Palast der sinnlichen Traeume
Versäumnis. Hier ging es um Vertrauen.
Sie hatte ihm nicht vertraut. Sie hatte sich von ihrer Angst blenden und leiten lassen. Sie hatte sich geweigert, die Vergangenheit ruhen zu lassen und der Zukunft überhaupt eine Chance zu geben. Lucy schluckte. „Es tut mir leid.“
„Mir auch.“ Er wandte sich ab.
„Wirst du jetzt gehen?“, fragte sie.
„Wie gesagt, ich werde erst morgen fliegen.“
Also würde er sie letzten Endes doch verlassen. Mit ihrem Misstrauen und ihrer Furcht hatte sie ihn zu diesem Schritt getrieben. Sie sah ihm nach, wie er mit steifen Schritten ins Schlafzimmer humpelte. Nach kurzem Zögern folgte sie ihm. „Khaled, ich will nicht, dass du gehst.“
Ungeduldig zuckte er die Schultern. „Lucy, mein Vater ist krank.“
Sie schloss die Augen und beschwor sich, jetzt stark zu sein. „Ich meine, fort von mir. Verlass mich nicht.“
Langsam drehte er sich zu ihr um. „Dich verlassen?“
„Ich liebe dich. Ich liebe den Mann, der du heute bist.“ Es kümmerte sie nicht, wie verzweifelt sie sich anhörte, wie sehr sie ihn anflehen musste. In der Liebe gab es keine Angst. Sie würde vor ihm niederknien, ihre Seele vor ihm entblößen, wenn er dann bei ihr blieb.
„Tust du das?“, fragte Khaled ungläubig. „Liebst du einen Mann, von dem du bis vor fünf Minuten noch dachtest, er würde dich verlassen? Der seinen Sohn ohne ein einziges Wort im Stich lässt? Diesen Mann liebst du?“
Verständnislos schüttelte Lucy den Kopf. „Khaled …“
„Selbst jetzt noch richtest du über mich, ohne es zu merken! Wie kannst du mich lieben und gleichzeitig glauben, ich würde dich verlassen … ein zweites Mal? Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, Lucy. Du auch?“
Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, was er meinte. „Das heißt, du verlässt mich nicht?“, flüsterte sie.
„Ich werde meinen Vater besuchen“, erwiderte er. „Und es wäre schön, wenn du mich begleitest. Aber ich werde dich nicht“, in seiner Stimme schwang deutliche Verärgerung mit, „verlassen.“
„Aber …“
„Der Himmel allein weiß, wie sehr ich dich verletzt habe.“ Er ging zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Lucy, verzeih mir, dass ich dich vor vier Jahren verlassen habe. Vergib mir, dass ich dir so wehgetan habe. Kannst du das? Kannst du mir verzeihen?“
Als sie diesmal versuchte, die Tränen beiseitezublinzeln, scheiterte sie. Salzige Perlen liefen ihr über die Wangen. „Ja …“, wisperte sie.
„Ich habe Distanz gehalten, um dir Zeit zu geben, eine Entscheidung zu treffen.“ Er hielt inne und schenkte ihr ein zärtliches und zugleich trauriges Lächeln. „Zu entscheiden, ob du mich liebst.“
„Das tue ich.“ Ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Das war ja das Problem.“
„Das war das Problem?“, fragte er sanft.
Lucy schüttelte den Kopf. „Nein. Es war …“ Trotz der Tränen lächelte sie. „Meine Angst. Ich hatte so viel Angst.“
„Ich weiß.“
„Als mir klar wurde, dass ich dich liebe, habe ich auch begriffen, wie viel Macht du über mich hast. Das hat mir am meisten Angst gemacht.“ Sie schluckte. „Ich will keine Angst mehr haben.“
„Dann hab keine mehr. Ich werde dich nicht verlassen, Lucy. Ich bin nicht dein Vater. Ich bin nicht der Mann, der ich früher war.“
„Ich weiß das. Aber ich habe mich trotzdem gefürchtet, dir zu vertrauen.“
„Ich werde weder dich noch Sam jemals verlassen“, bekräftigte er. „Ich liebe euch beide. Ihr seid meine Familie, mein Leben. Ich muss nur wissen, ob du mir jetzt vertraust. Liebst du den Mann, der ich heute bin? Der nicht mehr Rugby spielen kann? Der eines Tages König sein wird? Der dich liebt?“ Er lächelte schief. „Kannst du diesen Mann lieben … alles an ihm?“
Es waren die Worte, die sie in ihrer Hochzeitsnacht gesagt hatte: Ich habe alles an dir geheiratet. „Ja“, sagte sie. „Das kann ich.“ Sie umfasste sein Gesicht mit den Händen. „Das tue ich.“ Ihre Stimme zitterte nicht mehr, sondern klang sicher und fest.
Endlich verfügte sie über die Kontrolle, die sie sich immer gewünscht hatte. Nun, da sie ihr Innerstes offenbart hatte, fühlte sie sich stark. Lucy lächelte. „Ich liebe dich, Khaled. So sehr.“
Er wandte den Kopf und küsste ihre Fingerspitzen. „Dann gibt es keine Angst mehr.“
„Nein.“ Die Erkenntnis ließ sie sich ganz leicht fühlen, als habe ein großes Gewicht sich gerade in Luft aufgelöst.
Sie war frei. Ohne Angst.
Sie war
Weitere Kostenlose Bücher