Paloma
der Insel.“
„Ich weiß.“
„Und vielleicht werden wir ja doch irgendwie einig.“
„Was ich bezweifle.“ Philipp beobachtete eine smaragdgrüne Eidechse in seiner Nähe. Mit hoch aufgerichtetem Kopf schien sie ihn anzustarren. Während der Schweizer neben ihm eine längere Rede hielt.
„Kommt drauf an, was Sie für Pläne mit dem Land haben. Falls es sich um Grundstücksspekulation handelt, kann ich Sie nur warnen. Damit ist schon so mancher auf den Hintern gefallen.“ Der Mann hatte die Eidechse jetzt auch entdeckt. Er trat nach ihr, verfehlte sie aber und stieg wieder in sein Auto.
Ueli Vögele, stand auf seiner Karte. Philipp warf sie in seinen Müllsack.
Seinen letzten Tag verbrachte Philipp gemeinsam mit Paloma auf Salvadors Hof. Wobei sie viel Spaß miteinander hatten bei Philipps Bemühungen, Paloma bei der Hofarbeit zu helfen. Das eine oder andere machte er ganz ordentlich, volle Wassereimer über den Hof zu schleppen und die Tiere damit zu versorgen und den Bottich zu füllen, in dem Paloma die Schafswolle färbte. Auch die schief hängende Tür am Anbau richtete er perfekt wieder her. Dass er aber Palomas Gemüsegarten unter Wasser setzte und das Schweinefutter mit dem Geflügelfutter verwechselte, damit brachte er Paloma zum Lachen. Was Philipp danach reichlich ausnützte, um dem Tag seine Schwere zu nehmen. Beim Kartoffelschälen erwies er sich als totale Niete, ebenso beim Rupfen eines Huhns, dem Paloma den Hals umgedreht hatte.
Einzig Salvador erwähnte Philipps morgige Abreise. Was aber nur kurz einen Schatten warf auf die Anstrengungen der beiden, das Beste aus diesem Tag zu machen. Obwohl ein totales Verdrängen der Realität ohnehin nicht möglich war.
Am Abend stiegen Philipp und Paloma zur Mühle oberhalb von San Lorenzo hinauf und schauten von dort aus zum Hafen hinunter.
Die Sonne stand bereits tief über dem sanft zum Wasser hin abfallenden Land. Einige wenige Fischerboote dümpelten ihren Liegeplätzen entgegen.
„Morgen früh um acht bin ich wieder hier oben“, sagte Paloma.
„Nein, bitte nicht. Damit machst du es dir nur unnötig schwer.“
„Was macht das schon aus? Dass du weggehst, macht es sowieso schwer für mich. Und von hier oben kann ich wenigstens deinem Schiff nachsehen, bis es nur noch ein ganz kleiner Punkt auf dem Wasser ist.“
„Und ich steh auf dem Schiff und seh zur Mühle zurück, bis sie auch nur noch ein ganz kleiner Punkt ist und dabei denk ich an dich.“
„Ja. Wir müssen aneinander denken.“
„Aber nicht nur wenn ich auf dem Schiff bin.“
„Nein. Immer. Jeden Tag.“
„Und ich komm so schnell zurück, wie ich nur kann.“
„Wann wird das sein?“
Philipp sah schweigend in Palomas fragende Augen.
„Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Es hängt von so vielen Dingen ab. Geld hauptsächlich. Von meinem Vater, meinem Studium.“
Philipp entging nicht, dass Paloma ihn nicht verstand und in diesem Moment verstand er sich auch selbst nicht so recht.
„Paloma, warum kommst du nicht nach Deutschland? Wenigstens für ein paar Wochen.“
„Ich kann nicht.“
„Ich schick dir das Geld und du kommst nach. Bitte.“
Aber Paloma wandte sich kopfschüttelnd ab. „Ich kann nicht, das weißt du doch. Ich muss mich um meinen Vater kümmern. Um den Hof und die Tiere. Wie stellst du dir das vor?“
„Schön. Ich stelle es mir schön vor. Wunderschön.“
„Lass uns nicht mehr darüber reden, Philipp. Es geht eben nicht.“ Sie legte ihm beide Arme um den Hals und blickte zu ihm hinauf. Und plötzlich war es mit der Vorsicht, der Zurückhaltung während ihrer sonntäglichen Spaziergänge vorbei. Philipp zweifelte nicht daran, dass Paloma dasselbe wollte wie er. Er spürte es an ihrem Atem, ihrem Blick und der Berührung ihrer Körper. Mit einer fast erschrockenen Bewegung löste er sich aus Palomas Armen.
„Hast du Angst vor mir?“, fragte Paloma leise.
„Ja. Und auch vor mir.“
„Ich nicht. Philipp, heute ist unser letzter Abend, es gibt keinen anderen mehr.“
„Doch. Es wird noch viele andere Abende geben.“
„Mir wäre trotzdem lieber, du müsstest nicht gehen.“
„Mir auch.“
Philipp legte die Hände um Palomas Gesicht und sah ihr in die Augen. „Warte auf mich. Ich komm wieder. Die Cala Dragonera ist so was wie ein Pfand.“
„Und das hier.“ Paloma griff nach dem kleinen durchbohrten Stein, den sie an der Lederschnur um den Hals trug. Und unsere Glücksmuscheln.“
Sanft fuhren Philipps
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