Palast der Dunklen Sonnen
gefunden!«
Sobald der Wächter verschwunden war, stürzte Ree-Yees den gesamten Inhalt seiner Flasche hinunter und hielt nur inne, wenn er gezwungen war zu atmen. Ein Brennen stieg aus seinem ersten Magen auf und verbreitete sich in jeder Faser seines Körpers. Seine Augenstiele zitterten, seine Knie drohten nachzugeben, aber schließlich hüllte ihn eine glückselige Taubheit ein. Ein seltsames Brausen erfüllte seinen Kopf. Es schien Stimmen zu enthalten, eine ganz bestimmte Stimme, das knirschende Grollen Jabbas. Er hatte es bereits zuvor gehört, eine alptraumhafte Erinnerung, am zerklüfteten Rand des Schlafes.
Der Koch war verschwunden, seine erste vernünftige Handlung. Als Ree-Yees aus der Küche stolperte, achtete er kaum auf den Weg, den er durch die schmutzigen Korridore einschlug.
Wo war der verdammte Zünder? Der Gang wand sich in die Tiefe, und es gab öfters Abzweigungen, bis Ree-Yees schließlich erkannte, daß er ihn gar nicht in sein Quartier oder zurück zu Jabbas Thronsaal führte, sondern ihn immer tiefer in das Labyrinth unter dem Palast brachte.
An einer unbekannten Kreuzung blieb Ree-Yees stehen, sein Atem pfiff durch seine Kehle, in seinem Kopf drehte sich alles. Seine Augenstiele rotierten wild. Hier unten, weit entfernt von den bewohnten oberen Regionen, tropfte leuchtender Schleim von den nassen Steinwänden. Die Luft roch feucht und leicht metallisch.
Welchen Weg sollte er nehmen? In zwei Sprachen fluchend, nahm er die eine Abzweigung, die in die richtige Richtung zu führen schien. Aber er geriet immer weiter in die Tiefe, stolperte durch Pfützen voller streng riechendem Wasser, stieß sich die Ellbogen an zerklüfteten Steinwänden. Bilder wie aus betrunkenen Träumen blitzten durch seine Gedanken. Eine Erinnerung stieg in ihm auf, da war ein Druck tief in seinem Bauch, so hart wie Metall. Er sah eine plötzlich emporschießende, alles verschlingende Flamme. Plötzlich explodierte eine Feuerwand vor ihm, Flammen griffen nach ihm, hüllten ihn ein.
Er schüttelte den Kopf. Die Visionen stürmten weiter auf ihn ein und wurden mit jedem zurückgelegten Schritt stärker und klarer.
Die Flammen stiegen in die Höhe, deutlicher und erschreckender als zuvor. In ihrer lodernden Hitze wellte sich seine Haut, seine Augäpfel brutzelten auf ihren Stielen und zerplatzten.
Er starrte auf eine endlose weiße Ebene, voller Schnee und glitzernder Eispartikel, sah Gletscherspalten aus gefrorenem Blau und riesige Kampfmaschinen, die schwerfällig vorrückten.
Er blinzelte, und das Bild wurde zu dem üppigen Chaos eines Sumpfs, ein böse zugerichteter X-Flügler versank im Schlamm, Bäume und Schlingpflanzen verschmolzen zu einem grünen Gestrüpp, Blumen wie helle Lichter, geflügelte Echsen kreischten.
Das Bild machte plötzlich einem riesigen Gewölbe Platz, an dessen Wände sich Regale und seltsame Maschinen schmiegten, und auf den Regalbrettern ruhten Kuppeln aus Glas, in denen körperlose Gehirne in einem unheimlichen rosa Licht pulsierten.
Dann klärte sich Ree-Yees' Mittelauge, und er begriff, daß er tatsächlich im Gewölbe der Gehirne stand. B'omarr-Mönche. Stille erfüllte den Raum; das einzige Licht stammte von den Anzeigedisplays und dem rosigen Glühen der Behälter. Sein Herz, das bei der Vision des Feuers aus dem Gleichgewicht geraten war, schlug wieder langsamer. Er fuhr sich mit der schmalen Zunge über die Lippen.
Vor den Gehirnen brauchte er keine Angst zu haben, sagte er sich, Relikte der degenerierten zweiäugigen Mönche, die diese Tunnel bereits Jahrhunderte, bevor Jabba sie entdeckte, ausgehöhlt hatten. Ihre nackten Gehirne konnten nichts tun, außer dort zu sitzen, jedes in seinem Glasgefängnis, reglos bis auf das langsame Pulsieren.
Ein leises Wispern, als Stoff über Stein schabte, ließ Ree-Yees herumwirbeln. Eine Gestalt in einer voluminösen Robe glitt aus den Schatten und blieb in der Mitte des Raumes stehen. Ree-Yees konnte nicht erkennen, wie der Körper beschaffen war, er konnte nicht einmal die Rasse erkennen, oder ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, so vollständig verbarg die Kapuze ihre Gesichtszüge. Noch während er sie anstarrte, hob die Gestalt einen Arm. Der Ärmel fiel zurück, enthüllte eine humanoide, fast bis aufs Skelett abgemagerte Hand; die bleiche Haut spannte sich über grotesk deformierte Knöchel.
Aus der geheimnisvollen Dunkelheit unter der Kapuze ertönte eine Stimme. »Das Feuer ist nur eine Warnung«, krächzte
Weitere Kostenlose Bücher