Palast der Stuerme
streicheln und Claire gleichzeitig näher zu sich heranzuziehen. Sein Duft brannte ihr in der Nase. „Raoul, bitte hör auf damit“, brachte sie schwach hervor. „Du begehrst mich nicht, das hast du mir deutlich gesagt.“
„Damals tat ich das auch nicht“, erwiderte er. „Aber das Verlangen hat einen ganz eigenen Weg, um unseren Verstand zum Schweigen zu bringen. Und alles, was ich im Moment weiß, ist, dass deine kühle helle Haut meinen Körper erregt, so wie dein Körper sich danach sehnt, von mir in Besitz genommen zu werden.“
„Nein!“ Ihr Protest war nur ein heiseres Krächzen. Wie konnte sie so für ihn empfinden, wenn sie doch gerade gehört hatte, wie er über sie dachte. Denn an seiner Geringschätzung hatte sich nichts geändert, nur dass sein Körper jetzt nach ihr verlangte. So wie ihrer nach seinem, gestand sie sich in Gedanken ein. Doch bei ihr war es nicht nur körperliche Sehnsucht. Nein, sie sehnte sich nach mehr, nach viel mehr …
Für einen Augenblick blieb ihr das Herz stehen, und ihr stockte der Atem. Nein, das durfte nicht sein! Sie durfte sich nicht in Raoul verliebt haben. Claire begann zu zittern und rang scharf nach Luft, als Raoul die Arme um sie legte und sie zu sich heranzog, sodass der Stoff seines Gewandes an ihrer Haut rieb. Er hatte die Wahrheit gesagt, als er sagte, dass sie ihn erregte, sie konnte den Beweis fühlen.
Er zog ihr das Laken vom Körper und erforschte nun mit Lippen und Zunge die empfindliche Haut an ihrem Hals, an ihrem Ohr, bis ihr schwindlig war vor sinnlichem Vergnügen. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und konnte nicht umhin, mit ihren Fingern in seinem dichten Haar zu spielen. Das goldene Licht der Lampen fiel auf ihren Körper, doch ihre Nacktheit kümmerte sie nicht, wichtig waren jetzt nur noch Raouls Hände, die fiebrig über ihren Rücken strichen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, und instinktiv bog sie sich ihm entgegen, sein Körper eine Verlockung, der sie nicht widerstehen konnte.
„Claire …“ Er murmelte ihren Namen an ihren Lippen, als sie mit zitternden Fingern die Hände an seine Schultern legte, umfangen von einem Nebel aus Empfindungen. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass allein die Berührung seiner Haut ein solch leidenschaftliches Gefühl hervorrufen würde. Jähe Lust durchfuhr sie, als seine Zunge nun ihre Lippen umspielte, schließlich verführerisch und mitreißend ihren Mund erforschte und ihr leise Seufzer entlockte.
Das raue Stöhnen, das seiner Kehle entfuhr, fachte ihre Sehnsucht nur an. Als er nun den Kopf beugte und die feste Knospe ihrer Brust mit den Lippen reizte, flammte ein Feuer in ihr auf, das sie zu verbrennen schien. Mit fiebriger Gier drängte sie sich seiner Liebkosung entgegen, ein prickelnder Schauer durchfuhr sie, und sie biss ihn leicht in die Schulter. Er schmeckte schwach nach Salz, ein Geschmack, der ihre Erregung in schwindelnde Höhen emporhob. Als sie seine Hand an der Innenseite ihres Schenkels spürte, genoss sie die Berührung mit allen Sinnen. Ihr Körper verlangte nach Erfüllung …
Aus der Ferne hörte sie ein Geräusch, das die Dunstschleier der Sinnlichkeit, die sie einhüllten, zerreißen wollte. Das Geräusch wurde lauter, und irgendwann kam ihr zu Bewusstsein, dass es Saud war, der weinte. In der gleichen Sekunde, da sie sich verspannte, gab Raoul sie frei. Claire kam unsanft auf den Boden der Realität zurück. Hastig griff sie nach dem großen Handtuch und wickelte sich darin ein, bevor sie sich zu Saud umdrehte und den Jungen hochnahm.
Ihre Gedanken wirbelten, und so nahm sie nicht einmal wahr, dass Raoul das Zimmer verließ. Erst als sie sich mit Saud im Arm wieder aufrichtete, sah sie, dass Raoul verschwunden war. Es dauerte lange, bevor sie Saud beruhigt hatte, und bis der Junge wieder eingeschlafen war, dachte sie nur den einen Gedanken – dass sie Raoul hoffentlich nie wieder unter die Augen treten musste.
Was musste er jetzt von ihr denken? Schamesröte schoss ihr in die Wangen. Sie wusste doch schon, wofür er sie hielt – für eine erfahrene Frau, die es als völlig normal erachtete, ihre körperlichen Bedürfnisse mit dem Mann, der gerade zur Verfügung stand, zu befriedigen. Doch wäre es weitergegangen, hätte Raoul sich davon überzeugen können, dass sie noch nie mit einem Mann geschlafen hatte.
Sie begann zu zittern. War sie wirklich so naiv zu glauben, Raoul würde sich in sie verlieben, nur weil sie noch unberührt war? So etwas geschah nur in
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