Palazzo der Liebe
Finger. „Du bist bleich wie ein Geist, und deine Hände sind eiskalt.“ Rasch stand er auf, ging zur Bar und schenkte ein Glas Brandy ein. „Trink“, befahl er, als er wieder vor ihr stand.
Brav tat Sophia wie geheißen, hustete kläglich, als die brennende Flüssigkeit durch ihre Kehle rann, und schaute fragend zu ihm auf.
„Alles, aber in kleinen Schlucken.“
Trotz ihres Widerwillens gegen das scharfe Getränk fühlte sie sich allmählich wieder besser.
„Sehr gut“, lobte Stephen. „Langsam bekommst du wieder Farbe im Gesicht.“
Erst jetzt fiel Sophia auf, dass er nur einen dunkelblauen seidenen Morgenmantel trug und barfuß war. Das Haar sah feucht und wirr aus, als sei er eben aus der Dusche gekommen.
Ein leises Klopfen ließ Sophia zusammenschrecken.
„Schon gut“, beruhigte Stephen sie. „Das ist nur Roberto, der mir mitteilen will, was er gefunden hat.“ Er öffnete die Tür und unterhielt sich mit Rosas Mann auf Italienisch. „ Va bene … Grazie, Roberto“, sagte er irgendwann abschließend. „Ja, ich denke auch, zwei sollten reichen. Buona not te e ancora grazie …“
Dann kehrte er zurück und goss noch einmal Brandy in Sophias leeres Glas.
„Bevor du protestierst, es dient rein medizinischen Zwecken.“
Zögernd nahm sie den Brandy und beobachtete, wie Stephen sich auch ein Glas einschenkte, bevor er sich zu ihr aufs Sofa setzte.
„Erzähl mir genau, was passiert ist, nachdem du mich verlassen hast“, forderte er sie ruhig auf.
„Als ich in mein Wohnzimmer kam, funktionierte das Licht nicht“, berichtete sie leise. „Im Schlafzimmer auch nicht, aber da es im Bad anging und ich schrecklich müde war, beschloss ich, ins Bett zu gehen und das Problem auf morgen zu verschieben. Doch als ich meine Perlenkette und Ohrringe zurück in die Schmuckschatulle legen wollte, fiel mir auf, dass jemand meinen Koffer durchwühlt hat.“
„Vermisst du etwas?“, fragte er schnell.
„Auf den ersten Blick nicht.“
„Hattest du denn nicht schreckliche Angst bei dieser Entdeckung?“
„Zuerst ja …“, gestand sie zögernd. „Aber dann habe ich mir überlegt, dass es vielleicht ein neugieriger Diener war.“
Stephen runzelte die Stirn. „Und was hast du dann getan?“
„Ich habe versucht einzuschlafen, aber dann nahm ich plötzlich im Dunkeln eine Bewegung wahr und hörte jemanden leise atmen …“ Allein die Erinnerung daran ließ sie schaudern.
„Warum hast du mich nicht gerufen?“ Bereits in der nächsten Sekunde schüttelte er unwillig den Kopf. „Blöde Frage!“, warf er sich vor. „Erzähl weiter.“
„Ich … ich bin aus dem Bett gestiegen, um nachzuschauen, da hat mich jemand angegriffen und umgestoßen. Ganz sicher ein Mann, und ich glaube, er trug eine schwarze Maske über dem Gesicht.“ Ihre Stimme bebte verdächtig.
Stephen streckte eine Hand aus und legte sie über ihre. „Ich befürchte, du hast in beiden Punkten recht“, sagte er leise. „Als ich nach deinem Schrei aus meinem Zimmer lief, sah ich ihn noch durch die Terrassentür verschwinden. Doch weil ich mich erst vergewissern wollte, dass es dir gut geht, ist er mir natürlich entwischt.“
Da Sophia schon wieder Farbe verlor, nötigte er sie, noch einen Schluck Brandy zu trinken, ehe er weitersprach.
„Auch Roberto hat ihn nicht einholen können, aber eine Taschenlampe im Garten gefunden und festgestellt, dass die Pforte zur Straße nicht richtig verschlossen war.“
Während er sprach, starrte Sophia wie hypnotisiert auf seinen Mund, die ebenmäßigen weißen Zähne, das feste Kinn mit dem dunkelblonden Bartschatten und dachte daran, wie er sie vorhin leidenschaftlich geküsst, ihre empfindlichen Brustspitzen mit den schlanken Fingern zärtlich liebkost hatte …
„Gibt es eine hohe Kriminalitätsrate in Venedig?“, fragte sie heiser, um sich von ihren erotischen Fantasien abzulenken.
„Vergleichsweise wenig, im Verhältnis zum Rest von Italien. Im Grunde genommen ist es hier besonders nachts im Gegensatz zu anderen Großstädten eigentlich sehr sicher.“
„Vielleicht hat den Dieb ja das offene Gartentor gereizt?“
Stephen schüttelte den Kopf. „Ich befürchte, so einfach ist es nicht. Roberto hat mir versichert, dass während seiner allabendlichen Kontrollrunde alle Eingänge ordnungsgemäß verschlossen waren. Das spricht eher für einen geplanten Einbruch.“
Sophias Augen weiteten sich vor Schreck. „Geplanter Einbruch …?“
Er nickte. „Dazu kommt, dass er es
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