Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
„Entschuldige. War nicht so gemeint.“
„Schon gut. Ich hab mich halt nur gewundert. Weil Sandrine auch Karten mit diesem Datum hatte.“
„Mit Sandrine hat das nichts zu tun. Auch auf die Gefahr hin, dass du mich auslachst, ich habe mich in der Galerie mit einem Mä d chen getroffen.“
„Ach?“
„Ja. Sie ist nämlich ein großer Bewunderer von Leonardo da Vinci. Ich habe sie im Internet kennen gelernt. Bei einer …“ Er scha u te sich um, als würde er ihr ein Staatsgeheimnis offenbaren. „Bei einer Si n glebörse.“
„Das ist ja nichts Verwerfliches“, sagte sie, während es in ihrem Hinterkopf arbeitete. Flunkerte Patrick ihr etwas vor, oder sagte er die Wahrheit?
„Verwerflich ist es nicht, aber ein wenig peinlich.“
„Wieso das denn?“
Er kaute auf seinen Lippen herum. „Weil es bedeutet, dass ich im realen Leben niemanden fi n de.“
„Quatsch! Das Internet ist heutzutage auch das reale Leben. Es g e hört einfach dazu. Ohne es wären die Menschen noch eins a mer.“
„Ach ja? Du selbst veräppelst mich doch wieder und wieder, ich soll mir gefälligst ein Mädchen suchen. Denkst du, das ist lustig für mich?“
Vivien musterte ihn genau. Sein Gesichtsausdruck lag irgendwo zwischen wütend und verzweifelt. Natürlich hatte sie ihn gehänselt, was seine notorische Erfolglosigkeit bei Frauen anging. Aber sie dachte, er hätte das so aufgefasst, wie sie es meinte: Als Spaß. Entw e der war er ein hervorragender Schauspieler, oder tatsäc h lich schwer gekränkt.
„Das war doch nicht böse gemeint, Patrick. Im Gegenteil, ich wol l te dich nur anstacheln, dass du dir endlich eine Frau suchst. Du bist ein netter Kerl, und hast es nicht verdient, als männliche Jun g frau zu enden.“
„Siehst du, du tust es schon wieder“, protestierte er, „selbst jetzt veräppelst du mich. Ich bin keine männliche Jungfrau, verdammt noch mal!“
„Guten Tag und Mahlzeit“, ertönte eine Stimme hinter V i vien.
„Henry! Welche Überraschung!“
Er stutzte. „Ach so? Ich dachte, wir sind verabredet.“
„Ja. Ja, natürlich. Ich bin nur überrascht, dass du schon da bist. So früh, meine ich.“
„Es ist eins. Genau wie ausgemacht.“ Er zuckte die Achseln. „Wenn du keine Zeit hast, komme ich später wieder.“
„Nein, nein, wir sind hier fertig. Oder, Patrick?“
„Ja. Ich denke, das sind wir.“ Er wirkte immer noch gekränkt. „Du kannst ruhig essen gehen, wenn du willst. Ich halte derweil die Ste l lung.“
„Danke. Mahlzeit!“
Sie nahm Henry am Arm und zog ihn aus dem Laden. Erst als sie außer Sichtweite waren, ließ sie ihn los.
„Das musst du mir jetzt aber erklären“, sagte er. „Patrick ist eine männliche Jungfrau?“
Sie seufzte. „Nicht mitten auf der Straße.“
„In Ordnung. Pizzonien?“
„Gerne.“
Sie fuhren in Viviens neue Lieblingspizzeria, und suchten sich eine stille Ecke. Beim Essen war Patrick kein Thema, und He n ry hakte dankenswerterweise auch nicht nach. Als der Kel l ner die leeren Teller abgeräumt hatte, ergriff Vivien das Wort.
„Ich hatte einen kleinen Disput mit Patrick, unmittelbar b e vor du gekommen bist.“
„Ach, deswegen war die Atmosphäre so elektrisiert?“
„Das ist dir aufgefallen?“
„War nicht zu übersehen und zu überhören. Darf ich fragen, w a rum ihr euch gezankt habt?“
Vivien atmete kräftig durch. Sie erzählte Henry von i h rem Fund in Patricks Schublade. Während sie sprach, kämpfte sie einige Male mit den Tränen. Henry hörte sich ihre Geschichte ohne sichtbare G e fühlsregung an. Seine Stimme klang ernst, als er sich schließlich ä u ßerte.
„Du glaubst, dass er etwas mit Sandrines Verschwinden zu tun hat?“
„Das liegt doch nahe, oder? Er kennt sie, findet sie total geil. Wenn er selbstbewusster wäre, hätte er sie schon lange um ein Date geb e ten. Aber er weiß, was für einen Männerve r schleiß sie hat. Darum ließ er es bleiben, gab sich selbst nie eine Chance.“
„Und das prädestiniert ihn dafür, sie verschleppt, oder noch Schlimmeres mit ihr angestellt zu haben?“
Derselbe Zweifel wie in seinen Worten lag in seinem Blick. V i vien schaute ihn an und brach in Tränen aus. Der Kellner eilte he r bei, doch Henry winkte ihn wieder weg. „Ich weiß es nicht“, schluchzte Vivien, nachdem sie sich einige r maßen gefasst hatte. „Aber zähl mal eins und eins zusammen. In Sandrines Wohnung habe ich Eintritt s karten mit demselben Datum gefunden. Und auch sie würde da no r
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