Palazzo der Liebe
er bei einem Autounfall verletzt wurde und nicht in der Lage sein wird, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Deshalb suche ich dringend jemanden, der ihn ersetzen kann.“
Damit wandte er sich direkt an Sophia. „Als wir uns gestern Abend unterhielten, erwähnten Sie, dass ein Teil Ihrer Arbeit darin bestände, alte Gemälde zu reinigen und zu restaurieren …“
Obwohl David sich nicht mit dem leisesten Wimpernzucken verriet, spürte Sophia, wie sehr es ihn überraschte, dass sie sich bereits kannten.
„Wenn Mr. Renton Sie für ein paar Wochen entbehren könnte, und Sie Lust hätten, mit nach Venedig zu kommen, würden Sie mir einen großen Gefallen tun. Denn ich brauche genauso jemanden wie Sie“, erklärte Stephen mit entwaffnender Offenheit.
Der Gedanke, ihn nach Venedig zu begleiten und dort sogar für ihn zu arbeiten, ließ Sophias Blut vor freudiger Erregung wie heiße Lava durch ihre Adern strömen.
„Das kann unmöglich dein Ernst sein, Stefano!“, mischte sich die Marchesa mit scharfer Stimme ein. „Du wirst doch sicherlich auch in Italien jemand Kompetenten finden.“
„Zweifellos, aber dafür fehlt mir leider die Zeit“, gab er gelassen zurück. „Ich zahle Ihnen, was immer Sie fordern, und komme natürlich auch für Ihre Reisekosten auf“, fuhr er an Sophia gewandt fort. „Wohnen würden Sie selbstverständlich im Palazzo della Fortuna. Waren Sie schon einmal in Venedig?“
Benommen schüttelte Sophia den Kopf. „Obwohl meine Mutter aus Mestre kommt, habe ich diese Region noch nie besucht.“
„In dem Fall bietet sich Ihnen die einmalige Gelegenheit, Arbeit und Vergnügen zu kombinieren. Und um Sie für die vorübergehende Abwesenheit von Miss Jordan zu entschädigen, Mr. Renton, gewähre ich Ihnen ein Vorkaufsrecht auf alle Bilder und zehn Prozent auf den geschätzten Marktwert.“
„Das ist sehr großzügig von Ihnen“, murmelte David. „Von meiner Seite aus gibt es keine Einwände, was Ihren Plan betrifft, aber die Entscheidung liegt selbstverständlich ganz allein bei Sophia.“
„Vielleicht wollen Sie beide mein Angebot noch einmal ganz privat besprechen?“, fragte Stephen Haviland höflich.
Ein Vorschlag, auf den David ohne zu zögern einging.
„Eine ausgezeichnete Idee. Wenn Sie und die Marchesa so freundlich wären, hier auf uns zu warten? Darf ich Ihnen noch einen Sherry einschenken?“
Nachdem er die Gläser seiner Gäste aufgefüllt hatte, bat er Sophia in sein Arbeitszimmer. Noch bevor sie die Tür hinter sich schlossen, hörten sie, wie die Marchesa, die sich offenbar nur mit äußerster Anstrengung zurückgehalten hatte, in ihrer Muttersprache explodierte.
„Du musst völlig verrückt sein, auch nur daran zu denken, sie in den Palazzo della Fortuna zu bringen!“, warf sie Stephen hitzig vor. „Was in aller Welt versprichst du dir davon? Es wird ihr nur in die Hände spielen, wenn das dumme Ding vorhaben sollte …“
Dann fiel die Tür zu und Sophia verstand nichts mehr.
3. KAPITEL
Davids Büro mit dem imposanten Schreibtisch und der hochmodernen Spitzentechnologie wirkte so nüchtern und geschäftsmäßig, wie sein Wohnzimmer opulenten Luxus symbolisierte.
„Setz dich doch, meine Liebe“, forderte er sie auf und wies auf einen schwarzen Ledersessel.
Sophia kam der Aufforderung nach, während in ihrem Kopf noch die feindselige Tirade der aufgebrachten Marchesa nachhallte. Du musst völlig verrückt sein, sie in den Palazzo della Fortuna zu bringen …
Sie hatte bringen und nicht mitnehmen gesagt. Ob sie ebenfalls dort lebte? Und was mochten ihre letzten Worte bedeuten? Es wird ihr nur in die Hände spielen …
David setzte sich auf eine Ecke des Schreibtisches und musterte aufmerksam Sophias irritierte Miene. „Ohne neugierig erscheinen zu wollen …“, sagte er schließlich langsam. „Aber wie lange kennst du Stephen Haviland eigentlich?“
Sie errötete. „Wir sind uns gestern Abend zufällig über den Weg gelaufen.“ Um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, schilderte sie kurz den Anlass ihrer flüchtigen Begegnung. „Und da er mir sagte, er müsse London heute verlassen, habe ich natürlich nicht damit gerechnet, ihn noch einmal zu sehen.“
„Aber gefreut hast du dich doch darüber.“ Das war eine Feststellung, keine Frage, und Sophia sah keinen Grund, es zu leugnen.
„Ja.“
„Und die Marchesa?“
„Ihr bin ich heute zum ersten Mal begegnet.“
„Und ob du sie magst, brauche ich wohl nicht zu fragen.“
Lächelnd hob
Weitere Kostenlose Bücher