Palazzo der Lüste
Katze.«
Cecilia tat beschämt und blickte zu Boden, dabei konnte sie nur mit Mühe ihr Lachen unterdrücken.
Schließlich konnte Nicolò es nicht länger aushalten, er zog sie um den Tisch herum auf seinen Schoß.
»Ich werde Sie füttern müssen, Bellissima.« Er schob ihr einen Bissen in den Mund.
Cecilia schmiegte sich an ihn und ließ es geschehen.
»Wissen Sie, Nicolò«, fragte sie kauend, »was mir nicht aus dem Kopf geht?«
»Sie werden es mir sagen.«
»Das Verschwinden Lucrezias. Ich stelle mir vor, dass sie allein an einem dunklen, kalten Ort ist und Angst hat.«
Sie hatte befürchtet, er würde ungeduldig reagieren, weil sie wieder davon anfing, aber er schaute sie an und fragte: »Hätten Sie Angst?«
»Natürlich. Nicolò, seien Sie einmal ernst.«
»Ich bin ernst.« Er lächelte sie an.
»Alle reden darüber, als ob es eine besonders gut gelungene Eskapade wäre.«
»Wenn es eine ist, wäre sie auch besonders gut gelungen. Mir hat das Gerede auf dem Ball der Carmandos auch nicht gefallen.«
»Sie glauben also auch …«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
Cecilia holte tief Luft. Sie hatte mit diesem Thema begonnen und würde es zu Ende bringen. »Ihr ist bestimmt ein Unglück zugestoßen, und jemand will damit etwas erreichen.«
Nicolò sah höflich interessiert aus. »Wie kommen Sie darauf?«
Ein Bauchgefühl, das sich nicht verdrängen ließ. Nur wie sollte sie das erklären? Sie schluckte und merkte gar nicht, wie sie ihn aus großen Augen anschaute. Er merkte es sehr wohl und schlang schützend die Arme um sie.
»Was wollen Sie mir sagen?«
»Ich – ja …« Oh Gott, wenn sie sich nicht zusammenriss, würde er ihr nie glauben. »Es ist ein Gefühl, und es ist Eduardo Capelli. Es war ihm zu sehr darum zu tun, das Gespräch immer wieder auf Lucrezia und auf Sie mit ihr in Zusammenhang zu bringen. Wenn er kein anderes Interesse an dieser Sache hätte, als – als beispielsweise ihre Mutter – hätte er das nicht getan.«
»Meine Mutter hat bestimmt keinerlei Interesse an dieser Sache.«
»Nicolò!«, rief sie aus, »ich versuche Ihnen etwas zu erklären und Sie …!«
»Scusi!«, entschuldigte er sich sofort. »Ich höre Ihnen zu.«
Sie seufzte leise. »Ihr Erbe ist Ihnen nicht wohlgesonnen, das weiß jeder und Sie auch. Er will Ihnen Probleme schaffen, wo er nur kann. Er will Sie jetzt beerben.« Den letzten Satz hatte sie spontan gesagt, und das war ein Fehler, denn seine Augenbrauen hatten sich erstaunt behoben.
»Verraten Sie mir doch, warum er Donna Lucrezia entführt, wenn er mich beerben will. Dann müsste er mich doch aus dem Weg schaffen und nicht sie.«
»Das wäre der nächste Schritt. Zunächst will er Sie in Misskredit bringen.«
»Aus lauter Verzweiflung darüber begehe ich Selbstmord, und er hat sein Ziel erreicht.«
»So ähnlich.«
»Cecilia.«
»Es war nur so eine Idee.« Cecilia ließ den Kopf sinken. Nicolò musste sie für dämlich halten, aber an diesem Punkt waren ihre Gedanken noch wenig konkret.
»Das hört sich gar nicht nach ihm an. Der Plan ist viel zu verwickelt, als dass er seinem Hirn entsprungen sein könnte. So etwas kann sich nur eine Frau ausdenken.« Er klang belustigt.
»Er hat einen Plan.«
»Besser gesagt – Sie legen ihm einen in den Mund, den Sie sich eben ausgedacht haben.«
»Nein!«, begehrte sie wütend auf, verstummte dann aber. Es stimmte – sie hatte es sich ausgedacht, aber im tiefsten Inneren ihres Herzens wusste sie, dass sie recht hatte. Schnell schluckte sie ihre Empörung hinunter und fuhr fort: »Ich kann es herausfinden. Wirklich Nicolò. Lassen Sie es mich tun, ich verstehe etwas davon – ich kann Ihnen nicht sagen, wieso, aber glauben Sie mir.«
»Sie wollen Nachforschungen über den Verbleib Lucrezias anstellen«, fasste er ihre leidenschaftliche Rede zusammen.
»Genau.«
»Cecilia, ich weiß ich nicht, wer Sie sind, noch wo Sie herkommen. Ihr Angebot kann ich nicht annehmen.« Er zog ihre Hand an seine Lippen. »Es gibt nichts, was Sie tun könnten. Wenn Lucrezia nicht wieder auftaucht, ist es Sache der Behörden, sie zu finden.« Er küsste selbstvergessen ihre Fingerspitzen so zart, als wären sie aus kostbarem Alabaster.
»Bitte.«
»Nein! Cecilia, ich nehme das nicht auf die leichte Schulter, auch wenn es vielleicht so aussieht. Tatsächlich habe ich den Ball der Carmandos so
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