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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Marimba-Klingelton drang aus seiner Tasche. Er holte sein Handy hervor und sah Dads erste SMS des Tages: WIE IST DEINE ZEIT?
    Will lächelte. Dad hatte schon wieder die Feststelltaste gedrückt. Wie oft hatte Will ihm schon die SMS-Etikette zu erklären versucht: »Das ist so, als würdest du SCHREIEN!«
    »Das tue ich ja auch«, hatte Dad geantwortet. »ICH BIN GANZ WEIT WEG!«
    Will schrieb zurück: Wie ist die Tagung? Wie ist San Francisco? Während des Laufens SMS zu schreiben, war kein Problem, er hätte es sogar gekonnt, während er auf einem Einrad eine Wendeltreppe hinunterfuhr … Abrupt kam er zum Stehen, noch bevor er das reibende Geräusch von Gummi auf nassem Asphalt hörte. Eine dunkle Masse schob sich in sein Gesichtsfeld.
    Die schwarze Limousine war direkt vor ihm, eingehüllt in Abgase, den Motor im Leerlauf. Es handelte sich um ein neues viertüriges Modell irgendeiner schlichten amerikanischen Marke, die Will nicht erkannte. Seltsam: keine Logos, Zierleisten oder sonstigen Erkennungsmerkmale. Vorn ein Nummernschild – Standard, nicht aus Kalifornien – mit einer kleinen US-Flagge am Rand. Aber unter der Haube versteckte sich kein Motor aus dem Fuhrpark des Staatsdienstes: Es hörte sich eher an wie ein aufgemotztes Stockcar bei einem NASCAR-Rennen.
    Hinter dem schwarzen Glas konnte er zwar niemanden erkennen – und ihm fiel ein, dass so dunkle Windschutzscheiben eigentlich auch verboten waren –, aber er wusste, dass ihn jemand beobachtete. Will fixierte den Wagen, Geräusche traten in den Hintergrund, die Zeit blieb stehen.
    Eine Marimba unterbrach die Stille. Noch eine SMS von Dad: »LAUF, WILL!«
    Ohne aufzublicken, zog Will sich die Kapuze über den Kopf und wedelte kurz entschuldigend in Richtung der Windschutzscheibe: Er hielt das Handy hoch und bewegte es hin und her, als wolle er sagen: Mein Fehler. Geistesabwesender Teenager. Beiläufig drückte er auf das Kamerasymbol und machte ein Foto vom Heck der Limousine. Dann steckte er das Handy in die Tasche und fiel wieder in seinen lockeren Laufschritt.
    Lass es so aussehen, als würdest du einfach nur laufen, nicht wegrennen, dachte Will. Und dreh dich nicht um .
    Während er sich entfernte, lauschte er auf das heisere Röhren des Motors. Es wurde lauter, als der Wagen hinter ihm anfuhr, nach links abbog und schließlich verschwand.
    Dann hörte er jemanden sagen: »Die Beschreibung passt. Möglicher Sichtkontakt.«
    Okay. Wie kam diese Stimme in seinen Kopf? Und wem gehörte sie?
    Dem Fahrer, war die Antwort. Er spricht über Funk. Er redet von dir .
    Wills Herz pochte wie wild. Dank seines Trainings hatte er einen Ruhepuls von zweiundfünfzig; er wurde erst dreistellig, wenn er drei Kilometer gelaufen war. Doch im Moment lag sein Puls bei weit über hundert Schlägen pro Minute.
    Erste Frage: Hat Dad mir gerade eben (von San Francisco aus?!) gesagt, ich soll LAUFEN, weil er will, dass ich meine Zielzeit einhalte, oder weil er irgendwie weiß, dass dieser Wagen nichts Gutes zu bedeuten hat …
    Dann hörte Will die Limousine einen Block weiter, hörte, wie das Getriebe durch die Gänge stampfte und der Motor rasch beschleunigte. Reifen quietschten: Sie kamen zurück.
    Will bog in eine unbefestigte Gasse ein. Hinter ihm schoss die Limousine wieder auf die Straße, die er gerade verlassen hatte. Bevor der Wagen die Gasse erreichte, scherte Will nach rechts aus, sprang über einen Zaun und schlängelte sich durch einen Hinterhof, der mit allen möglichen Überresten von Halloween-Dekorationen vollgestopft war. Er machte einen Satz über einen Maschendrahtzaun und landete auf einem schmalen betonierten Weg, der an der Seite des Hauses entlangführte …
    … als plötzlich ein gefährlich aussehender, massiver Kopf mit breiter, knurrender Schnauze aus einer Hundehütte rechts von ihm hervorschoss und nach ihm schnappte. Will sprang auf das Tor am Ende des Wegs und kletterte hastig darüber, als die Bestie auch schon mit gefletschten Zähnen gegen den Zaun krachte.
    Einen halben Block entfernt hörte Will das Röhren des Limousinen-Motors, während der Wagen zur nächsten Ecke raste. Keuchend blieb Will am Rand des Hofs hinter einer hoch aufragenden Hecke stehen. Dann überzeugte er sich schnell davon, dass die Luft rein war, und sprintete quer über die Straße, über einen Rasen und an einem weiteren Haus entlang, dessen Hinterhof von einem fast zwei Meter hohen Lattenzaun begrenzt wurde. Er machte im Laufen ein paar kürzere Schritte, um

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