Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)
Papa.“
„Aber wenn er fertig gearbeitet hat, dann kommt er.“
„Ganz bestimmt.“
Vicky nickte und arbeitete weiter, aber für Philipp war das Thema noch nicht erledigt. Sicher, Vicky hatte sich mit seiner Antwort zufrieden gegeben, aber die ganze Wahrheit war es nicht. Zwar hatte es schon eine Zeit gegeben, wo ihm seine Arbeit furchtbar wichtig gewesen war. Vor allem damals, als es noch darum ging, sich selbst und anderen etwas zu beweisen. Als er sich mit seiner Werbeagentur selbständig gemacht hatte und das in einem Alter, als andere gerade erst begannen, in abhängiger Position zu arbeiten. Es war eine gute und spannende Zeit gewesen damals, keine Frage. Aber mehr und mehr war dann Routine aufgekommen, selbst gelegentliche Rückschläge hatten nichts daran geändert. Es war also höchstens die halbe Wahrheit, wenn er so tat, als ob allein seine Arbeit ihn für etliche Jahre von Magali fern gehalten hatte. So weit, so gut. Nur machte es im Moment keinen Sinn, darüber nachzugrübeln. Besser, er konzentrierte sich jetzt darauf, eine saubere Veranda zu haben und außerdem zu überlegen, was er heute unternehmen könnte.
Dennoch waren Vicky und er noch nicht ganz fertig mit der Arbeit, als Bobby auftauchte. Sie war noch im Nachthemd und setzte sich mit einem Becher Kaffee auf die Verandamauer und sah ihnen zu. Im Haus war Alex wohl beim Frühstück machen. Durch die offenen Fenster war zu hören, wie er Schranktüren öffnete und mit Geschirr herum klapperte. Philipp kannte das schon. Wenn er gelegentlich die Kinder übers Wochenende bei sich hatte, rührte Alex für alle Kakao an und bestrich eine Menge Brote mit Schokoladenaufstrich.
Ein zufällig Vorübergehender hätte das Ganze für ein wunderbares Familienidyll halten können. Vater, Mutter, Kinder. Eine ganz und gar unkomplizierte Geschichte also. Allerdings nur für einen zufällig vorüber gehenden Fremden. Philipp spürte, wie er beim Arbeiten allmählich ins Schwitzen geriet und machte für heute Schluss. Nachdem er noch die Veranda mit einem Besen sauber gemacht hatte, setzte er sich zu Bobby auf die Mauer und trank seine zweite Tasse Kaffee und erkundigte sich, ob sie mitkomme nach San Lorenzo. Er hatte vor, die Schrauben und die Farbe für die Zisterne gleich heute noch zu besorgen.
„Ich komm mit“, sagte Vicky.
„Ich auch.“ Alex streckte seinen Kopf zum Küchenfenster heraus.
„Also schön. Abfahrt gleich nach dem Frühstück. Und du, Bobby, was ist mit dir? Kommst du mit?“
„Du lieber Gott, nein. Ich werde mich hüten. Ich kenne den Trubel morgens in San Lorenzo.“
„Ich werde es überleben“, sagte Philipp. „Solange wir nur hier unsere Ruhe haben.“
„Okay. Aber sag nachher bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Du warst eine Weile nicht da im Sommer. Und mir kam es schon letztes Jahr so vor, als ob San Lorenzo aus allen Nähten platze.“
Philipp grinste. „Lass doch ruhig jeden seine schlechten Erfahrungen selber machen.“
„Mach mal. Und viel Spaß dabei.“ Bobby lachte.
Auch Karen zog es vor dazubleiben, nachdem sie von den vollen Ausflugsbussen mit Tagestouristen von der Nachbarinsel gehört hatte, die auf ihren Inselrundfahrten morgens in San Lorenzo Halt machten. Und so lud Philipp nur die Kinder ins Auto und alle drei stellten sie fest, dass die Menschenmassen, die sich durch die schmale Hauptstraße schoben, wirklich so enorm waren wie Bobby prophezeit hatte. Dazu war es fast unglaublich heiß, heißer als bei ihnen unten an der Cala Dragonera. In der schmalen Straße staute sich die Hitze geradezu.
Trotz des Trubels kam es Philipp nicht so vor, als ob sich viel verändert hätte. Die Zeiten eines geradezu hektischen Baubooms, des Goldfiebers, waren auf Magali wohl allmählich vorbei. Einzig am Ortsrand war ein neues Mietshaus mit Läden im Erdgeschoss dazu gekommen, aber einige der Läden standen leer und an einigen Fenstern der Wohnungen hingen Schilder. „Se alquila“ oder „Se vende“. Zu vermieten oder zu verkaufen also. Aber Philipp erschien die Bauruine daneben, wo zwischen Steinen und Bauschutt Unkraut wucherte, eher als Zeichen dafür, dass die Insel an ihre Grenzen gestoßen war.
Er schlenderte mit den Kindern die Straße hinauf, die zum Marktplatz führte, zur Plaza Consistorial. Da es dort nicht viel Sehenswertes gab – die baufällige Kirche war noch immer nicht renoviert, und abgesehen davon fehlte dem eher plumpen Bau die Schönheit maurischer Bauten, die Philipp auf dem
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