Palazzo der Lüste
geplant hatte. Er gab sich bei ihrem Spiel nicht mit Halbheiten zufrieden.
Das Halsband. Sie musste dafür sorgen, dass er es in die Stadt mitnahm. Am besten ließ sie es sich gleich zurückgeben. Höflich verabschiedete sie sich von der Nobildonna Capelli und machte sich auf die Suche nach deren Sohn. Schließlich fand sie Nicolò im Park im Gespräch mit einem Gärtner. Sie blieb in einiger Entfernung stehen und wunderte sich, mit welcher Inbrunst er den Worten des Gärtners lauschte. Sie hätte nicht gedacht, dass er sich für Gartenpflege interessierte. Was wusste sie schon von ihm? Auf keinen Fall genug, um ihm zu vertrauen.
Endlich verneigte sich der Gärtner und schlenderte davon. Beinahe beneidete Cecilia den Mann, denn er schien so zufrieden mit sich und der Welt. Nicolò drehte sich zu ihr um, und ein Lächeln legte sich auf seine Züge.
»Sie haben bestimmt schon gehört, dass wir nach Venedig zurückkehren. Versuchen Sie nicht, mir das auszureden. Sie werden dort wunderbar zurechtkommen und die Sensation in dieser Saison sein.« Er kam zu ihr und grüßte sie mit einem auf ihren Handrücken gehauchten Kuss. Danach behielt er ihre Finger in seiner Hand.
„Deswegen habe ich Sie nicht gesucht.«
»Sie sagen das so, dass ich nicht weiß, ob ich erleichtert oder besorgt sein soll.«
»Es ist nur eine Kleinigkeit.«
Er verdrehte die Augen. »Das sagen Frauen immer, und dann wird es gefährlich.«
»Seien Sie doch einmal ernst. Das Halsband, das ich getragen habe, als Sie mich fanden – haben Sie das noch? Ich möchte es wiederhaben.«
»Natürlich habe ich es noch. Ich werde doch so etwas nicht verlieren. Es ist gut aufgehoben bei mir. Sie müssen sich kein Sorgen machen.«
»Ich möchte es trotzdem gerne wiederhaben. Es gehört mir.«
»Hat es eine besondere Bedeutung für Sie? Haben Sie sich an etwas im Zusammenhang damit erinnert.«
»Ich habe nicht mein Gedächtnis verloren.« Was dachte er von ihr? »Geben Sie mir einfach mein Halsband. Es gehört mir, und ich möchte es haben.«
»Regen Sie sich nicht auf, Donna Cecilia. Ich werde es heute noch in Ihr Zimmer bringen lassen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?« Er hatte sich wieder in den hochmütigen Patrizier verwandelt und blickte kalt auf sie herunter.
Sie entzog ihm ihre Hand. »Ich habe Ihr Wort? Mehr Wünsche habe ich im Augenblick nicht.«
Cecilia warf den Kopf in den Nacken und drehte sich um. Sie stolzierte davon. Wenn sie das Halsband erst wieder in ihrem Besitz hatte, würde sie sich besser fühlen.
Nicolò stand zu seinem Wort. Als sie nach dem Abendessen in ihr Zimmer kam, lag auf einem Tisch ein rotes Samtkissen und darauf das Halsband. Sie nahm es an sich und verbarg es in ihrem Retikül.
*** Am Abreisetag waren vor der Villa zwei herrschaftliche Reisekutschen vorgefahren. Für die Herren standen Pferde bereit. Die Kutschen für die Diener und das Gepäck wurden im Wirtschaftshof beladen. Cecilia stand oben auf der Treppe. In den vergangenen Tagen hatte sie Nicolò kaum gesehen und ihm nichts von den Heiratsplänen seiner Mutter beichten können. In Gedanken sah sie sich an der Seite eines fremden Mannes vor dem Altar stehen. Wenn jemand Donna Sofia von dieser Idee abbringen konnte, dann war es ihr Sohn.
Nicolò trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf den Arm. »So tief in Gedanken versunken, Katze?«
Sie hatte ihn nicht kommen hören und zuckte zusammen.
»Nicht erschrecken, Cecilia. Venedig wird Ihnen zu Füßen liegen.« Diese Sorge stand ihr deutlich im Gesicht geschrieben und rührte ihn. Da sie beide allein auf der Treppe standen, zog er sie kurz an sich. In diesem Moment kamen Vianol und Rossi aus dem Haus, schnell ließ er sie wieder los.
Die beiden winkten ihnen zu, gesellten sich aber nicht zu ihnen, sondern gingen die Treppe hinunter zu den Pferden.
»Nicolò, ich muss Ihnen etwas sagen.« Es fiel ihr nicht leicht, ihn beim Vornamen zu nennen, aber noch schwerer fiel es ihr, einen Mann, mit dem sie leidenschaftliche Stunden verbracht hatte, mit einem pompösen Titel anzureden. »Ihre Mutter hat …«
»Womit hat meine schlimme, arglose Mutter Sie geplagt?«
»Sie will einen Ehemann für mich finden, und Sie sollen eine angemessene Mitgift zahlen.«Nachdem es heraus war, fühlte Cecilia sich erleichtert.
»Oh.« Er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Mutter ihre Pflichten einer unbekannten Verwandten gegenüber derart
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