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Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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mitgenommen«, schloss sie ihren Bericht.
     
»Mein schlimmer Sohn. In ein feuchtes Loch ohne Licht und Luft und mit nichts als schimmeligen Stroh auf den Boden und – oh, Ratten.« Nicolòs Mutter betupfte wieder ihre Augen mit dem Taschentuch.
     
Die Zitronenlimonade, die sie als Erfrischung hatte bringen lassen, stand unberührt vor ihr – auch Cecilia hatte noch keinen Schluck getrunken.
     
»Nein, das dürfen Sie nicht denken, nicht ohne Licht und Luft«, widersprach Cecilia mit zitternder Stimme. Sie meinte sich zu erinnern, dass im achtzehnten Jahrhundert adelige Gefangene nicht schlecht behandelt wurden und sich allerlei Annehmlichkeiten erkaufen konnten. »Er hat es bestimmt leidlich bequem, schließlich ist er kein gemeiner Verbrecher. Wir müssen trotzdem etwas tun, um ihm zu helfen.«
     
»Sie haben so recht. Ich werde Eingaben schreiben an den Rat der Zehn oder wenn nötig an den Dogen; zwischen den Capellis und der Familie Loredan bestanden schon immer freundschaftliche Beziehungen, ohne unsere Hilfe hätte so mancher Loredan kein Amt erhalten. Sie schulden uns etwas, und ich werde es einfordern.«
     
Was Donna Sofia plante, mochte ja gut und schön sein, aber der einzige Weg, Nicolò zu befreien, war doch …
     
»Wir müssen seine Unschuld beweisen, dann muss er freigelassen werden.«
     
»Ja doch, aber … ich weiß noch etwas! Warum habe ich nicht gleich daran gedacht, das wird meinen Sohn noch schneller befreien als eine Eingabe an den Dogen.« Sofia tippte sich an die Stirn. »Raimondo wird sich der Sache annehmen. Er ist mit dem Vorsitzenden des Zehnerrates verwandt. Hoffentlich ist er in Venedig, ich habe ihn schon seit Tagen nicht mehr gesehen.«
     
Cecilia konnte sich nur an einen Träger dieses Namens erinnern, und das war Raimondo Vianol, der bei ihrer Ankunft Gast in der Villa Capelli gewesen war und für nichts außer dem Kartenspiel Interesse aufgebracht hatte. Wie er Nicolò behilflich sein sollte, war ihr schleierhaft – sie sagte es unverblümt.
     
»Vianol doch nicht, ich meine Raimondo Zorza. Er ist ein guter Freund von mir. Wenn uns einer helfen kann, dann ist er es.«
     
So wie sie von Zorza sprach, musste er mehr als nur ein Freund sein, und selbst im Angesicht ihres Kummers konnte sie einen schwärmerischen Gesichtsausdruck bei der Nennung seines Namens nicht verbergen.
     
»Er kann Nicolòs Unschuld beweisen?«
     
»Er weiß die notwendigen Schritte zu unternehmen und seinen Einfluss geltend zu machen.«
     
»Lassen Sie mich auch helfen, Signora. Ich verstehe etwas davon, glauben Sie mir.«
     
»Was wollen Sie tun, Kind. Ihr Wunsch ehrt Sie, aber Sie waren zu lange fort und kennen kaum die richtigen Leute, um Einfluss zu haben. An Eduardo Capelli werde ich mich ebenfalls nicht wenden, auch wenn einer seiner beiden Schwäger dem Zehnerrat angehört. Mein Sohn würde lieber jahrelang in den Bleikammern bleiben, als seine Freiheit diesem Cretin zu verdanken.« Sofia bewies eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit ihrer Stimmungen. »Raimondo ist der Richtige für so etwas.«
     
Sie klingelte nach ihrer Zofe und schickte diese auf die Suche nach dem Freund. »Schaffe ihn schnell herbei, und du wirst eine Belohnung erhalten. Preme!«
     
Nach dem Abgang der Zofe blieb den beiden Frauen nichts anderes übrig als zu warten. Cecilia hütete sich, Nicolòs Mutter von der Adresse zu erzählen, die er ihr genannt hatte. Sie war der Meinung, dass weder Zorza noch Sofia von den dortigen Bewohnern begeistert sein würden. Was dort zu erledigen war, musste sie allein tun.
     
Zorza stellte sich als der Mann heraus, den sie auf dem Ball der Carmandos an der Seite Sofias gesehen hatte. Im Schlepptau der Zofe eilte er in den Salon. Diese hielt dann in einer unverschämten Manier, die Cecilia schon häufiger bei Dienstboten beobachtet hatte, die Hand auf, und ihre Herrin legte das versprochene Geldstück hinein. Die Zofe prüfte deren Echtheit, indem sie auf die Münze biss, bevor sie den Salon verließ.
     
Zorza ergriff die Hände seiner Freundin und küsste sie weitaus vertrauter als schicklich gewesen wäre. »Sofia, meine Liebe, ich bin sofort hierher geeilt, aber aus den Worten Ihrer Zofe konnte ich nicht schlau werden. Capelli verhaftet – das kann doch nur ein Irrtum sein.«
     
»Das ist leider kein Irrtum. Cecilia war dabei.«
     
»Madonna mia, wohin soll das noch führen, wenn einfach jeder Nobilhomo verhaftet werden kann.« Er nahm auf einem Stuhl dicht neben Sofia

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