Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
Vom Netzwerk:
ernst nehmen würde. Wusste sie etwa um sein Spiel und wollte ihm auf diese Weise eins auswischen? Oder hatte sie sich so sehr gelangweilt, dass sie froh war um jede Ablenkung? Er fühlte sich beinahe schuldbewusst, dass er sie erst gebeten hatte mitzukommen, und sie dann so lange in der Einsamkeit schmoren ließ. »Wenn Sie eine Ehe wünschen, werde ich Ihnen selbstverständlich eine angemessene Mitgift zukommen lassen, da ich nicht davon ausgehe, dass mein Verwandter Sie gut versorgt zurückgelassen hat.« Der Schalk blitzte ihm aus den Augen.
     
Sie bemerkte es und entschied, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen.
     
»Wenn ich es recht überlege, ich würde gerne wieder heiraten und meinem eigenen Haushalt vorstehen.«
     
Diesmal war die Reihe an ihm, betroffen zu sein. Die Vorstellung, sie könnte einem fremden Mann gehören, der ihren Körper genießen würde … Eine schwarze Welle schwappte durch seinen Leib, ließ ihn vor Wut die Zähne zusammenbeißen. Am liebsten hätte er sie gepackt und geschüttelt, sie angeschrien, dass er ihr Maestro sei und eine Heirat nicht dulden würde. Er beherrschte sich aber und sagte statt dessen: »Ich wünsche Ihnen Glück, Signora.«
     
Die Worte klangen gepresst, daran erkannte Cecilia, welche Überwindung sie ihn gekostet hatten, und dass sie ihm nicht gleichgültig war. Sie war zufrieden wie eine Katze in der Sonne.
     
Am Arm von Gonzaga trat Nicolòs Mutter aus der Villa. Die Gesellschaft war bereit zum Aufbruch.
     
Cecilia fand mit Nicolòs Mutter in der vorderen Kutsche Platz, während die Männer sie hoch zu Ross begleiteten. Im Trab zogen die Pferde an. Sofia lehnte sich in die Polster zurück und schloss die Augen. Natürlich hielt sie es nicht lange aus, bald öffnete sie sie wieder, schaute mal aus dem Fenster, mal auf ihr Gegenüber.
     
»Wir werden Tage unterwegs sein. Tagelang in einer Kutsche, ich bin jetzt schon steif«, seufzte sie.
     
Die Kutschen verließen gerade den Park. Cecilia fand die Art des Reisens aufregend und die Kutsche sehr bequem und geräumig. Sie schaute aus dem Fenster, begierig darauf, Italien einmal von einer anderen Seite kennenzulernen.
     
»Wozu wird die zweite Kutsche benötigt?«
     
»Nicolò hat es so angeordnet. Ich vermute, die Männer werden nicht die ganze Zeit reiten wollen. Dann können sie nicht mehr sitzen, wenn wir in Venedig ankommen.« Bei der Vorstellung schlug sich Nicolòs Mutter kichernd die Hand vor den Mund. Sie wirkte weniger denn je wie die Mutter eines erwachsenen Sohnes.
     
Auch vor Cecilias geistigem Auge zogen Bilder vorüber, wie Nicolò sich das Hinterteil rieb und sich nur äußerst ungern auf einem Stuhl niederließ – sie fiel in das Kichern ein.
     
*** Die Reise führte sie zunächst durch das Städtchen Lonigo, das von einem großen Stadtpalast der Patrizierfamilie Pisani beherrscht wurde. Nicolòs Mutter wies sie auf das imposante Gebäude hin.
     
Als sie daran vorbeifuhren, entdeckte Cecilia über dem Eingangsportal ein in Stein gemeißeltes Wappen, und weil sie an der Villa Capelli keines gesehen hatte, fragte sie.
     
»Das ist das Wappen der Conti dei Bagnolo«, erklärte Nicolòs Mutter. »Die Pisani führen diesen Titel aber natürlich nur außerhalb Venedigs.«
     
Von Lonigo aus ging es nach Vincenza auf einer Straße, die im Jahr 1754 bestimmt als gut ausgebaut galt, immerhin war sie gepflastert. Dennoch kamen sie nur langsam voran. Der Kutscher ließ die Pferde zwischendurch immer wieder im Schritt gehen, damit sie sich ausruhen konnten, und um auf den langsamen Wagen mit dem Gepäck zu warten.
     
Sie kamen an einem Brunnen vorbei, und die Kutschen hielten an, damit die Pferde getränkt werden konnten. Die Reisenden nutzten die Pause, um sich die Füße zu vertreten. Nicolò kam an Cecilias Seite und nahm ihren Arm.
     
»Ist es auch nicht zu anstrengend für Sie?«
     
»Nein, gar nicht. Ich genieße die Fahrt.«
     
»Ich meinte meine Mutter. Sie reist nicht gerne und verschont andere auch nicht mit ihren Unmutsäußerungen.«
     
»Sie hat schon geklagt, als wir den Park noch nicht verlassen hatten.«
     
»Das ist es«, lachte Nicolò. »Alles was mehr als zwei Stunden Fahrt in der Kutsche bedeutet, ist ihr zu lang. Ihr wird langweilig. Schneller reisen geht aber auch nicht, dann wird sie zu sehr durchgeschüttelt, und ihre Körpersäfte geraten durcheinander.« Seine Haltung und seine Stimme waren eine perfekte Imitation seiner Mutter. »Das sind ihre Worte, die ich

Weitere Kostenlose Bücher