Palast der Dunklen Sonnen
Davon abgesehen erstaunte es ihn, daß in dem Palast zwei unterschiedliche Kulturen lebten: Jabbas Verbrecherorganisation und diese Mönche. Schon vor Generationen hatten Verbrecher Teile des Klosters besetzt, das die Mönche errichtet hatten, und sie zu einem Palast ausgebaut, indem sie die besten Räumlichkeiten für sich beanspruchten und sich in der Folgezeit immer weiter ausbreiteten. Die Zeit war gekommen, um alles in Besitz zu nehmen.
Aber plötzlich hatte Fortuna mittendrin aufgehört. Er war wütend, daß sich noch immer einige der Mönche hier aufhielten. Wie mußten sie über die Anwesenheit Jabbas und seines Gefolges in ihrem Palast denken? Bestimmt waren sie wenig erfreut. Fortuna glaubte, ihre Unzufriedenheit zu seinem Vorteil ausnutzen zu können, er wollte bei ihren Klagen ihre Partei ergreifen und vorgeben, von ihnen zu lernen, um sie dann zu einem Komplott mit dem Ziel anzustiften, den Palast von Jabba zu säubern; er wollte sie zu einer unverdächtigen Streitmacht formieren, die er mobilisieren konnte, wenn der Tag kam, an dem er die Macht an sich riß.
Wie gut sein Plan funktioniert hatte! Die Mönche waren jetzt ausgebildet und ausgerüstet, den Palast zu erobern. Es gab Hunderte von Mönchen, die noch immer ihre Körper besaßen -und Hunderte in Gehirnbehältern und Läufern, genug, um nichtsahnende Wächter schnell zu überwältigen. Und Fortuna hatte von den Mönchen gelernt. Das mußte er nicht einmal vortäuschen. Sie hatten viel zu lehren. Er hatte gelernt, wie man allein mit Hilfe der Intuition die Verschwörungen, die sich um Jabba rankten, wahrnehmen konnte, genau wie die geplanten kleinen Diebstähle oder die unnatürlichen physischen Begier- den. Sie hatten ihn gelehrt, daß seine Arbeit vom Schicksal bestimmt war - und er hatte ihre Lehre sogar noch weiterentwickelt: Er glaubte, daß das Universum selbst ihm ermöglicht hatte, die nötige Macht und den Reichtum zu erlangen, um Ryloth, seine Heimatwelt, zu erobern und sein Volk, die Twi'leks, zu der Art von Untertanen zu machen, die das Imperium so sehr schätzte, und dabei so viele von ihnen zu retten, wie nur möglich war. Außerdem sollten sie nicht nur exotische Sklaven abgeben, sondern auch Kopfgeldjäger, Söldner und Spione. Durch einen »Zufall« kontrollierte Fortuna Nat Secura, den letzten Abkömmling eines großen Twi'lek-Hauses. Nat war entscheidend für seinen Plan, das Volk würde sich um Nat (und Fortunas indirekte Führerschaft) scharen, wenn die Zeit gekommen war, um Ryloth zu erobern. Die Twi'leks würden sich für alle Zeiten daran erinnern, was Fortuna für sie getan hatte.
Die Namen seiner Vorfahren würden wieder geehrt werden.
Er würde geehrt werden.
Aber noch lag viel Arbeit vor ihm, und er mußte bereit sein. Die Zeit für fröhliche Tagträume war vorbei. Er aktivierte Sperren in seinem Bewußtsein, die seine finstersten Gedanken verbargen, und eilte weiter.
Nur ein Mönch erwartete ihn im Ratsgemach, und der saß nicht da und meditierte. Er ging auf und ab. »Master Fortuna«, sagte er. »Wir dachten, Ihr würdet nicht kommen. Euer Freund ist in großer Gefahr.«
»Welcher Freund?« fragte Fortuna. Er hatte keine Freunde. »Nat Secura. Jabba will ihn an den Rancor verfüttern.« Fortuna machte auf dem Absatz kehrt und eilte aus dem Raum. Jabba haßte Nat, weil dieser häßlich war; er hatte schreckliche Brandwunden davongetragen, als Jabbas Sklavenjäger seine Stadt angezündet hatten, um die Bewohner ins Freie und in ihre Netze zu locken. Sein Gesicht und sein Körper waren vernarbt. Seine Lekku, die Kopfschwänze, mit denen Twi'leks einen Großteil ihrer Kommunikation lautlos signalisierten, waren fast völlig verbrannt. Nat konnte nur mit seiner Stimme kommunizieren - eine schreckliche Behinderung -, aber er war noch immer, wer er war. Fortuna hatte ihn in den Ruinen der Stadt gefunden und erkannt, was für einen Fang er da gemacht hatte. Sein Wert war viel größer als der irgendwelcher Juwelen. Ihn an den Rancor zu verfüttern, also ehrlich!
Nachdem Fortuna stehengeblieben war, das Gewand glattgestrichen hatte, wieder zu Atem gekommen und in den Thronsaal gegangen war, fand er den gefesselten und ausgepeitschten Nat mit dem Gesicht nach unten auf dem Gitter liegend vor. Der Rancor brüllte auf und stand mit weit geöffnetem Rachen genau unter Nat, um das herabtropfende Blut aufzufangen. Die schmachvollen Überreste von Nats Lekku lagen auf dem Gitter ausgebreitet; jemand hatte die Kopfbedeckung
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