Palast der sinnlichen Traeume
durchquerte das Zimmer und zog, ihr den Rücken zuwendend, das Jackett aus.
„Einen leer geräumten Schrank und keine Nachricht finde ich in der Tat sehr offensichtlich!“
Khaled lachte rau auf. „Verurteilt und verdammt!“
„Du streitest es ja nicht einmal ab!“
„Warum sollte ich?“ Er wandte sich zu ihr um, jetzt funkelte auch in seinen Augen Wut. Aber da war noch etwas anderes … Verzweiflung, wie Lucy überrascht feststellte. In seiner Stimme lag eine tiefe Traurigkeit. „Vielleicht sollte ich widersprechen“, fuhr er schulterzuckend fort. „Aber ich kann es nicht. Ich will mein Leben nicht damit verbringen, mich vor dir zu rechtfertigen, Lucy. Dir beweisen, was für ein Mann ich bin.“
„Ich weiß nicht, was für ein Mann du bist!“
„Und genau das ist das Problem, oder? Wie können wir zusammenleben, uns lieben, wenn du mir nicht vertraust?“
„Lieben?“, wiederholte Lucy ungläubig und hoffnungsvoll zugleich.
„Ja.“ Khaled trat vor sie, die Schultern stolz gestrafft. In seiner Miene lag nichts Falsches, nur Aufrichtigkeit. „Ich liebe dich, Lucy. Weißt du das nicht? Ich habe dich immer geliebt. Ich habe es verborgen und geleugnet, um mich selbst zu schützen. Dabei habe ich mir eingeredet, ich würde dich beschützen. Ich wollte dir nicht als Krüppel zur Last fallen.“
„Du bist kein Krüppel.“
„Nein. Aber ich habe zugelassen, dass mein Charakter, mein ganzes Sein, von Rugby definiert wurde. Durch meine Popularität und meinen Status.“ Ein spöttisches Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Davor besaß ich nichts Eigenes, weißt du. Als mir der Sport genommen wurde, glaubte ich, wieder vor dem Nichts zu stehen.“
„Khaled …“
„Ich bin nicht mehr der Mann, in den du dich vor vier Jahren verliebt hast“, fiel er ihr ins Wort. „Ich habe mich verändert. In Dubai wollte ich dir das Gegenteil beweisen, aber es ist eine Tatsache, dass ich kein Rugbyspieler und kein Playboy mehr bin.“
„Ich will nicht, dass du so bist“, flüsterte Lucy. „Das wollte ich nie.“
„Nicht?“ Er lächelte schwach. „Jetzt magst du das behaupten, aber du liebst mich trotzdem nicht. Aber damals, auch wenn du es heute abstreitest, hast du mich geliebt, das weiß ich.“
Er sprach mit so schonungsloser Offenheit die Wahrheit aus, dass Lucy Kummer und Scham in sich aufsteigen fühlte. „Damals habe ich dich geliebt“, gestand sie flüsternd. „Aber …“
„Du hast Angst, dass ich dich verlasse“, führte er den Satz zu Ende. „Du vertraust mir nicht. Ich spüre das jeden Tag, jedes Mal, wenn du mich ansiehst, wenn du mit mir sprichst. Nur wenn wir miteinander schlafen, dann ist es anders. Doch selbst in diesen Momenten …“
„Nein, nicht.“ Sie blinzelte die Tränen beiseite. „Nicht, Khaled.“
„Aber es ist die Wahrheit, oder? Ich weiß, wie sich Furcht anfühlt, Lucy. Als die Ärzte mir die Diagnose mitteilten, schlich sich die Angst in mein Herz. Ich wusste nicht, wie ich ohne Rugby weiterleben sollte. Ich wusste nicht, ob noch genug von mir übrig war, das du an mir lieben könntest. Als du wieder in mein Leben getreten bist, keimte Hoffnung in mir auf. Doch du warst so fest entschlossen, mir wieder und wieder zu sagen, dass du mich nicht liebst, nicht den Mann, zu dem ich geworden bin.“
„Aber genau diesen Mann liebe ich!“, rief Lucy. „Mehr noch als den, der du früher warst, Khaled. Du bist stark und gut und ehrlich …“ Ihre Stimme brach. „Ich hatte so große Angst, dass du dich nicht verändert hast.“
Khaled lachte freudlos auf. „Ich habe befürchtet, ich habe mich zu sehr verändert, und du fürchtest dich davor, ich hätte mich nicht genug verändert. So viel Furcht.“
„In der Liebe gibt es keine Angst“, flüsterte sie, und er lächelte traurig.
„Nein, vielleicht nicht.“
„Khaled …“ Sie atmete tief ein. „Wo warst du? Wohin gehst du?“
„Mein Vater hat heute Nachmittag einen Herzinfarkt erlitten. Man hat mich angerufen und gesagt, es stände schlecht um ihn. Deshalb bin ich sofort aufgebrochen. Doch dann hat das Krankenhaus sich gemeldet. Mittlerweile ist sein Zustand stabil. Also bin ich zurückgekommen und werde erst morgen nach Biryal fliegen.“ Er hielt kurz inne. „Ich habe eine Nachricht auf deiner Mailbox hinterlassen.“
Die sie nicht abgehört hatte. Der Akku ihres Handys war leer, und sie hatte vergessen, das Gerät aufzuladen. Wenn sie doch nur …
Nein, halt, hier ging es nicht um ein kleines
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