Palazzo der Liebe
lange, bis Stephen sich widerstrebend zurückzog. Sekundenlang schaute er Sophia unverwandt an, strich ihr sanft über die Wange und fischte den Schlüssel aus der Jackentasche, um die Tür aufzuschließen. Dann legte er den Arm um Sophias Schulter, schob sie ins Hausinnere und schloss die Tür hinter ihnen ab.
Am ganzen Körper bebend, folgte Sophia Stephen ins Wohnzimmer, wo er gedämpftes Licht anmachte. Dann trat er zu ihr, nahm das Dinnerjackett, warf es achtlos zu Boden und machte da weiter, wo er eben aufgehört hatte. Selig, dass der Traum noch weiterging, schmiegte Sophia sich willig in seine Arme und erwiderte seine Küsse mit einer Hingabe, die sie selbst nicht von sich kannte.
Als sie Stephens warme Hände durch die zarte Seide auf ihren Brüsten fühlte, stieß sie zuerst einen erschrockenen Laut aus, der unter seinen wagemutigen Liebkosungen allerdings schnell zu einem zufriedenen Schnurren wurde. Sobald er sich zurückziehen wollte, drängte sie sich heftig an ihn, um den Kontakt nicht zu verlieren, und diesmal war es Stephen, der überrascht reagierte.
Mit einem leisen triumphierenden Lachen öffnete er den Reißverschluss in ihrem Rücken, streifte das dünne Seidenkleid von ihren Schultern und berührte den Verschluss von Sophias Spitzen-BH, um endlich in den vollen Genuss ihrer Pracht zu kommen.
In dem Moment begann eine Alarmglocke in Sophias Hinterkopf zu schrillen. Was, um alles in der Welt, tat sie hier? Stephen konnte doch gar nichts von ihren tiefen Gefühlen für ihn wissen! Was ihn betraf, so hatten sie sich erst vor wenigen Tagen kennengelernt, und jetzt stand sie halb nackt vor ihm und ließ sich von ihm küssen, wie kein Mann sie zuvor geküsst hatte!
Diese Erkenntnis wirkte auf Sophia wie eine kalte Dusche. Entsetzt raffte sie ihr Kleid vor der Brust zusammen und wandte sich ab.
„Was ist los?“, wollte er wissen. „Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“
„Nein … Ich – es tut mir leid, aber … ich kann nicht mit dir schlafen“, stammelte sie hilflos.
„Warum nicht? Hast du nicht gesagt, es gibt keinen anderen Mann in deinem Leben?“
„Den gibt es auch nicht.“
„Also, was ist das Problem?“
Darauf wusste Sophia keine Antwort, aber als Stephen sie wieder an sich zog und auf den Nacken küsste, schluchzte sie unterdrückt auf.
„Nein, du darfst mich nicht mehr küssen!“
„Nicht mehr küssen?“, wiederholte er verblüfft und langsam verärgert. „Sag nicht, dass es dir nicht gefallen hätte, denn das wäre gelogen, Sophia.“
„Nein – aber …“ Wie sollte sie ihm klarmachen, dass es ihr viel zu gut gefiel und sie ihre Sehnsucht und frisch erwachte Libido nicht länger unter Kontrolle halten könnte, wenn er sie noch einmal …
„Sag mir, was deine Meinung so plötzlich geändert hat“, forderte er.
„Wir … Wir kennen uns doch gar nicht wirklich!“, platzte sie heraus.
„Ich weiß alles über dich, was ich wissen muss“, entgegnete er unbeeindruckt. „Und abgesehen davon – wenn man miteinander schläft, ist das doch auch eine Möglichkeit, um sich besser kennenzulernen, findest du nicht?“, setzte er neckend hinzu.
„Es – es ist zu früh“, protestierte sie mit letzter Kraft und floh in ihre Gästesuite. Dort angekommen, warf sie sich bäuchlings aufs Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Sie hatte richtig gehandelt, davon war Sophia überzeugt, aber warum fühlte sie sich dann so unglücklich?
Weil du es genauso wolltest wie er, meldete sich die Stimme aus dem Hinterkopf.
Jetzt war es zu spät! Der einzige Mann, den sie je lieben würde, wollte mit ihr schlafen, und sie wies ihn ab! Statt romantischer Erinnerungen an einen unwiederbringlichen Moment blieb nur ihr Stolz, der Sophia hoffentlich half, die nächsten Wochen zu überstehen.
Morgen früh fing ihre Arbeit an den Bildern an, und sie musste darauf achten, das Verhältnis zu Stephen auf einer rein professionellen Ebene zu halten.
Doch als Erstes musste sie aufhören zu weinen, das führte zu gar nichts! Entschlossen rappelte sie sich auf und wollte die Nachttischlampe anknipsen, aber sie schien defekt zu sein. Verwirrt versuchte sie es beim Schalter neben der Tür, auch hier ohne Erfolg.
Zu erschöpft, um sich darüber Gedanken zu machen, tastete sie sich ins Bad, wo das Licht sofort anging, und machte sich für die Nacht fertig. Doch erst als sie im Bett lag, fiel ihr auf, dass sie immer noch die Perlenkette und die Ohrringe trug. Seufzend beugte sie sich über
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