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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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mir bestimmt eine Spritze mit irgendwelchen unbekannten Chemikalien verabreichen. Ich öffnete meine Augen einen Spaltbreit.
    »Na, geht doch«, testierte der Notarzt und schlug mir so fest auf den Oberarm, dass es knirschte. »Nur zu, Sie brauchen keine Angst zu haben, Palzki. Ich habe keinen Spiegel dabei, Sie müssen sich nicht selbst anschauen.«
    Ich wollte dem Pochen in meiner Stirn auf den Grund gehen und erfühlte ein Pflaster.
    »Mehr braucht’s nicht«, meinte Metzger. »Bei Ihrem Dickschädel. Wenn Sie das Pflaster nicht mehr benötigen, bringen Sie es mir bitte bei Gelegenheit wieder vorbei. Es ist ein Mehrwegpflaster und ziemlich teuer.«
    Ich stellte fest, dass ich nicht nur kurz bewusstlos gewesen sein musste. Der Saal wimmelte von Polizisten, Wach- und Museumspersonal. Ich erkannte Frau Block, die stumm neben der zerschellten Skulptur stand und sehr blass wirkte. Katja hatte man inzwischen unter den Trümmern herausgezogen und mit einem Laken zugedeckt. Hier konnte auch Dr. Metzger mit seiner Stimme nichts mehr ausrichten. Ich bemerkte, dass sich nach wie vor das Schriftstück der Studentin in meiner linken Hand verbarg. Möglichst unauffällig stopfte ich es in die Hosentasche.
    Der Notarzt verabschiedete sich. »Machen Sie es gut, Palzki. Ich muss weiter. Termine, Sie verstehen. Denken Sie daran, das Pflaster zurückzubringen, sonst muss ich es Ihnen in Rechnung stellen.« Er schnappte sich seine Tasche, die einem verrosteten Werkzeugkasten nicht unähnlich war, und verschwand.
    »Können wir Sie befragen?«
    Ein mir unbekannter Kollege trat an mich heran.
    Ich benötigte eine Minute zum Sammeln und Aufstehen. Außer kleinen Kreislaufproblemen und dem Pochen in der Stirn ging es mir einigermaßen zufriedenstellend. Irgendjemand besorgte mir einen Stuhl.
    »Erzählen Sie bitte, was passiert ist. Dass Sie mit dem Opfer im ersten Obergeschoss waren, wissen wir bereits von Frau Block.«
    In komprimierter Fassung erzählte ich von der Begegnung mit der Studentin, verheimlichte dabei aber den wahren Grund. Während meiner Berichterstattung sah ich Jutta mit Ludwig-Wilhelm Zweier in die Schatzkammer kommen. Sie winkte mir kurz zu, anscheinend hatte sie Wichtigeres zu erledigen, als sich um mein Befinden zu kümmern.
    »Und Sie wissen wirklich nicht, was die Tote von Ihnen wollte?«
    »Nur das, was ich Ihnen gesagt habe. Sie wollte mir etwas verkaufen. Ich gehe davon aus, dass sie mich verwechselt hat. Vielleicht befindet es sich oben in der Ausstellung.«
    Der Beamte überlegte. »Wir haben natürlich sofort die Videoaufzeichnungen beschlagnahmt. Frau Block hat Sie übrigens gefunden und uns verständigt. Das muss unmittelbar nach dem Unfall passiert sein, sie hat den Lärm gehört.«
    Ich bekam große Augen. »Was für ein Unfall?« Gingen die Beamten tatsächlich von einem Unfall aus? Warum war Frau Block sofort zur Stelle? Ich sah sie doch am anderen Ende des Stockwerks, als Katja und ich die Treppe nach unten nahmen. Da stimmte doch etwas nicht.
    »Haben Sie Indizien, dass es kein Unfall war?«, fragte mein badischer Kollege zurück und hob eine Augenbraue.
    »Da war eine Person mit mittelalterlichen Kleidern im Saal«, antwortete ich. »Ich hab’s aber nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen.«
    »Das ist in der Tat seltsam«, sagte mein Gesprächspartner. »Auf den Videos ist die Person auch drauf. Allerdings nicht in mittelalterlichen Kleidern. Wie Frau Block feststellte, handelt es sich um höchstens 200 Jahre alte Gewänder.«
    Klugscheißer, dachte ich und behielt die Bemerkung für mich.
    »Kann man ihn wenigstens identifizieren?« Ich hoffte, dass wir nun das erste Mal eine Täterbeschreibung hätten.
    Er schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht einmal, ob es ein ›er‹ ist. Die Person muss detaillierte Ortskenntnisse haben und hat sich jeweils im Schatten der Videokameras bewegt. Der oder die Unbekannte ist nur von hinten zu sehen und trägt ein großes Kopftuch.«
    Wir diskutierten noch eine Weile über die Möglichkeiten eines Anschlages, wobei ich mich mit Informationen sehr bedeckt hielt. Das war zwar nicht sehr fair meinen Mannheimer Kollegen gegenüber, aber hier ging es ums Ganze. Und das wollte ich erst verarbeiten.
    Jutta kam auf mich zu.
    »Alles klar?«, fragte sie leise.
    »Wo warst du?«, fragte ich möglichst vorwurfsvoll. »Hast du nicht gesehen, wo wir hingegangen sind?«
    Jutta schaute peinlich berührt zu Boden. »Ich musste dringend auf die Toilette, entschuldige bitte.

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