Palast der Dunklen Sonnen
Abendessen, glorreiches Abendessen! Und damit es soweit war, mußte er nur dafür sorgen, daß Sy Snootles und Snit nach draußen kamen.
Sy würde alle am längsten aufhalten, das war ihm klar. Sie brauchte immer viel zu lang, um sich anzuziehen. Was das anging, brauchte sie für alles viel zu lang. Man kann Leuten, die in ihrem Essen nur herumstochern, einfach nicht vertrauen, dachte er, genau wie seine Großeltern immer gesagt hatten.
Er klopfte an ihre Kabinentür und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
»Ja?« rief eine zierliche Stimme so dünn wie ein Schilfrohr.
»Ich bin's«, rief Max. »Evar sagt, du sollst dich beeilen. Der Transporter wartet, und wir müssen essen.« Wenn sie das nicht herauslockte, dann würde nichts es tun.
»Ich bin sofort da.«
»Beeil dich«, sagte er, drehte sich um und ging weiter.
Abendessen, Abendessen, glorreiches Abendessen! Er konnte es fast schon schmecken. Banthasteaks, Kiwipgras und Gannesasaft. Feuereintopf, Lawendelbaumbrot und saftiges Ploth. Gebratenes Yarnak, Ingwernudeln und weißen Samenkuchen. Er würde von allem etwas nehmen. Alles, was er noch tun mußte, war, Snit zu finden.
Die Kabinentür des Kitonakers stand offen, also ging Max einfach hinein. Warum Zeit verschwenden, wenn das Essen wartete? Je schneller sie sich in Bewegung setzten, desto schneller würden sie essen.
Snit kauerte in der Ecke, den großen unförmigen Kopf in den großen unförmigen Händen vergraben. Sein Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Es war der größte Gefühlsausbruch, den Max je bei ihm gesehen hatte.
Armer Primitiver, dachte Max. Evar hatte Snit wirklich ausgehungert. Soweit Max bekannt war, hatte Snit in den sechs Monaten, die er der Band angehörte, nur sechsmal gegessen -jedesmal eine große Schnecke. Als Evar Snit auf Ovrax IV gekauft hatte, hatte sein Bauch so weit heruntergehangen, daß seine Beine nicht mehr zu sehen gewesen waren. Das ist mal ein glücklicher Kitonaker, hatte Max mit einem gewissen Neid gedacht und sich vorgestellt, welch großartige Mahlzeiten nötig gewesen waren, um einen so korpulenten Körper zu erschaffen. Doch seit jener Zeit hatte Snit die Hälfte seines Körpergewichts verloren. Nur mit roten Shorts bekleidet, sah er für einen Kitonaker richtig schlank aus - noch immer wie ein unbeholfen geformter Haufen Sauerteig, aber ein schlanker Haufen Sauerteig.
»Du mußt jetzt rauskommen«, sagte Max. »Zeit zum Abendessen«, fügte er glücklich hinzu. Das sollte ihn aufmuntern, dachte er.
Zu seiner Erleichterung hörte Snit zu schniefen auf und stellte sich auf seine drei schweren, runden Füße. Winzige schwarze Augen blickten unter einer schweren, klumpigen Stirn hervor.
»Komm schon«, sagte Max, ergriff Snits Hand und führte ihn in den Korridor. Unterwegs konnten sie Sy auflesen. War außer ihm denn niemand hungrig? Er verspürte nagende Schmerzen in seinem Bauch. Es war Zeit fürs Abendessen, fürs Abendessen, fürs glorreiche Abendessen!
Evar Orbus stand neben seinen acht Kisten Ausrüstung und schäumte still vor sich hin. Wo bei den sieben Höllen blieb dieser Transporter? Traue niemals einem Bith, dachte er wütend. Er hatte schon zuvor mit ihnen zu tun gehabt. Sie konnten vielleicht besser hören als er, aber das machte sie nicht zu etwas Besserem, nicht einmal im Ansatz. Seit dem Anruf war eine halbe Stunde vergangen. Er würde sich auf jeden Fall mit dem Wookiee über seinen Bartender unterhalten müssen.
Sy Snootles verlagerte mit ärgerlich geschürzten Lippen unablässig das Gewicht von einem dünnen Bein aufs andere. Sie starrte ihn wütend an, seit sie vor zwanzig Minuten ausgestiegen war.
»Was starrst du so?« wollte Evar schließlich wissen.
»Max hat mich hier heraus gedrängt«, sagte sie mit ihrer hohen, dünnen Stimme, »denn angeblich sollte ein Transporter bereitstehen, der uns zum Essen bringt. Es gibt keinen Transporter. Es gibt kein Essen. Ich hätte mich in meiner Kabine aus- ruhen können. Du weißt, wie zart ich bin, Evar. Diese Wüstenluft ist einfach nicht gut für meine Lippen. Von meiner Kehle ganz zu schweigen. Oder meinen Lungen.«
Evar seufzte innerlich. Er wußte über ihre Lippen und Lungen Bescheid. Sie ließ sie im Hyperantriebsmodus arbeiten. Wäre sie nicht eine der besten Sängerinnen gewesen, die ihm je begegnet war, und stünden in ihrem Vertrag nicht ein paar ausgesprochen häßliche Strafen, was die vorzeitige Auflösung betraf, hätte er sie binnen einer Nanosekunde
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