zu hängen …
    Eine schwarze Limousine rollte langsam über die Kreuzung einen Häuserblock weiter vor ihm. Wegen der stark getönten Seitenscheiben konnte er den Fahrer nicht sehen.
    Sie suchen eine Adresse, dachte Will. Dann wunderte er sich, woher er das wusste.
    Ein leiser

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