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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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Lächeln.
    Dann wandte er sich wieder an Roxane. »Möchten Sie vielleicht einen Spaziergang mit mir machen, Miss Sheffield?« Er betonte ihren Namen, und seine schiefergrauen Augen funkelten belustigt.
    »Warum? Haben Sie dabei etwas Besonderes vor, Captain Harrison?«, fragte Roxane gedehnt.
    Er stützte sich auf seine Ellbogen und warf Unity einen Blick zu. Erleichtert stellte er fest, dass ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet war.
    »Ich muss einen Moment mit dir allein sein«, flüsterte er Roxane zu.
    »Wozu?«, wollte sie wissen und starrte in die Nacht, ohne etwas Bestimmtes anzuvisieren.
    »Muss ich das jetzt sagen? Jemand könnte es hören.« Er ließ seine Hand zu ihrem Rocksaum wandern und begann mit den Satinrosetten zu spielen und sanft an dem weichen, gefalteten Stoff zu zupfen. Roxane sah sich um und schob seine Hand beiseite.
    »Lassen Sie das.«
    Er grinste. »Ich will doch nur mit dir reden.«
    »Pah!«
    »Es ist wahr. Ich muss mit dir reden …«
    »Das bezweifle ich«, zischte sie.
    Collier stützte sich auf den Ellbogen, der näher bei ihr lag. Er rupfte einen Grashalm aus und schob ihn sich zwischen die Zähne. »Was glaubst du denn, was ich von dir erwarte?«, fragte er, und der Grashalm bewegte sich in seinem Atem.
    Sein intensiver Blick verwirrte Roxane, und tiefe Röte überzog ihre Wangen und ihr Dekolleté. Sie warf ihr dunkles Haar zurück. »Ich habe keine Ahnung«, behauptete sie.
    »Du riskierst nichts, wenn du mit mir kommst«, schmeichelte er leise.
    »Nein.«
    Collier warf den zerrissenen Grashalm auf die Erde, setzte sich auf und schirmte Roxane von zufälligen Blicken ab. Er stellte ein Bein auf und legte seinen Arm auf das Knie.
    »Wovor hast du Angst, Roxane?«
    »Ich …« Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Im Licht der Fackeln wirkte seine gebräunte Haut wie vergoldet. Auf seinem schwarzen Haar und in seinen grauen Augen spiegelten sich die Flammen wieder. Seine Nähe war berauschend und löste wieder den Aufruhr der Gefühle in ihr aus, die sie zu unterdrücken versuchte, seit sie sich zum ersten Mal in seiner Gesellschaft, in seinen Armen befunden hatte. Sie atmete tief durch. »Ich habe keine Angst«, erklärte sie.
    Das war eine Lüge, und er wusste es. Der flüchtige Ausdruck des Zweifels, der über sein Gesicht huschte, zeigte das ganz deutlich.
    »Komm mit mir«, bat er sanft. »Wir werden nicht weit gehen, und wir werden uns nicht lange aufhalten.« Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Sie zögerte noch einen Moment und runzelte die Stirn, bevor sie ihre Hand in seine legte. Er stand auf, nahm auch ihre andere Hand und zog sie nach oben. Ihr Reifrock streifte über das Gras und machte ein Geräusch wie ein Seufzen.
    »Mit Ihrer Erlaubnis, Mrs Stanton, werde ich mit Ihrem Schützling einen Spaziergang machen«, wandte sich der Captain an Roxanes Gastgeberin.
    Augusta setzte sich ein wenig beunruhigt in ihrem Stuhl auf. »Oje«, sagte sie. »Dazu bräuchten Sie die Einwilligung des Colonels, aber er ist im Moment nicht hier.«
    »Meine Güte, Mutter, Captain Harrison hat nicht um Roxanes Hand angehalten«, warf Unity lachend ein. »Er will nur mit ihr spazieren gehen. Gib ihm deine Erlaubnis und lass die beiden gehen!«
    Roxane sah, dass Collier dem Mädchen einen amüsierten und dankbaren Blick zuwarf und Augusta ratlos dreinschaute.
    »Also gut«, fügte sich die ältere Dame schließlich, aber ihr blasses Gesicht zeigte immer noch Zweifel. »Aber geht nicht so weit, meine Lieben«, mahnte sie. Offensichtlich glaubte sie, mit dieser Bedingung ihrer Verantwortung Genüge getan zu haben. Roxane neigte den Kopf.
    Immer noch charmant lächelnd bot Collier Roxane seinen Arm an und legte dann seine Hand über ihre. Er führte sie von dem Grüppchen auf dem Gras weg und grüßte kopfnickend einige Bekannte, an denen sie vorbeigingen. Die Gegend um den Konzertpavillon war von Lampen auf Pfosten und lodernden Fackeln hell erleuchtet. Die Flammen der Fackeln flackerten geräuschvoll im Wind und vermittelten den Eindruck wehender, schimmernder Seidenbänder. Überall auf dem Boden lagen ausgebreitete Decken und Kissen, und hier und da stand ein Stuhl dazwischen. Die jüngeren Frauen saßen auf den Decken, wobei ihre Krinolinen die pastellfarbenen Röcke in großen Kreisen auf den Boden drückten.
    Collier und Roxane waren ein Paar unter vielen, die einen Spaziergang machten, darunter auch blasse, verschlafene Kinder mit ihren

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