Palazzo der Liebe
bei.
Ihm gab das alles nichts mehr. Seine wilde Zeit hatte ein jähes Ende gefunden, als letztes Jahr bei einem Einsatz ein Gebäude über ihm eingestürzt und er im Krankenhaus gelandet war. Dadurch war ihm klar geworden, wie kurz das Leben doch sein konnte. Unauffällig blickte er auf seine Uhr und dann zur Tür. Nichts gegen Tia, Leah oder wie sie alle hießen, aber er zog es doch vor, das Baseballspiel der Atlanta Braves zu sehen.
Es klingelte. Schwerfällig erhob sich seine Schwester und watschelte so schnell zur Tür, wie es ihr hochschwangerer Bauch zuließ. Kreischend stürzte sie sich auf das arme Opfer. Bei seinem Glück war die neue Besucherin sein Gegenstück, und gleich würde er sich mit ihr lächerlich verrenken müssen, um die Verbindung auf den Puzzleteilen nachzustellen. Nicht gerade die beste Aussicht.
Als Tate den neuen Gast erblickte, fiel ihm beinahe das Glas Bowle aus der Hand. Faith King. Er hatte sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, seit seine jüngste Schwester Sandy vor zwei Jahren Faiths Bruder David geheiratet hatte. Das glatte rotblond schimmernde Haar umrahmte Faiths Gesicht und endete sanft geschwungen knapp unterhalb der Kinnpartie.
Verlangen regte sich in ihm. Damals hatten sie eine heiße Liebesnacht miteinander verbracht, deshalb verstand er die Eiseskälte nicht, mit der Faith ihn bei der Hochzeit und dem anschließenden Empfang bedachte. Zwar hatte er eine gewisse Peinlichkeit am Morgen danach erwartet. Aber er war nicht darauf gefasst gewesen, dass Faith ihn mied, als ob er an einer ansteckenden Krankheit litt.
In seinem verletzten Stolz hatte er dann zu viel Champagner getrunken, mit jeder Frau auf dem Hochzeitsempfang getanzt und anschließend einen ziemlich lausigen Trinkspruch losgelassen. Ja, er hatte richtig Eindruck gemacht. Allerdings keinen guten.
„Tut mir leid, dass ich zu spät bin.“ Faith zerrte ihren Koffer über die Türschwelle. „Mein Flug hatte wegen dem Sturm Verspätung, und ich bin gleich mit dem Taxi hierhergekommen, ohne ins Hotel zu fahren.“
Der Klang ihrer atemlosen Stimme zog Tate erneut in ihren Bann und erinnerte ihn an die zärtlichen Balgereien zwischen seinen Laken. Sie hatten das Sofa, sein Bett und sogar die Küchentheke eingeweiht. Seit Jahren hatte er das sorglose Junggesellenleben herbeigesehnt, das ihm verwehrt blieb, weil er seine jüngeren Schwestern mit aufziehen musste. Aber in den Tagen vor Sandys Hochzeit weckte Faith in ihm den Wunsch nach mehr als einem heißen Wochenende. Sie hatte ihn in Versuchung geführt, seinen Schwur zu vergessen: Sobald seine letzte Schwester aus dem Haus war, wollte er seine Freiheit genießen und endlich nur noch für sich selbst verantwortlich sein.
„Du hast Männer zu deiner Babyparty eingeladen?“
Tate sah, wie sie skeptisch die Anwesenden betrachtete und ihn zwischen den Blondinen entdeckte. Sein Herz pochte wild, als Faith ihn vom Scheitel bis zur Sohle musterte.
Die Lippen zusammengepresst, warf sie ihm den gleichen eisigen Blick zu wie bei ihrer letzten Begegnung. Nach der Hochzeitsfeier hatte er Faith um ihre Telefonnummer gebeten. Als Antwort hatte sie ihm die Autotür vor der Nase zugeknallt. Das wird wohl kein erfreuliches Wiedersehen werden. Bei dieser Erkenntnis lief es ihm heiß und kalt den Rücken hinunter.
Sandy winkte ihn zu sich heran. „Du erinnerst dich doch bestimmt noch an Davids Schwester Faith, oder?“
Und ob! An jede laszive Rundung, den Duft ihrer seidenweichen Haut und an ihre lustvollen Seufzer, als ihre Körper leidenschaftlich miteinander verschmolzen.
„Sie wollte zur Geburt des Babys Anna hier sein.“ Sandys Worte holten ihn abrupt in die Gegenwart zurück.
Er blickte Faith tief in die Augen. Diese Frau spielte in seinen Träumen viel zu oft die Hauptrolle. „Faith.“
„Tate.“
Ihr kühler Tonfall verursachte ihm beinahe Frostbeulen, aber ihre hochroten Wangen verrieten, dass auch sie jene gemeinsame Nacht nicht vergessen hatte.
„Faith wird für ein paar Tage im Hilltop Hotel wohnen und dann in ein brandneues Haus hierher nach Chapel Hill ziehen. Nächste Woche ist die Sache perfekt!“ Sandy gab ihm einen Stups: „Bring doch bitte ihren Koffer in mein Zimmer und hol ihr was zu trinken.“
Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Faith würde jetzt also hier in der Stadt wohnen und nicht mehr gute acht Stunden entfernt in Atlanta. Er bot ihr sein Glas an. „Du kannst meines haben. Ich habe noch nicht daraus getrunken, aber pass auf, der Drink
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