Palzki 09 - Ahnenfluch
kommen?«
Samt Frau Block und Ludwig-Wilhelm Zweier, der sich uns ungeniert anschloss, ging ich zu dem Beamten. Dieser hielt eine Schnur und ein Foto in der Hand.
»Diese reißfeste Schnur haben wir vor der Skulptur auf dem Boden gefunden. Können Sie sich dies erklären?«
Natürlich konnte ich das. Wie hat der Mörder nur wissen können, dass die Studentin an dem Egell-Denkmal vorbeiläuft? Dass er mithilfe der Schnur selbiges zum Umstürzen brachte, war mir eigentlich klar. So konnte er unsichtbar bleiben.
Ich antwortete mit einer Gegenfrage, um meine Meinung zu der Schnur nicht kundtun zu müssen. »Was ist das für ein Foto?«
»Keine Ahnung«, antwortete er. »Irgendein Orden. Das Foto hatte das Opfer in ihrer Tasche.«
Frau Block und Ludwig-Wilhelm Zweier drängten sich in den Vordergrund.
»Das ist der Orden des Goldenen Vlies«, meinte Zweier plötzlich. »So einen hat man im Sarkophag von Carl Philipp gefunden.«
Da war er wieder, der Querverweis auf die Gruft in der Schlosskirche. Gab es vielleicht doch ein Geheimnis im Grab von Carl Philipp? Hatte der Orden eine Verbindung zu dem Schriftstück, von dem wir inzwischen einen Teil besaßen? Ich riss mich von meinen eigenen Spekulationen los.
»Lassen Sie alles im Labor untersuchen«, empfahl ich meinem Kollegen, obwohl das selbstverständlich war.
Ich wandte mich an Frau Block. »Wo geht’s da eigentlich hin?« Ich zeigte auf die Tür zum Personal-Treppenhaus.
»Aber das wissen Sie doch«, entgegnete sie. »Sie kamen doch von oben hier rein, wie wir auf den Aufnahmen gesehen haben.«
»Das meine ich auch nicht. Da geht auch eine Treppe nach unten und auf der anderen Seite ist noch eine Tür.«
»Ach so, das meinen Sie. Unten haben wir unser Lager und die Werkstatt. Die Tür geht ins Freie.«
»Die ist aber bestimmt abgeschlossen, oder?«
»Natürlich, das ist der Personalausgang. Dort kann man das Zeughaus verlassen, aber nicht reinkommen.«
»Außer wenn einem die Tür von innen aufgemacht wird«, ergänzte ich.
»Auf was wollen Sie hinaus?« Frau Block wurde wütend und unsicher zugleich.
Es gelang mir, die Gemüter zu beruhigen. Da mein Schädel wieder verstärkt zu pochen anfing, entschuldigte ich mich und setzte mich auf den Stuhl. In aller Ruhe ließ ich mir das eben Erlebte durch den Kopf gehen und fasste schließlich einen Plan.
Kapitel 9: Palzki tappt in die Falle
Ich musste Ludwig-Wilhelm Zweier loswerden, sonst würde er mir bei meinem gerade eben gefassten Plan wie ein kleines Kätzchen nachlaufen. Und was Zweier mitbekam, würde KPD sofort erfahren. Getreu dem Motto, ein Chef muss nicht alles wissen, wandte ich mich an Jutta.
»Du, diese Studentin hat mir vorhin den Namen ihrer Professorin genannt. Vielleicht ist ihr Tod noch nicht bis zur Uni durchgesickert. Ich werde sie mir mal vorknöpfen. Könntest du dich bitte um KPDs Spezi kümmern? Gib ihm irgendeine banale Aufgabe, damit er beschäftigt ist.«
Jutta grinste und wünschte mir viel Glück. Sie ging direkt auf Zweier zu, der versuchte, möglichst viel von der Tatortuntersuchung mitzukriegen.
»Herr Zweier«, sprach Jutta ihn an. »Ich hätte da eine Bitte, bei der Sie uns helfen könnten.«
Mehr bekam ich nicht mehr mit.
Da ich mir den Weg zum Barockschloss inzwischen verinnerlicht hatte, warum musste auch ein Quadrat wie das andere aussehen?, erreichte ich die Universität, die sich in einem großen Teil des Schlosses niedergelassen hatte.
www.ahnenfluch.palzki.de/uni.html
Ich traute meinen Augen nicht, als ich vor dem Haupteingang der Uni ein Reisemobil wahrnahm.
›Beta-Tester gesucht‹, stand in blutroten Lettern auf der Seite. Darunter wurde es konkreter: ›Bachelor-Flatrate für Studenten – Mit Dr. Metzgers Brainstimulator in Rekordzeit zum Examen‹.
Dr. Matthias Metzger, der kurioseste Not-Notarzt, den man sich vorstellen kann, hatte vor einiger Zeit seine Kassenzulassung zurückgegeben, um sich als Privatarzt der individuellen Gesundheitsprophylaxe seiner Kunden, wie er die Patienten nannte, zu widmen. Die Gesundheitsreformen der letzten Jahre arbeiteten für ihn. Die Leute waren auf günstige Preise fixiert, so behauptete Metzger ständig. Seine vererbbare OP-Karte soll weltweit einmalig sein. Operationen führte er entweder ad hoc in seinem Reisemobil durch oder auf Wunsch bei seinen Kunden zu Hause. Trotz gelegentlicher Missgriffe war der Notarzt in der Region in bestimmten Personenkreisen sehr gefragt, wie mir mehrere verlässliche Quellen
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