Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
vielen Jahren war es die Suite der Lieblingsfrau des Sultans. Jetzt hat Scheich Ahmed Anweisung gegeben, diese Suite für Lord Raoul und die Sit t vorzubereiten.“
    Aus Zenaides offensichtlicher Verlegenheit leitete Claire ab, dass es nicht unbedingt üblich für verheiratete Paare war, auf so engem Raum zusammenzuleben. Und auch Claire hatte eigentlich etwas anderes erwartet. Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken, als sie an Raouls grausame Leidenschaft in Paris zurückdachte. Sie verdrängte den Gedanken schnell und erinnerte sich daran, wie wütend und verletzt er an jenem Abend gewesen war. Jetzt ging es darum, Saud zu beschützen, und es war gut zu wissen, dass Sauds Zimmer nur durch ihres oder Raouls Zimmer erreicht werden konnte.
    Sie hob den schlafenden Jungen an ihre Schulter und folgte Zenaide zurück in das ihr zugedachte Zimmer. Was mochte das arabische Mädchen wohl über sie und ihre Ehe mit Raoul denken? War sie schockiert, dass Lord Raoul, wie sie ihn nannte, eine Europäerin geheiratet hatte? Oder war allgemein bekannt, dass der Scheich die Ehe angeordnet hatte, um des „gemeinsamen“ Kindes willen? Zenaide schien Claire eine sanfte und nette junge Frau zu sein, und vielleicht konnten sie mit der Zeit sogar Freundinnen werden.
    „Wenn Sie erlauben, werde ich Ihnen Lord Saud abnehmen“, setzte Zenaide an, als sie in Claires Zimmer waren.
    „Nein. Nein, das ist schon in Ordnung, ich kümmere mich selbst um ihn.“ Mit einem Lächeln nahm Claire den abweisenden Worten die Schärfe. „Er ist noch nicht daran gewöhnt, dass andere sich um ihn kümmern.“
    „Sie können sich glücklich schätzen, dass Sie ihn allein versorgen dürfen. Meine Schwester Yasmin ist mit einem Cousin zweiten Grades des Scheichs verheiratet. Sie hat drei Söhne, aber das Kindermädchen erledigt alles für die Jungen. Yasmin würde gern ohne Kindermädchen auskommen, doch wenn sie ihm kündigt, dann würde die Familie des Mädchens Hunger leiden. Der Scheich will, dass alle Angehörigen seines Volkes eine Ausbildung erhalten, aber dieses Ziel ist nicht leicht zu erreichen.“
    Claire war beeindruckt von den hehren Zielen des Scheichs und blickte andächtig schweigend auf das von der untergehenden Sonne rot gefärbte Wasser des Golfs hinaus. In diesem Moment setzte der Gebetsruf des Muezzins ein, und aus Respekt verharrte sie still, während Zenaide dem Ruf Folge leistete, sich auf den Boden kniete und sich schließlich wieder aufrichtete.
    Anschließend wurde Saud gebadet und gefüttert, und Zenaide packte in der Zwischenzeit die Koffer aus. Mit bewundernden Kommentaren räumte sie Claires Garderobe in die Schränke. Geradezu andächtig legte sie dann eines der Spitzennachthemden auf das große Bett und strich mit hennagefärbten Fingern darüber.
    Wieder fragte sich Claire, was Zenaide wohl über sie denken mochte – eine Frau, die ein Kind geboren hatte, ohne verheiratet zu sein, und die wegen des Kindes nun in einem Land leben musste, in dem die Tugend der Frau eines der höchsten Güter überhaupt war.
    Wenn Raoul einmal wirklich heiratete, welchen Typ Frau würde er dann wohl wählen? Sicherlich keine Europäerin, sondern ein Mädchen wie Zenaide, unschuldig und fügsam. So eine Frau würde ihren Mann aus der Ferne bewundern und wäre dankbar für jeden kleinen Beweis seiner Zuneigung. War Raoul jemals wirklich verliebt gewesen? Er hatte eine arrangierte Ehe erwähnt. Hatte er das Mädchen, das wegen ihrer unterschiedlichen Religionen unerreichbar für ihn war, vielleicht sogar geliebt?
    Ein Klopfen an der Tür riss Claire aus ihren Gedanken. Zenaide eilte, um zu öffnen. In ihrem farbenprächtigen langen Gewand wirkte sie wie ein wunderschöner flinker Schmetterling. Ein großer Mann in einem langen Kaftan stand vor der Schwelle. Er sprach leise in Arabisch zu Zenaide.
    „Das ist Ali, Lord Raouls Leibdiener. Lord Raoul schickt ihn, um ausrichten zu lassen, dass es Zeit ist für das Essen. Ali wird Sie hinführen.“
    Zeit zum Essen? Claire sah an ihrem zerknitterten Kostüm herunter. Sie war so sehr mit Saud beschäftigt gewesen, dass sie nicht die Zeit gehabt hatte, sich frisch zu machen. Und mit wem würde sie essen? Etwa mit Raoul? Hatte sie nicht gelesen, dass Männer und Frauen getrennt aßen?
    Doch Zenaides Miene nach zu urteilen, war es wohl unhöflich, Ali warten zu lassen. Also ging Claire auf die Tür zu. Sie war überrascht, als Ali den Kopf abwandte, bis sie sich daran erinnerte, dass es einem

Weitere Kostenlose Bücher