Palazzo der Lüste
ihre Unterwürfigkeit, ihre Weichheit raubten ihm fast den Verstand. Genussvoll drang er in sie ein, und es war, als hätten sich alle Engel und Dämonen in seinem Leib verabredet. Er wollte ihr wehtun, und presste deshalb seine Hände um ihre Oberarme, gleichzeitig wollte er zärtlich sein, und ließ deshalb seine Lippen über ihr Gesicht gleiten. Langsam bewegte er sich in ihr.
Perfekt passte sich Cecilia seinem Rhythmus an. Beide trieben unaufhaltsam dem Höhepunkt entgegen. Er explodierte in ihrem Leib, und sie antwortete ihm, indem sie sich an ihn klammerte und den Unterleib wild kreisen ließ.
Hinterher kuschelte sich Cecilia in eine Ecke des Sessels. Sie legte eine Hand an ihre Wange, dort, wo seine Hand sie getroffen hatte. Die Berührung brachte die Erinnerung zurück.
Nicolò beobachtete sie. Er war zu dem geheimnisvollen Schrank gegangen und hatte dort einen weichen, schwarzen Morgenmantel herausgenommen. Diesen legte er über Cecilia. Die Wärme hüllte sie wohltuend ein.
»Habe ich Ihnen sehr wehgetan?«, fragte er im Plauderton. Er strich ihr über das Gesicht.
Sie konnte zunächst nur den Kopf schütteln. Alle Furcht und aller Schmerz waren vergessen. Begehrlichkeit und Leidenschaft hatten gesiegt und die vorangegangene Erniedrigung verdrängt. Aber tatsächlich wollte sie nichts missen, nicht die Geschichten und auch nicht den herrischen Nicolò.
»Ich liebe es, Ihre Schülerin zu sein«, brachte sie schließlich heraus. Die Erinnerung an das Erlebte zauberte auch ein Lächeln auf ihr Gesicht.
»Das macht mich froh. Ich hatte schon gedacht, ich wäre zu weit gegangen mit meiner kleinen Schülerin.«
»Niemals, Maestro.« Cecilia streckte die Arme nach ihm aus.
Kapitel 13
Sie hörte, wie der Türklopfer betätigt wurde. Das musste Auriana Balmaren sein, die versprochen hatte, Cecilia die Wunder der Rialtobrücke zu zeigen. Natürlich wollte Auriana nicht die Architektur der Brücke bestaunen. Sie wollte ihrer Freundin die Läden zeigen, die alles feilboten, was weibliche Herzen höher schlagen ließ: Stoffe, Bänder, Kämme, Strassschmuck. Rüschen und Borten, alles zu erschwinglichen Preisen, ein Buchladen mit französischen Romanen und noch andere Geschäfte, in denen Salben und Tinkturen für die weibliche Schönheit verkauft wurden.
Neugierig spähte Cecilia aus ihrem Salon auf den Flur, und als sie nichts sehen konnte, lief sie zur Innentreppe, die den ersten und zweiten Stock verband, und spähte hinunter in den Piano Nobile. Nicolò hatte sich in den Tagen nach der Soiree rar gemacht, sie hatte ihn kaum einmal bei den Mahlzeiten gesehen. Das war der Teil einer Beziehung zwischen Mann und Frau, mit dem sie in diesem Jahrhundert am wenigsten zurechtkam. Männer und Frauen hatten so gut wie kein gemeinsames Leben als Paar.
Wenn sie ihre Tage nicht mit Nicolò verbringen konnte, freute sie sich umso mehr auf den Besuch ihrer Freundin. Sie beugte sich gefährlich weit über das Treppengeländer, aber der Besuch war nicht Auriana. Zwei Herren wurden in den ersten Stock geführt. Es waren der Ispettore Lanfranchi und Assistente Sansovino – diese Gestalten würde sie überall erkennen. Cecilia schlug sich die Hand vor den Mund, um sich nicht durch einen Laut zu verraten.
Der Ispettore fragte nach Signore Capelli, und beide wurden von einem Diener in den Tagessalon geführt. Sie musste Nicolò warnen, aber sie wusste nicht einmal, ob er zu Hause war. Mit zitternden Knien ging sie die Treppen hinunter und hatte sie gerade zur Hälfte hinter sich gebracht, als Nicolò aus der Bibliothek kam und dem Tagessalon zustrebte.
»Signore!«, rief sie erstickt, aber er hörte sie trotzdem und wartete höflich am Fuß der Treppe.
»Carissima.« Ein Kuss wurde auf ihren Handrücken gehaucht. Sie war schön wie immer, und wenn nicht Besuch im Salon auf ihn warten würde … »Sie entschuldigen mich, ich werde im Salon erwartet.«
»Ich weiß«, sagte Cecilia schnell. »Es sind diese beiden Polizisten. Nicolò, ich habe Angst.«
»Gänschen. Sie werden noch ein paar Fragen haben.«
»Ich habe ein schlechtes Gefühl. Gehen Sie nicht hinein.«
»Soll ich mich wie ein Dieb aus meinem eigenen Haus schleichen oder mich mit einem Degen bewaffnen?« Er lächelte, und angesichts seiner Ruhe kam ihr ihre Furcht lächerlich vor. »Wollte nicht Signora Balmaren Sie zu einem typisch weiblichen Vergnügen abholen?«
Cecilia nickte. »Ich dachte, sie sei
Weitere Kostenlose Bücher