Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)
wieder blicken lassen, also dafür siehst du nicht übel aus.“
Es klang barsch, aber so war Miguel eben. Er hatte sich auch sonst nicht viel verändert. Sein Hemd spannte noch immer über dem Bauch, und er hatte auch noch denselben mürrischen Blick.
„Komm, trinken wir einen. Wie sich das gehört unter Freunden.“
„Aber immer“, sagte Philipp. „Lass mal sehen, was du hast.“
Sie verließen die Küche und Philipp stellte sich ans Ende des Tresens, während Miguel eine Flasche holte und ihm ein Glas mit einer klaren Flüssigkeit hinstellte, das stark nach grünen Äpfeln duftete. Licor de Manzana Verde.
“Also, was war los mit dir, hombre? Es hat tolle Gerüchte gegeben. Es hieß, du wollest die Cala Dragonera verkaufen und solches Zeug. Also ich hab das ja nicht geglaubt und ich hab recht gehabt, was?“
„Hundertprozentig. Ich verkauf mein Land nicht, keinen Meter. Ich hab ein bisschen zu viel Arbeit gehabt und dann noch so dieses und jenes. Deshalb konnte ich nicht kommen.“
„Man sucht es sich nicht aus.“
„Nein.“
Philipp deutete mit dem Kopf auf die vollbesetzte Terrasse. „Aber du kannst dich auch nicht über Mangel an Arbeit beklagen, weiß Gott nicht.“
Aber Miguel winkte ab. „In einer Stunde sind die Busse wieder weg und dann ist hier alles wie tot. Aber du hast Recht, ich kann nicht klagen. Besser zwei Stunden ein gutes Geschäft als gar keins. Und dann hab ich auch noch oben im Haus die Fremdenzimmer.“
„Ach deshalb kam mir dein Haus so verändert vor. Du hast aufgestockt.“
„Ja, war aber vermutlich ein Fehler. Ach was, eine Riesendummheit war das.“
„Wieso? Läuft es nicht?“
„Nicht besonders. Alles will nur ans Meer.“
„Du hättest nach Monforte gehen sollen mit deinen Fremdenzimmern.“
„Ich weiß.“
Philipp blickte durch die offene Tür nach den Kindern. Die beiden saßen vergnügt im Schatten der blauen Markise, und er fand es schön, sie da sitzen zu sehen, bereits ein wenig braun gebrannt, wodurch ihre Haare noch heller wirkten und zu wissen, dass sie zu ihm gehörten. Aber er musste auch daran denken, dass es da noch etwas anderes gab. Etwas, das ihm ebenso wichtig war und das ihm im Moment nicht in Ruhe ließ.
Er wandte sich wieder Miguel zu. „Eine Frage. Was macht übrigens Paloma? Paloma Torres, du weißt schon, die von Porto Saler.“
Miguel sah ihn überrascht an. „Ich weiß, wer Paloma Torres ist. Aber was hat sie mit meinen Fremdenzimmern zu tun?“
„Nichts. Mir fiel das nur eben ein. Die dicke Alte ist gar nicht mehr da, die immer ihre Pullover verkauft hat.“
„Vermutlich waren diese dicken Winterpullover kein Geschäft mehr. Aber soweit ich weiß, geht es Paloma ganz gut. Sie hat wohl eine Menge zu tun mit ihrem ganzen Salat und Gemüse. Erst hat ja keiner geglaubt, dass das was wird mit ihrem Bewässerungssystem. Aber es scheint wohl zu klappen und die Hotels nehmen ihr ja bis zur letzten Tomate alles ab, um die Frachtkosten zu sparen.“
Philipp hatte nicht die geringste Ahnung, worüber Miguel redete. Aber es klang gut und passte so ganz zu Paloma. Deshalb unterbrach er Miguel auch nicht.
„Und die alte Antonia, na ja, es erwischt uns alle mal. Zwei Jahre ist das jetzt her. Ich Dummkopf, ich hätte auf sie hören sollen.“
„Wieso?“
„Sie hat mir abgeraten. Sie fand, das mit den Fremdenzimmern sei keine gute Idee. Und recht hat sie gehabt. Ein gescheites Frauenzimmer. Die hat gewusst, wie man Geld macht.“ Miguel legte Philipp eine Hand auf den Arm. „Komm mal am Nachmittag vorbei oder am Abend. Dann ist es ruhig hier und wir können ausführlich reden ... was ich dich fragen wollte, du machst doch noch Werbung, oder? Und ich hab vor, da mal was anzukurbeln, einen Prospekt oder so. Und du kannst mir vielleicht dabei helfen.“
„Sicher. Warum nicht?“
„Nichts Großartiges. Ein Foto von der Bar vielleicht und links und rechts vielleicht ein paar Palmen. Macht sich immer gut, oder? Was meinst du?“
„Mach dir keine Gedanken. Ich lass mir was einfallen“, sagte Philipp, obwohl er im Stillen so seine Zweifel hatte, ob ein noch so gut aufgemachter Werbeprospekt das Geschäft mit Miguels Fremdenzimmern wirklich ankurbeln würde. Aber der alten Zeiten wegen konnte er schlecht nein sagen.
Sein Bier draußen auf der Terrasse war schal geworden und er ließ es stehen. Paloma! Es ging ihr also gut. Für den Moment genügte ihm das.
Für den Abend hatten sie ursprünglich geplant, auswärts essen zu
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