Palzki 09 - Ahnenfluch
Selbst ein Schwarzes Loch konnte nicht dunkler sein.
»Warum bringst du ihn dann ins Spiel, wenn du ihn nicht magst?«
Ich druckste herum. »Mögen tu ich ihn schon, darum geht es nicht. Dieses Mal scheint er aber ausnahmsweise mal die besseren Voraussetzungen zu haben. Er kann ungehindert in den Museen recherchieren, während mir dieser komische Zweier auf Schritt und Tritt folgt.«
Gerhard hatte einen Einwand. »Wie wir wissen, hat Becker einen heißen Draht zu KPD. Er wird ihm alles brühwarm erzählen, und danach erfährt es sofort sein Spezi aus Bruchsal.«
»Eben nicht«, erwiderte ich. »Dieses Mal bekommt er von uns exklusiv die Chance, bei einer realistischen Ermittlungssache mitzumachen. Also ohne Zensur und die üblichen Verfälschungen von KPD. Vielleicht schreibt er dann zum ersten Mal einen vernünftigen Krimi. Einen, bei dem der ermittelnde Kommissar nicht wie immer völlig bedeppert daherkommt.«
Jürgen kam zurück und stellte eine Papiertüte mit Keksen auf den Tisch. »Es gab nichts anderes«, sagte er.
Gemeinsam füllten wir das Zeug um. Schlauerweise entnahmen wir zuerst die teuren Exklusivteile, um diese anschließend oberhalb des Billigkrams zu deponieren. Das Resultat war durchaus befriedigend. Jürgen brachte sogar wieder ein kleines Lächeln zustande. Als Ideengeber und Jürgens Lebensretter gönnte ich mir die verbliebenen Kekse aus der Papiertüte. Geschmacklich konnte ich keinerlei Unterschied zu den teuren ausmachen. Beide waren gleich süß.
»Wie willst du Kontakt zu Becker aufnehmen?«, fragte Jutta nach unserer Sortieraktion.
»Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken drüber. Mit Sicherheit wird er mir in den nächsten Tagen ständig über die Füße stolpern. Was anderes ist vollkommen ausgeschlossen.«
Wir vernahmen ein Räuspern. KPD stolzierte in das Büro.
»Wieso ist der Junge immer noch da, Palzki?«
Hier war mal wieder meine Spontanität gefragt. »Paul hat mir nur schnell etwas vorbeigebracht, das ich daheim vergessen habe. Er ist gleich wieder verschwunden.«
KPD entdeckte die Keksdose. »Was macht die hier?« Er schaute Jürgen fragend an. »Ich habe doch gesagt, dass es dringend ist und Sie mir die wertvolle Ware gleich ins Büro bringen sollen.«
»Ihr Büro war abgeschlossen.« Anerkennend nickte ich Jürgen zu. Welch spontaner Bluff aus seinem Mund.
Unser Chef überlegte. »Ich war vorhin mal kurz auf der Toilette. Na ja, ist jetzt auch egal.« Er schnappte sich die Dose und stand auf.
»Warum sind Sie eigentlich hier, Palzki? Ich wähnte Sie in Mannheim. Wo ist Ludwig-Wilhelm?«
In der Tat, dies war eine durchaus berechtigte Frage. Da ich es nicht wusste, aber auch keine schlafenden Hunde wecken wollte, antwortete ich: »Wir sind an einer schwierigen Stelle angelangt. Herr Zweier recherchiert gerade in einem Archiv und wird nachher wieder zu mir stoßen. Ihr Projekt ist in keinster Weise in Gefahr.«
KPD nickte und ging.
»Puh, das war knapp«, stöhnte Jürgen. »Der hätte keine drei Minuten früher kommen dürfen.«
Jutta hatte die kleine Episode bereits verdrängt. Sie hatte sich zahlreiche Notizen gemacht. Wahrscheinlich war dies eine gute Taktik.
»So, Jungs, jetzt planen wir mal die Sache ganz stringent durch.«
»Ja, Mama«, lästerte Gerhard.
Jutta strafte ihn mit einem Blick ab, kommentierte aber nicht. »Jürgen nimmt sich noch mal unseren lieben Ludwig-Wilhelm vor und auch den Schlosschef Rocksinger. Sobald er Infos zu der Mittelaltergruppe hat, gibt er Gerhard Bescheid.« Sie schaute nun diesen an. »Du kümmerst dich um diese Band. Was sie für Kleider tragen, ob sie Waffen haben und ob es Verbindungen zu dem Barockmuseum gibt. Und ruf in Bruchsal an wegen des Schlüssels.«
Jetzt war ich an der Reihe. Jutta wandte sich mir zu. »Wir beide fahren morgen nach Mannheim ins Reiss-Engelhorn-Museum.« Ich unterbrach sie. »Das geht nicht, Jutta. Wenn wir da zu zweit antanzen, ist das psychologisch ungeschickt. Sie wird sofort Reißaus nehmen.«
»Keine Panik, Reiner. Ich werde mich während deines Dates im Hintergrund halten. Es gibt schließlich noch diese mysteriöse Gruppe, die der Studentin das Schriftstück abkaufen möchte. Mindestens einer wird im Museum auftauchen. Außerdem, wie willst du an den Text kommen? Willst du ihn sofort beschlagnahmen? Freiwillig wird sie ihn dir kaum überlassen.«
Stimmt, darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. »Also gut, du hast recht. Ich versuche, möglichst viele Informationen
Weitere Kostenlose Bücher