Palazzo der Liebe
sie die Schultern.
„Also, was hältst du von dieser Reise nach Venedig?“
„Davon habe ich doch schon immer geträumt“, erwiderte Sophia lebhaft. „Dad, der Venedig ja sehr gut kannte, hat immer gesagt, dass wir eines Tages gemeinsam dort hinreisen würden. Leider kam es nicht mehr dazu …“ Ihre Stimme verebbte.
„Heißt das, du wirst Mr. Havilands Vorschlag akzeptieren?“
„Ich würde sehr gern, bin mir aber noch nicht ganz sicher.“
„Wegen der Marchesa?“
„Nun … ja.“
„Möglicherweise wirst du ihr während deiner Arbeit gar nicht begegnen“, gab David zu bedenken.
Doch Sophia schüttelte den Kopf. „So, wie sie über den Palazzo gesprochen hat, fürchte ich, dass sie auch dort wohnt.“
„Na und? Wenn du Spaß an dem Job hast, solltest du dir deine Freude nicht von ihr vermiesen lassen.“
„Sie will mich nicht dort haben“, murmelte Sophia düster.
„Angesichts seines großzügigen Angebots sieht Stephen Haviland die Sache offensichtlich ganz anders“, konterte David mit freundlicher Ironie. „Und falls du nicht riskieren willst, mit der Marchesa unter einem Dach zu wohnen, kannst du ja darauf bestehen, in einem Hotel in der Nähe zu übernachten.“
Da Sophia nicht antwortete, fixierte David sie etwas schärfer. „Was beunruhigt dich noch?“, fragte er.
„Sie ist sehr schön.“
„Und verheiratet.“
„Ja, ich weiß, aber …“
„Du glaubst, dass Haviland und sie mehr als nur gute Freunde sind?“
„Du etwa nicht?“
„Möglich wäre es“, gab David ruhig zurück. „Aber auch wenn sie einander sehr gut zu kennen scheinen, halte ich das nach seinem Verhalten ihr gegenüber eher für unwahrscheinlich.“
David war ein exzellenter Menschenkenner, und Sophia ging es schlagartig besser. Außerdem … wenn Stephen und die Marchesa tatsächlich ein Liebespaar wären, hätte er sie gestern doch sicher nicht gebeten, mit ihm auszugehen, oder?
„Wie auch immer, mich geht das Ganze nichts an, und dir sieht es auch gar nicht ähnlich, so viel über Sitte und Anstand nachzudenken. Oder bist du etwa selbst ernsthaft an Mr. Haviland interessiert?“
„Ja“, gestand Sophia schlicht.
„Und wie stehen deine Chancen, ihn je wiederzusehen, wenn du sein Angebot ausschlägst?“
„Gleich null.“
„Also, warum zögerst du noch? Du erscheinst mir in letzter Zeit verständlicherweise ohnehin etwas blass. Einige Wochen unter Italiens Sonne werden dir sicherlich guttun. Möglicherweise kehrst du als eine völlig veränderte Frau zurück.“
„Oder mit einem gebrochenen Herzen …“
David kannte Sophia von klein auf und wusste, dass sie, sobald es um Männer ging, immer die Coole und Unnahbare spielte. Besonders nach ihrer geplatzten Verlobung. Dass sie im Zusammenhang mit einem Mann, den sie kaum vierundzwanzig Stunden kannte, von einem gebrochenen Herz sprach, überraschte ihn.
„Dann solltest du vielleicht doch lieber hierbleiben“, sagte er langsam.
„Sie ist wirklich sehr schön …“, murmelte Sophia mit rauer Stimme.
„Das bist du auch. Nur, dass du dazu noch ein liebevolles Wesen besitzt. Und auf Dauer ist es das, was zählt. Ich wünsche mir wirklich, dass du glücklich wirst, Liebes“, fügte er ernst hinzu. „Und wenn du tatsächlich glaubst, Stephen Haviland ist der Mann, der dir das ermöglichen kann, dann kämpfe für dein Glück.“
Sie seufzte. „Vielleicht hast du recht, aber leider gibt es da noch einen kleinen Haken.“
„Und der wäre?“
„Ich weiß nicht, wie man um einen Mann kämpft.“
David lachte, wie sie gehofft hatte. „Sei einfach du selbst“, riet er seinem Schützling schmunzelnd. „Und jetzt lass uns zurückgehen und Mr. Haviland die frohe Botschaft verkünden.“
Als sie die Wohnzimmertür öffneten, saßen Stephen und die Marchesa dicht nebeneinander, augenscheinlich in ein ernsthaftes Gespräch vertieft. Bei ihrem Eintritt stand Stephen Haviland abrupt auf und kam auf sie zu.
„Na, wie lautet das Urteil?“, fragte er lächelnd.
Unter seinem eindringlichen Blick senkte Sophia die Lider. „Ich komme sehr gern mit Ihnen nach Venedig“, sagte sie leise. „Unter einer Bedingung …“, fügte sie rasch hinzu, als sie Davids Räuspern hörte.
„Und die wäre?“
„Ich möchte lieber in einem Hotel wohnen als im Palazzo.“ Hoffentlich fragte er sie nicht nach dem Grund für diese Bedingung.
Er tat es nicht. „Selbstverständlich. Könnten Sie Montagnachmittag reisefertig sein?“, fragte er
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