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Paloma

Paloma

Titel: Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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Beispiel, Anas Mann, der sich vor ein paar Jahren mit einer kleinen Baufirma selbständig gemacht hatte und jetzt mit seinen drei Lastwagen so stark bei der Bank verschuldet war, dass Paloma an seiner Stelle nicht mehr ruhig hätte schlafen können. Vor allem, weil Ana häufig klagte, wie schwer er um neue Bauaufträge zu kämpfen hatte.
    Und vermutlich war er nicht Einzige, der zu kämpfen hatte. Insgesamt schien die Bautätigkeit auf der Insel nachgelassen zu haben. Auffallend wenig Lastwagen mit Baumaterial donnerten noch über die Hauptstraße. Sicher, einige kleinere Projekte wurden nach wie vor gebaut, aber Hotelanlagen von der Größe wie an der Cala des Mortes entstanden im Moment nirgends mehr.
    Paloma hatte schon einige Male darüber reden gehört und sie begann, sich darüber Gedanken zu machen, wie es wohl weitergehen würde auf Magali. Eines Abends redete sie mit Pedro Pujol darüber und es wurde das erste längere Gespräch seit Blancas Geburt.
    „Wir haben nie darüber geredet, über den Tourismus und all das, was damit zusammenhängt“, antwortete er auf ihre Frage. „Ich war immer der Meinung, das steht mir nicht zu, mir als Fremden. Und natürlich auch, weil Sie mit Ihren Pullovern ja vom Tourismus leben.“
    Paloma hatte Babywäsche vor sich liegen, die sie eben von der Leine geholt hatte. Sie strich die kleinen Sachen glatt und legte sie ordentlich zusammen. Es gab ständig so viel zu tun, die Tage kamen ihr meistens zu kurz vor.
    „Das klingt ja ganz so, als ob Sie gegen den Tourismus wären. Wie diese Leute, die sich zusammen getan haben und Versammlungen abhalten und solche Sachen. Sie haben sicher schon davon gehört.“
    „Ja. Und nicht nur davon gehört. Ich gehe auch jeden Sonntag zu ihren Treffen.“
    Paloma blickte überrascht auf. Damit also beschäftigte er sich am Sonntag. Ihr Sprachunterricht war schon seit einer Weile eingeschlafen.
    „Und unterstütze sie, so gut ich kann. Aber mir kommt es so vor, Paloma, als hätten Sie nicht so richtig verstanden, worum es eigentlich geht. Wir sind nicht gegen den Tourismus, ganz bestimmt nicht. Die meisten leben wie Sie davon. Wir versuchen nur zu verhindern, dass mit der Insel weiterhin so rücksichtslos umgegangen wird wie bisher. Und dagegen wehren wir uns. Und nicht gegen den Tourismus insgesamt.“
    „Dass jetzt weniger gebaut wird bei uns, haben wir also Ihnen und diesen Leuten zu verdanken.“
    „Wahrscheinlich würden diese Leute – wie Sie es nennen – sich sehr darüber freuen, wenn sie das hörten. Aber in Wahrheit wird im Moment wohl weniger gebaut, weil die großen Hotelketten sich mehr versprochen haben von Magali. Schon letztes und vorletztes Jahr gab es leere Hotelbetten während der Hauptsaison. Weitere Hotels zu bauen wäre also wohl kaum wirtschaftlich.“
    „Aber was bedeutet das ganz direkt, wenn keine neuen Hotels dazukommen? Ist das nun gut oder schlecht für uns?“
    „Für die Insel kann es nichts Besseres geben.“ Pedro Pujol blickte Paloma nachdenklich an, als ob er sich das, was er sagen wollte, erst gut überlegen müsse. „Sie hören das wahrscheinlich nicht gerne, aber ich denke, ihr werdet wohl kleinere Brötchen backen müssen in Zukunft. Aber vor allem solltet ihr, meiner Meinung nach, aus dem, was ihr jetzt habt, das Beste machen. Magalis eigentlicher Reiz lag immer in der kargen, freien, sich teilweise selbst überlassenen Landschaft. Wenigstens das, was davon noch übrig ist, muss dringend erhalten werden. Und dafür kämpft unsere Gruppe. Wir haben zum Beispiel erreicht, dass der Estang des Peix heute ein Naturschutzgebiet ist. Und das war ein guter, vernünftiger Schritt in der richtigen Richtung.“
    Da Paloma nichts darauf sagte, meinte Pedro Pujol: „Ich hab mich wohl doch zu weit vorgewagt. Einer wie ich, einer vom Festland, sollte seine Meinung wohl besser für sich behalten.“
    „Nein, ich muss nur daran denken, was aus mir und Blanca wird, wenn keine Touristen mehr kommen.“
    „Sie werden schon kommen, keine Sorge. Nur werden es vermutlich nicht jedes Jahr mehr werden. Außerdem werden die Ansprüche steigen. Nicht jeder wird sich auf die Dauer mit solchen Touristenghettos zufrieden geben wie drüben auf der Cala des Mortes.“
    „Ich hab sowieso nie verstanden, dass da überhaupt jemand wohnen will.“
    Aber Pedro Pujol hatte ihr gar nicht zugehört.
    „Paloma?“
    Sie blickte auf ihre Hand, die plötzlich in seiner Hand lag.
    „Ich wollte Sie schon längst etwas

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