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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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und die Archive wälzen. Dann spreche ich mit unserem Kirchenvorstand. In ein paar Tagen kann ich Ihnen bestimmt erste Ergebnisse nennen. Der Tunnel ist jahrzehnte-, wenn nicht sogar jahrhundertealt, da wird es auf ein paar Tage nicht ankommen.«
    Was er sagte, war nicht so verkehrt. Ich benötigte jetzt erst mal Zeit, um meine Gedanken zu sortieren. Zu viel war in den letzten beiden Tagen passiert, zu viel, das nicht zusammenpasste. Ich hatte bisher nicht den kleinsten Anhaltspunkt, was das Armbrustschießen mit den im Museum feiernden Studenten zu tun haben könnte. Und jetzt noch dieser mysteriöse Gang in der Gruft. Was hatte es mit diesem Schriftstück auf sich, das die Studentin verkaufen will? Ob es wirklich in der Gruft versteckt war, zweifelte ich an. Hier gab es keine Verstecke und das Gitter zum Tunnel war unversehrt. Konnte Ludwig-Wilhelm Zweier hinter der Sache stecken? Mussten wir ihm sogar Polizeischutz stellen? Den letzten Gedanken verwarf ich sofort, da sollte sich KPD drum kümmern, wenn er es für richtig hielt.
    Gemeinsam verließen wir die Gruft. Paul blitzte zum Abschluss Zweier direkt durch seine dicke Brille in die Augen, was ich geflissentlich übersah. Was muss er meinem Sohn auch durchs Bild laufen?
    Herr Wischniewski hatte noch einen Gedanken. »Ich halte es zwar für äußerst unwahrscheinlich, aber ich sollte erwähnen, dass es unter dem Ehrenhof eine Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg gibt. Das ist von der Gruft gar nicht so weit entfernt, würde aber bedeuten, dass unter der Kirche auf voller Länge ein Gang entlang führen müsste.« Er überlegte kurz. »Und dann gibt es noch den ehemaligen Kohlenkeller. Der befindet sich direkt hinter der Kirche, ist aber wegen Einsturzgefahr nicht zugänglich. Sie können die Umrisse des Kellers anhand der Betonplatten erkennen, wenn Sie hinter das Schloss gehen. Der Platz ist allerdings abgesperrt. Soviel ich weiß, soll der Keller irgendwann mal verfüllt werden.«
    In der Sakristei angekommen, überreichte mir unser Führer eine Broschüre über die Alt-Katholische Gemeinde. »Falls es Sie interessiert, Herr Palzki.«
    Ich wollte mich gerade bedanken, da hörten wir aus der Kirche ein Rufen. »Herr Wischniewski! Sind Sie hier?«
    »Um Himmels willen, ich habe Herrn Becker ganz vergessen.« Er öffnete die Verbindungstür zur Kirche und ging hinaus.
    Ich selbst war zusammengezuckt. Kam mir schon die Stimme mehr als bekannt vor, wurde die Person durch die Namensnennung eindeutig verifiziert: Dietmar Becker. Dieser Student der Archäologie hatte mir zu meinem Glück gerade noch gefehlt. Sein Erscheinen war gleichbedeutend mit viel Arbeit. Stets tauchte er in meinem Leben auf, wenn es von Kapitalverbrechen und Toten geradezu wimmelte. Mord- und Totschlag zog er magisch an. Überall wo er sich aufhielt, hinterließ er weiße Flecken auf der Landkarte. Gebiete, die man erst wieder neu entdecken musste. Dies mag jetzt ein klein wenig übertrieben sein, im Kern traf es aber ins Schwarze. Becker schrieb für mehrere regionale Zeitungen als freier Mitarbeiter, um sich sein Studium zu finanzieren. Leider begnügte er sich damit nicht. Sein Traum, den er inzwischen mehrfach realisiert hat, war, Regionalkrimis zu schreiben. Grundsätzlich ist da nichts gegen einzuwenden, schließlich explodierten die Nachfrage und auch das Angebot nach diesen Geschichten in den letzten Jahren geradezu. Mir persönlich gefielen Beckers angebliche Krimis überhaupt nicht. Waren sie doch alles andere als realistisch geschrieben. Insbesondere die seriöse Polizeiarbeit zog er ständig durch den Kakao, auch wenn er den Chef immer sehr realitätsnah beschrieb. Den Gipfel des Ganzen setzte er auf, als er zum Dank dafür, dass ich ihm vor einer Weile das Leben rettete, seinen ermittelnden Kommissar nach mir umbenannte. Seitdem wurde ich ständig auf der Straße und der Dienststelle darauf angesprochen, ob ich wirklich so ein Ermittlungschaot wäre. Dabei dürfte es jedem halbwegs vernünftig denkenden Menschen klar sein, dass solch ein Kommissar, wie Becker ihn beschrieb, in der Realität keinen Tag überlebensfähig wäre.
    Ich hatte den beiden eine Begrüßungsminute zugestanden. Nun ging ich ebenfalls in die Kirche. Da Becker mit dem Rücken zu mir stand, stellte ich mich hinter ihn und rief: »Sie sind vorläufig festgenommen, Herr Becker!«
    Der Student erschrak leider nur fast zu Tode. Paul, der wie ich jetzt bemerkte, nicht nur zu viel Computer spielte, sondern auch zu

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