Palast der Dunklen Sonnen
nicht nach ihr gesucht hätte.
Und dann hatten sie den Küchenjungen gefunden. Yarna war die einzige, die die Bedeutsamkeit der angetrockneten Blutstropfen in den Nasenlöchern des Opfers kannte. Sie wußte, wie der Junge den Tod gefunden hatte. und sie verspürte nicht das geringste Verlangen, sein Schicksal zu teilen. Seit jenem Augenblick war sie nicht mehr allein geblieben, sie hatte sogar beim Besuch des Badehauses und der Toilette einen Diener mitgenommen.
»Miss.«, sagte jemand zögernd, und Yarna drehte sich um und sah, daß Doallyn noch immer neben ihr stand. Seine Gesichtszüge waren verborgen, aber seine drängende Körperhaltung war nicht zu übersehen.
»Ja?« Die Askajianerin bemühte sich, die Ungeduld, die sie verspürte, nicht in ihrer Stimme hörbar werden zu lassen. Keiner durfte wissen, daß sie fliehen wollte, oder man würde sie aufhalten.
»Ich habe mich gefragt, ob Sie mir helfen könnten. Sie sind doch für das Reinigungspersonal verantwortlich... Sie wissen, wo Jabba manche. Dinge aufbewahrt. Ist Ihnen jemals ein Vorrat hiervon untergekommen?« Geschickt löste der Wächter eine kleine, zylindrische Patrone aus der Seite seines Atemhelms und hielt sie ihr hin.
Yarna hatte ein solches Kästchen mit Gaspatronen gesehen, verborgen hinter der Wandtäfelung in Jabbas Quartier. Sie sah Doallyn neugierig an. »Was ist das?«
»Eine Spurenelement-Atempatrone. Ich kann Tatooines Luft eine kurze Zeitspanne lang atmen, aber wenn dann nicht eine winzige Dosis Hydron-Drei beigemischt wird, muß ich sterben.« Der Wächter blickte besorgt über die Schulter. »Jabba hat immer nur den Vorrat für einen Tag rausgerückt. das war seine Art, sich meiner Loyalität zu versichern. Aber wo er jetzt tot ist.«
Yarna musterte ihn nachdenklich, die Arme unter den obersten Brüsten verschränkt. Ob er wohl Geld hatte? Konnte sie ihn dazu bringen, für diese Information zu bezahlen? Sie dachte daran, für die Enthüllung des Verstecks einige Kredits zu verlangen, aber etwas in ihr sträubte sich gegen die Idee. Bei Askajs Mondgöttin, Doallyn würde sterben - und er gehörte nicht zu denjenigen, die sie gequält und unterdrückt hatten, er war nur einer mehr, der in Jabbas Gewalt gewesen war.
Außerdem würde sie Hilfe brauchen, um an ihren Beutel heranzukommen. Wieder hallte ein schriller Schrei durch den Palast, gefolgt von dem schnaubenden, quiekenden Gelächter eines Gamorreaners. Mit jeder verstreichenden Sekunde wurden die Geräusche wüster Gelage und des Aufruhrs lauter. Zwar gab es schlimmere Dinge als betrunkene, durch die Palastkorridore streifende Gamorreaner, aber sie waren auch nicht zu unterschätzen.
Yarna nickte Doallyn abrupt zu. »Ich weiß, wo er sie aufbewahrt hat.« Es war so ungewohnt, von Jabba in der Vergangenheitsform zu sprechen. Die Askajianerin stellte fest, daß es ihr schwerfiel, sich den Hutt tot vorzustellen. Jabba war widerwärtig, ekelhaft, pervertiert und gierig gewesen - aber zugleich auch stark, voller Vitalität und lebendig. »Begleiten Sie mich, beschützen Sie mich, während ich ein paar Dinge hole, und ich zeige Ihnen dafür, wo sie sind. Ist das fair?«
Doallyn nickte.
Die Askajianerin setzte sich in Bewegung und eilte durch den Palast; Doallyn folgte ihr. Bei jeder dunklen Tür, an der sie vorbeikam, verkrampfte sie sich und fragte sich, ob er wohl dahinter lauerte. Aber niemand stellte sich ihr in den Weg.
Als sie die Dienerquartiere erreichten, ging Yarna schnurstracks auf den Schrank zu, in dem die Schallbesen und andere Reinigungsutensilien aufbewahrt wurden. »Halten Sie die Waffe bereit«, instruierte sie ihren Begleiter, während sie sich hinkniete und bei einem der automatischen Bodenreiniger eine Klappe öffnete. »Ich will keine Überraschung erleben.«
Sie griff an der Batterie vorbei nach dem kleinen Beutel, den sie im Innern der Reinigungseinheit versteckt hatte. Doallyn legte den behelmten Kopf schief, und Yarna hatte den Eindruck, aus seinem mechanischen Tonfall Erheiterung herauszuhören. »Was haben Sie dort versteckt, Miss?«
Yarna fühlte das Gewicht des Beutels, ließ ihn auf der Handfläche hüpfen. Ihre Lippen verzogen sich zu dem ersten echten Lächeln seit einem Jahr. »Die Freiheit meiner Kinder«, sagte sie langsam.
»Ihrer Kinder?«
»Sie sind nicht hier«, erwiderte Yarna. »Jabba hat befohlen, daß man sie in seinem Stadthaus in Mos Eisley festhält. Ich habe noch drei Kinder. die Sklavenjäger haben das vierte während unserer
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