Palazzo der Lüste
dabei.
»Kindchen, ist das eine Art das teure Gesöff hinunterzustürzen?« Carlo da Riva klopfte ihr auf den Rücken, und das ließ endlich Nicolò wieder auf sie aufmerksam werden.
Er zwinkerte ihr zu, und machte sich daran, ihr Glas nachzufüllen. »Limonade gegen den Durst, Bella Donna.«
Das Signal, das das Ende der Pause anzeigte, ertönte, aber niemand der Gäste verließ die Loge. Offenbar hatten alle beschlossen, den Rest der Oper von ihren neuen Plätzen aus zu verfolgen. Cecilia schob sich durch die Leiber bis sie einen Platz erreicht hatte, von dem aus sie einigermaßen erträglich sehen konnte. Nicolò wurde von der jungen Lucrezia mit Beschlag belegt, sie hing an seinen Lippen, als öffneten die ihr einen Weg ins Paradies. Am liebsten wäre Cecilia ihr mit den Fingernägeln durchs geschminkte Gesicht gefahren.
*** Nach der Oper saß sie schweigsam neben Nicoló in dem Tragsessel, mit dem sie sich zurückbringen ließen in die Casa Capelli. Sie sah starr nach links, obwohl dort außer schattenhaften Häuserfronten kaum etwas zu erkennen war.
»Cecilia, was ist mit Ihnen?« Nicolò wollte nach ihrer Hand greifen, aber sie entzog sie ihm, klappte sogar den Fächer auf und verbarg sich dahinter.
»Das lasse ich nicht zu!« Er nahm ihr den Fächer weg, warf ihn auf die Straße und drehte ihr Gesicht mit einer energischen Geste zu sich herum. »Sie wollen meine gelehrige Schülerin sein, Carissima? Ich verlange Gehorsam und ein fröhliches Gesicht.«
Unter Aufbietung aller Kräfte zwang sie ein Lächeln auf ihre Züge.
»So ist es brav.« Er kraulte ihr Kinn. »Lucrezia hat Ihnen die Laune verhagelt, stimmt es? Sie ist eine lästige, mutwillige Person, die überall auftaucht und versucht, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das wird sie so lange machen, bis sie einen Ehemann gefunden hat. Hoffentlich geschieht das bald. Sie haben doch nicht etwa gedacht, ich hätte mich in deren Stricken verfangen?«
»Ich … ja … nein …«
»Cara, ich bitte Sie. Sie sollten mich besser kennen. Die einzigen Fesseln, die mir gefallen, sind solche, die ich Ihnen anlege. Lächeln Sie und kein Gedanke mehr an Lucrezia Trebiso.«
Sie nickte.
»Darauf einen Kuss«, forderte er.
Sie lösten sich erst wieder voneinander, als der Tragsessel vor der Casa Capelli abgestellt wurde. Hinter ihnen hielt ein zweiter. Diesem entstiegen Gonzaga und Auriana Belmaram.
»Wir haben Gäste zu einem ganz besonderen Nachtmahl, Carissima«, murmelte Nicolò neben ihrem Ohr. Die Betonung der Worte ließ keinen Zweifel an der Art der Einladung zu.
Nicoló führte sie nicht in das übliche Esszimmer, sondern in einen entsprechend hergerichteten Raum im Erdgeschoss der Casa Capelli. Zuerst ging es durch ein Gewirr kleiner Kammern und Vorratsräume. Cecilia bezweifelte, dass sie den Weg alleine gefunden hätte. Der Raum hatte keine Fenster und wurde nur von einem Feuer im Kamin und einer Reihe Kerzen erhellt. Das Feuer hatte den Raum erwärmt; den feuchten Geruch zu vertreiben, war ihm nicht gelungen. Die Wände bestanden aus unverputzten Ziegeln und waren staubig. Im Gegensatz dazu war der Boden mit kostbaren Teppichen bedeckt, und der Keller mit reich verzierten und vergoldeten Möbeln eingerichtet. Cecilia erschauderte, als sie eintrat. Der Raum strahlte eine furchterregende und zugleich erotisch aufgeladene Atmosphäre aus.
»Seien Sie meine Königin, Cecilia«, murmelte Nicolò und schob sie zu einem reich gedeckten Tisch.
»Von der Schülerin zur Königin.«
»Und wieder zurück zur Sklavin.
Cecilia wurde warm bei dem Gedanken. Lucrezia war vergessen.
Vor dem Tisch standen zwei besonders breite Sessel, und rechts und links vom Kamin entdeckte sie zwei mit schwarzen Polstern ausgelegte und mit Spiegeln verkleidete Nischen.
Außerdem gab es noch zwei mit lüsternen Paaren bemalte Wandschirme. Hinter einen Wandschirm wurde sie von Auriana gezogen. Cecilia schien es, als wäre die blonde Frau nicht zum ersten Mal hier. Tapfer unterdrückte sie die Regungen der Eifersucht – augenscheinlich ging es um Spiele zu viert, und sie hatte ihrem Maestro Gehorsam gelobt.
Gewänder aus beinahe durchsichtigem Musselin lagen auf einem Stuhl.
»Wir ziehen uns etwas Bequemes an«, zwitscherte Auriana. »So haben wir während des Essens viel mehr Spaß.«
Sie legte das mantelartige Oberkleid ab und machte sich dann an den Bändern ihrer Röcke zu schaffen. »Helfen Sie
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