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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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Blick und sagte daraufhin: „Warts ab. Nächsten Sommer verdienst du so viel, dass du dir auch eins kaufen kannst.“
    „Kann schon sein. Aber nicht so viel, dass ich mir ein Grundstück an der Cala Dragonera kaufen kann. Man sagt, du hättest das ganze Land verschleudert für das schäbige Ding da.“ Mariano stieß mit dem Fuß heftig gegen die Mobylette.
    „Wer sagt das?“
    „Alle. Manuel Campo und Pepe Segura. Die waren mit mir auf dem Schiff.”
    „Sie lügen“, sagte Paloma, die sich nicht länger zurückhalten konnte. „Die Mobylette war nur für ein kleines Stück Land und das war schon vor drei Jahren. Damals waren die Preise noch anders als heute. Für das restliche Land in der Cala Dragonera hat der Vater eine Menge Geld bekommen.“
    „So ist es“, bekräftigte Salvador. „Felipe – also eigentlich heißt er ja Philippe, nein Philipp … hat genau so viel gezahlt wie dieser Schweizer Konzern geboten hat, auf die Peseta genau.“
    „Ihr mit eurem Philipp.“ Mariano spuckte den Namen aus, als ob er einen Tabakkrümel auf der Zunge loswerden wollte. „Erzählt mir doch nichts. Ich weiß von Manuel und Pepe, dass er euch übers Ohr gehauen hat.“
    Mariano stand breitbeinig und mit erhobenem Kopf da. Die Augen starr, das Gesicht gerötet. Salvador sah ihn an, sagte aber nichts. Das Schweigen zwischen ihnen dauerte solange, bis Salvador sich umdrehte und kopfschüttelnd ins Haus ging. Paloma nahm an, dass er nur deshalb nicht widersprochen hatte, weil er keinen Streit mit seinem Sohn wollte. Sie jedenfalls konnte nicht schweigen.
    „Philipp hat niemand übers Ohr gehauen. Er hat das Land bekommen, weil er dafür gezahlt hat.“
    „Und dich dazu, was? Schöne Geschichten hört man da. Alle wissen, dass du mit einem Ausländer rumgezogen bist. Die Männer von der Insel sind dir wohl nicht gut genug, was?“
    „Und wenn … ich weiß nicht, was dich das angeht“, sagte Paloma.
    „Einiges. Ich hab es nicht so gern, wenn Schande über unsere Familie kommt.“
    Darauf sagte Paloma nichts, maß Mariano nur mit kühlem Blick und ging dann ins Haus.
    Als sie später zusammen am Tisch saßen, versuchte Salvador einzulenken. Er redete wieder über die Arbeit, die Mariano bestimmt finden würde und gab ihm verschiedene Ratschläge, wo er sich wegen der Cala des Mortes hinwenden könnte. Aber Mariano antwortete nur einsilbig und stopfte große Mengen Kartoffeln in sich hinein, aber kaum waren die Töpfe leer, stand er auf.
    „Ich geh jetzt runter in den Ort.“
    „Ja, schau dich ruhig mal um. Wenn du willst, kannst du meinen Motor nehmen, ich brauch ihn heute nicht mehr.
    „Behalt das Ding. Ich will es nicht.“
    Damit ging er. Salvador blickte ihm schweigend nach und setzte sich dann mit einem Glas Wein in eine Ecke der Sala. Nachdem Paloma fertig war mit dem Abwasch, setzte sie sich mit ihrem Strickzeug zu ihm. Und da sie Marianos Bemerkung noch immer nicht vergessen hatte, sagte sie nach einer Weile: „Das war nicht richtig, was er über Philipp gesagt hat.“
    „Ich weiß.“
    „Philipp hat dich nicht betrogen.“
    „Nein. Diese zwei Nichtsnutze, die ihm das eingeredet haben! Aber lass ihn, er muss sich erst wieder an uns gewöhnen und daran, dass hier manches anders geworden ist.“
    Mehr sagte der Vater nicht dazu. Er blieb in seiner Ecke sitzen, auch als Paloma schon längst im Bett war. Sie wusste, er wartete auf die Rückkehr des Bruders. Sie dagegen wartete nicht. Er hatte Philipp beleidigt und damit auch sie und das würde sie ihm nicht so schnell verzeihen.
    Zu einer offenen Auseinandersetzung wie am Tag von Marianos Ankunft kam es danach nicht mehr. Paloma ging dem Bruder so gut sie konnte aus dem Weg. Salvador dagegen gab sich große Mühe, den Frieden im Haus wieder herzustellen. Mariano schien das zu spüren und trug seinen Teil dazu bei, indem er die Cala Dragonera nicht mehr erwähnte. Allerdings war das auch alles, was er tat, um sich dem Leben auf dem Hof anzupassen. Er lag noch im Bett, wenn Salvador und Paloma bereits an der Arbeit waren. Aber auch, wenn er endlich aufgestanden war, machte er keinerlei Anstalten, irgendeine Arbeit zu übernehmen. Der Hof und alles, was damit zusammenhing, schien ihn nicht zu interessieren. Gelegentlich setzte Salvador sich zu ihm, wenn er beim Frühstück war und redete mit ihm über die Felder – die Zeit der Feldarbeit stand kurz bevor – und darüber, wie viel Land sie wohlgemeinsam bearbeiten konnten. Aber Mariano ging nicht darauf ein

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