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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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schnell was zu essen, Reiner.«
    »Um Himmels willen, nur das nicht!«
    Stefanie sah mich entgeistert an. Verdammt, sie legte das anders aus, als ich es gedacht habe. »Nicht falsch verstehen, liebste Ehefrau«, flötete ich maßlos übertrieben. »Ich will nur, dass du dich schnell schlafen legst. Ein paar Brote kann ich mir rasch selbst schmieren.«
    »Brote? Du meinst wohl eher die eingefrorenen fetttriefenden Pizzen, die ich heute in der Ecke der Tiefkühltruhe gefunden habe.«
    »Es ist noch Pizza da?«
    Ich erntete erneutes Kopfschütteln. »Gute Nacht, mach was du willst. Gehe aber bitte duschen.«
    Eine letzte Frage hatte ich noch. »Wo ist Paul?«
    »Der ist bereits im Bett. Die Anstrengung war er wahrscheinlich nicht mehr gewohnt.«
    »Welche Anstrengung?«, fragte ich verdutzt und mir schwante Unbill.
    »Er ist heute Mittag mit Herrn Ackermann spazieren gegangen. Über drei Stunden waren sie unterwegs.«
    »Stefanie«, sagte ich, während ich blass wurde. »Paul und Spazierengehen, das ist so absurd wie ein ganzes Schuljahr, in dem ich wegen ihm nicht ein Mal zur Lehrerin muss. Da ist was faul an der Geschichte.«
    Stefanie grübelte. »Ich habe mich schon etwas gewundert, als sie mit einem vollgepackten Bollerwagen losgezogen sind. Aber ich war so mit Lars und Lisa beschäftigt …«
    Es half nichts, gleich morgen früh musste ich das Tagebuch der Schutzpolizei auf auffällige Ereignisse durchstöbern. Hoffentlich konnte ich die schlimmsten Spuren vertuschen.
    Ich nutzte die Gunst der Stunde und holte mir gleich zwei Pizzen aus der Truhe, die ich am letzten Wochenende gekauft, und wie sich nun herausstellte, nur ungenügend versteckt hatte. Das Prinzip des Backofens hatte ich längst kapiert und seit ich wusste, dass man einen Backofen im Vergleich zu einem Mikrowellenherd auch wieder ausschalten musste, hielten sich die Brandgerüche in der Küche in erträglichen Maßen.
    Nach dem Duschen und dem Verzehr der Pizzen kannte ich nur noch einen Weg: ins Bett. Gleichzeitig stand Stefanie auf, um zur schreienden Lisa zu gehen. Vielleicht war es auch Lars.

    Der Donnerstag begann entspannt. Stefanie meckerte zwar etwas über die gewaltige Sauerei, die ich in der Küche hinterlassen hatte, aber ich war einfach zu müde zum Aufräumen. Das gesunde Frühstück war Strafe genug, wie ich fand. Eigentlich wollte ich mich vor meinem Aufbruch ins Büro um Paul kümmern, aber er schlief noch und Stefanie versprach, dem seltsamen Verhalten unseres Sohnes auf den Grund zu gehen.
    Immer noch hundemüde ging ich ins Büro, da mein Wagen hinter der Dienststelle parkte. Meinem Plan, mich zunächst bei Jutta einen Vormittag lang auszuruhen, stand KPD im Weg, der sich bereits zusammen mit Gerhard bei meiner Kollegin im Büro befand.
    »Wo bleiben Sie denn, Palzki?«, begrüßte er mich mit einem vorwurfsvollen Blick zur Uhr. Letzteres störte mich inzwischen nicht mehr, da die Geste für ihn anscheinend standardmäßig dazugehörte, wenn er mich begrüßte.
    Dass KPD zu solch früher Stunde bei Jutta war, störte mich umso mehr. Das Ausruhen konnte ich mir abschminken.
    Unser Dienststellenleiter stand da und schüttelte bestimmt eine halbe Minute lang seinen Kopf wie ein begossener Pudel.
    »Palzki, Palzki«, begann er endlich. »Was soll ich mit Ihnen nur machen? Nicht einmal ins Museum kann ich Sie schicken, ohne dass es gleich wieder Tote gibt. Und dann kommt noch hinzu, dass es in Baden-Württemberg passierte. Wie soll ich das nur in meiner Statistik verbuchen? Die Mannheimer Kollegen haben dieses Jahr bisher sowieso nur wenige Kapitalverbrechen. Ich musste meine gesamte Kompetenz und Beziehungen ausreizen, damit wir die Ermittlungshoheit erhalten.«
    Polternd setzte er sich an den Besprechungstisch und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Was tat er da? Seinen letzten Versuch, Sekundentod zu trinken, hatte er nur knapp überlebt. Gerhard saß daneben und grinste nur.
    Er nahm einen kleinen Schluck und schüttelte sich. »Boah, das Zeug weckt alle Lebensgeister. Genau das richtige für diese Krisensituation.«
    »Krise? Ich verstehe nicht, Herr Diefenbach.«
    »Das glaube ich Ihnen gern, Palzki«, entgegnete er beleidigend. »Schließlich bin auch ich der Chef und ganz allein für Krisen zuständig.«
    Die Doppeldeutigkeit seiner Aussage bemerkte er nicht.
    Er schaute zuerst Gerhard, dann Jutta an. »Frau Wagner, würden Sie sich bitte in den nächsten Tagen verstärkt um Ihren Kollegen kümmern? Nur solange, bis wir die

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