Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
setzte ein breites Grinsen auf und war froh, die Situation en t schärft zu haben. Er lächelte, was ein wenig gezwungen wirkte, und führte sie aus dem Atelier. Sie stiegen die Treppe hinab.
„Es ist nach elf. Übernachtest du bei mir?“
Sein Blick drückte mehr als diese Frage aus. Obwohl sie todm ü de war, überlegte sie, auf sein Angebot einzugehen. Doch das hi e ße, mit Sicherheit kein Auge zuzukriegen. Ihr war b e wusst, dass sie seinen Reizen ebenso wenig standhalten würde, wie er den ihren.
„Das halte ich für keine gute Idee. Nein, versteh mich nicht falsch. Heute halte ich es für keine gute Idee. Ich brauche ei n fach ein wenig Schlaf.“
„Wir können in getrennten Schlafzi m mern übernachten, wenn du möchtest. Ich werde dich in keinster Weise behell i gen.“
„Du mich nicht, Henry, das glaube ich dir schon. Was mich a n geht, kann ich hingegen für nichts garantieren.“
Seine Augen leuchteten bei ihren Worten. „Dann morgen?“
„Sagen wir übermorgen.“
„Gut, übermorgen. Wie wäre es mit Essen morgen Abend? Ganz unverbindlich, zwei Stunden, danach fahre ich dich heim?“
„Mittagessen, eine Stunde, und zwar während meiner Mittag s pause. Danach fährst du heim, und bereitest dich darauf vor, mich übermo r gen fertig zu malen.“
Er setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Das schaffe ich nicht. Du musst schon öfter nackt für mich posieren. Dann übrigens ohne Halskette.“
„Welche Halskette?“
Vivien fasste sich an den Hals und erstarrte. Sie trug tatsächlich e i ne Kette. Aber das war doch nicht möglich. Sie nahm sie ab und betrachtete sie. Ihre Hände zitterten. Kein Zweifel, es war jene Hal s kette aus ihrem Tagtraum.
„Alles in Ordnung mit dir? Vivien, du bist ja ganz blass!“
Sie schluckte und suchte nach ihrer Stimme. Wenn dies die Kette von Evan war, hieß das, sie hielt den Beweis in Händen, dass sie nicht träumte, wenn sie sich im Schloss befand. Ihre Erlebnisse dort waren real, keine Einbildung, keine bloßen erotischen Fantasien.
„Ich bin nur müde. Gute Nacht, Henry Potarie.“ Sie küsste ihn. „Morgen Mittag um eins im Handyshop.“
„Ich werde da sein.“
Sie verließ das Chateau und fuhr nach Hause. Ihre Gedanken krei s ten wild. Noch als sie im Bett lag, suchte sie nach Erkläru n gen, die ihre erotischen Abenteuer fassbar machten. Gegen drei Uhr Früh schließlich gab sie es auf.
Was immer auch geschah, wenn sie in das Bild eintauchte, mus s te ihr Geheimnis bleiben.
16
„Na, war wohl eine anstrengende Nacht, wie?“
Don Juan machte sich über sein Fressen her, als hätte er eine W o che nichts in seinen Magen gekriegt. Vivien schmunzelte, stre i chelte ihn und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Je näher sie dem Ha n dyshop kam, desto mulmiger wurde ihr. Sol l te sie Patrick zur Rede stellen? Eigentlich war es kaum vorstellbar, dass ausg e rechnet ihr schüchterner Kollege etwas mit Sandrines Verschwinden zu tun h a ben könnte. Andere r seits, stille Wasser sind tief, vielleicht war er nur vordergründig schüchtern. Nicht selten hörte man in den Nachric h ten von Verbrechern, die in ihrer Nachbarschaft niemals negativ au f fielen, ehe sie durch ihre Taten in die Schlagze i len kamen.
Vivien beschloss, es auf sich zukommen zu lassen. Sie betrat das Geschäftslokal und grüßte ihren Kollegen, als wäre nichts gesch e hen.
„Na, hattest du einen schönen Abend mit deinem Graf?“, fei x te er. „Bist du einigermaßen erholt und einsatzb e reit?“
„Wie man’s nimmt. Erholt bin ich schon, allerdings schmerzt mein Rücken.“
„Ach nein, wieso das denn?“ Ein breites Grinsen erhellte Pa t ricks Gesicht.
„Nicht das, was du denkst. Ich habe heute Nacht wohl schlecht g e legen. Oder habe mir einen Zug geholt.“
Patricks Grinsen wurde noch breiter. „Ja, ja, das ist schon schlimm mit dem Kreuz. Aber wie sagt schon der Volksmund? Wenn es hi n ten weh tut, sollte man vorne aufh ö ren.“
Er duckte sich und rannte davon, ehe Vivien ihm etwas nac h werfen konnte. Sie lachte in sich hinein. Eigentlich schme i chelte es ihr, dass Patrick sie so neckte. Ganz im Gegensatz zu Sandrine, die sie ständig veräppelte, weil sie keinen Mann mehr abzukriegen drohte.
Sandrine. Viviens Heiterkeit war verflogen. Sie schaute zu Pa t rick, der die Eingangstür öffnete und die ersten Ku n den hereinbat. Wieder schossen ihr Gedanken durch den Kopf, die sie lieber verdrängt hä t te. Doch sie konnte sich ihrer
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