Palast der Dunklen Sonnen
dunkel; nur ein konturloser Haufen gebrauchter Kleidung lag auf dem Boden. Er ließ den Blick langsam schweifen, bis er schließlich etwas im Türrahmen wahrnahm: einen großen, spinnenförmigen Droiden aus schwarzem Metall mit gedämpften Scheinwerfern, die im Dunkeln wie Augen glühten. Ein Gehirnläufer der B'omarr.
Von allen Dingen im Palast des Hutts waren nur die B'omarr noch furchteinflößender als Jabba selbst. Irgendwo tief unter der Festung wurden die chirurgisch entfernten Gehirne der B'omarr in mit Nährlösungen gefüllten Behältern aufbewahrt, wo sie seit Jahrhunderten über den Kosmos grübeln konnten, ohne von ihren Sinnen abgelenkt zu werden. Nur selten riefen die Gehirne einen der spinnenartigen Droiden zu sich, der dann das Mönchsgehirn in die oberen Etagen des Palasts beförderte.
Tessek fragte sich, welche Ziele diese Kreaturen verfolgten. Spione, alles Spione.
Tessek schloß die Tür zu seinem Raum, indem er einen Schalter betätigte, und stieg aus dem Wassertank, wobei die kostbare Flüssigkeit auf den warmen Boden tropfte.
Der B'omarr bemerkte zu spät, daß er gefangen war, und das in seinem spinnenartigen Körper gefangene Mönchsgehirn hastete durch den Raum, versuchte, sich hinter dem Kleiderhaufen zu verstecken.
»Kommt heran, oh großer Erleuchteter«, spottete Tessek. »Seht Eurem nahenden Tod mit Gleichmut entgegen.«
Zu seiner Überraschung hielt der Mönch mitten in der Bewegung inne; dann wandte er sich ihm mit hell scheinenden Lichtern zu. Er erklomm den schmutzigen Kleiderhaufen und blieb ruhig stehen, die Kameralinsen auf Tessek gerichtet.
»Seht Ihr Eurem eigenen nahenden Tod mit solchem Gleichmut entgegen?« Der Mönch sprach durch einen blechern klingenden Lautsprecher an der Unterseite des Spinnenkörpers.
Tessek lachte nervös, schnallte dann einen Blaster an seine Hüfte, einen weiteren an sein linkes Knie, steckte die Vibroklingen in die Scheiden auf seinem Rücken, am rechten Knie und am linken Handgelenk. Er hatte den Mönch sofort töten wollen, entschloß sich aber nun, zuerst mit ihm zu spielen.
»Ihr wollt mich also glauben machen, daß Ihr meinen Tod voraussehen könnt«, sagte Tessek. »Doch seid Ihr anscheinend nicht in der Lage, Euren eigenen vorauszusehen.«
»Vielleicht bin ich hierhergekommen, weil ich den Tod suche«, antwortete der Mönch. »Vielleicht sehne ich mich nach der vollkommenen Freiheit, genau wie Ihr Euch danach sehnt.«
»Ich bin bereits ein freier Quarren«, sagte Tessek. »Ich arbeite für Jabba auf Tagesbasis, und ich kann unser Arbeitsverhältnis beenden, wann immer ich will. Ich bin frei.« Er steckte das letzte Messer in die Scheide, überprüfte seinen Blaster, ob er voll geladen war, und legte auf die Kreatur an.
»Und doch steht es Euch nicht frei, zu den grünen Meeren Eurer Heimatwelt zurückzukehren«, gab der Mönch zurück, »weil alle Angehörigen Eurer Spezies von den Mon Calamari für verfemt erklärt worden sind. Jahrelang habt Ihr ihnen treu gedient, doch weil ein Quarren sie an das Imperium verraten hat, sind jetzt alle Quarren vogelfrei. Und Ihr habt geschworen, Euch eines Tages befreien zu wollen, daß Ihr niemals mehr einer anderen Spezies als Untergebener dienen wollt.«
»Wie könnt Ihr von diesen Dingen wissen?« fragte Tessek.
»Während Ihr geschlafen habt, habe ich Eure Gedanken gelesen. Ich habe Eure Sehnsucht gespürt, und so kam ich, um Euch die Freiheit anzubieten, nach der Ihr verlangt.«
»Ihr könnt meine Gedanken lesen?« fragte Tessek, ohne wirklich an den Worten seines Gegenübers zu zweifeln.
»Das kann ich«, sagte der Mönch. »Ich weiß, daß Ihr nach Jabbas Tod trachtet, doch gleichzeitig fürchtet Ihr, daß Eure eigenen Handlanger - Ree-Yees, Barada und die Weequays -Eures Vertrauens unwürdig sind, daß Ihre Unfähigkeit Euer Komplott zum Scheitern bringen wird.
Und tatsächlich seid Ihr weiser als Eure Verbündeten, ja, weiser als Jabba selbst.« Tessek vermutete, daß der Mönch ihm schmeicheln wollte. »Ihr hofft, den Hutt töten und sein über die gesamte Galaxis verstreutes Vermögen in Euren Besitz bringen zu können. Ihr glaubt, dadurch die Freiheit zu erlangen. Ihr glaubt, daß Euer Reichtum Euch den Respekt und die Seelenruhe erkaufen wird, nach der Ihr Euch sehnt.«
»Aber?« fragte Tessek.
»Doch nur zu bald werdet Ihr entdecken, daß Ihr nur der Sklave Eures eigenen Reichtums geworden seid, gefangen in einem Netz aus Mißtrauen und Betrug, umgeben von Intriganten,
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