Palzki 09 - Ahnenfluch
ist nicht so tief, wie es aussieht.« Ich hatte meinen Humor wieder zurück.
Sie schnappte ihr Handy und entließ das draußen irgendwo wartende SEK in den Feierabend. »Das hätte eine Aktion gegeben, wenn wir das Schloss gestürmt hätten«, meinte sie mit einem Schulterzucken.
»Hat das KPD ordnungsgemäß genehmigt?«
»Lieber Reiner, wir sind in Baden-Württemberg. Da draußen stehen lauter ausländische Beamte. KPD weiß von dieser Sache überhaupt nichts. Wahrscheinlich würde es ihn nicht einmal interessieren. Oder gab es Tote?«
Fratelli ging auf Jutta zu. »So ein Spezialeinsatzkommando, kann man das auch mieten?«
»Mieten? Wie kommen Sie darauf?«
Fratelli zeigte auf die Planen. »Ich will doch das Schloss verhängen, so wie es Christo demnächst mit dem Speyerer Dom macht. Mit einer schlagkräftigen Truppe würde das in Nullkommanichts gehen. Ich habe versucht, über das Arbeitsamt ein paar Aushilfen zu engagieren, aber das sind fast alle blutarme Würstchen. Hochtrainierte Polizisten dagegen …«
Jutta blickte ungläubig. »Da kann ich Ihnen nur wenig Hoffnung machen. Aber vielleicht sieht man es hier drüben im Osten lockerer als bei uns in Rheinland-Pfalz.«
Im Hintergrund zog Metzger den Scheinwerfer aus dem Bunker. »So, genug aufgeräumt. Morgen früh stehe ich wieder vor dem Haupteingang. Palzki, hier, nehmen Sie das.« Er drückte mir zwei Dosen und zwei Ampullen in die Hand. »Die schenke ich Ihnen. Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können.«
Jutta und ich verabschiedeten uns. Ich bedankte mich einzeln bei den Herren für die Rettung. Das hatten sie sich verdient.
»Da hast du mal wieder großes Glück gehabt, Reiner«, meinte Jutta, als wir in ihrem Wagen saßen. Ich nickte, für eine Konversation war ich zu müde, die Heizung gab mir den Rest. Jutta drehte den Regler auf die höchste Stufe. »Dir ist doch bestimmt kalt, nach den vielen Stunden im Bunker.«
Schicksalsergeben warf ich Metzgers Geschenk in den Fond. »Sei so gut und entsorge bitte den hochgefährlichen Müll.«
Kapitel 11: Dem Geheimnis auf der Spur
Jutta setzte mich zu Hause ab. Bereits vor Stunden hatte sie meine Frau angerufen und ihr von meiner Misere berichtet. Natürlich hatte sie, um Stefanies Nerven nicht überzustrapazieren, die Angelegenheit leicht verharmlost.
Stefanie saß auf der Couch und sah sehr müde aus. Seit der Geburt unserer Zwillinge war dies so etwas wie ein Dauerzustand. Lars und Lisa schienen sich bei ihren Versorgungsansprüchen abzusprechen. Jedes der beiden Neugeborenen benötigte täglich ungefähr zwölf bis 15 Stunden Zeit für Nahrungsaufnahme, Säuberung und persönlichem Trost und Zusprache. Mittels einer leichten Kopfrechenaufgabe kann man als Außenstehender schnell die restliche Zeit überschlagen, die für persönliche und elementare Dinge, wie zum Beispiel Schlaf, übrig blieben. In den ersten drei Wochen nach der Geburt konnte ich meiner Frau noch mittels Urlaub zur Verfügung stehen und den Fulltime-Job auf zwei Erwachsene verteilen. Wobei Dinge wie Stillen natürlich nicht so einfach aufteilbar waren.
»Alles klar?«, fragte ich zur Begrüßung und setzte mich neben sie. »Was machen die Kinder?«
Stefanie gähnte und nickte gleichzeitig. »Alles im grünen Bereich. Und bei dir?« Sie rümpfte die Nase. »Wo hast du dich rumgetrieben? Jutta meinte, du hättest dich irgendwo in der Uni versehentlich eingeschlossen und der Schlüsseldienst müsste erst eine Genehmigung einholen. Und wie du aussiehst! Total verdreckt. Hat die Uni eine eigene Kläranlage?«
Juttas Bärendienst musste ich mit einer möglichst humorvollen Erklärung entkräftigen. »Eine Kläranlage gibt es dort nicht, aber eine Badewanne. Nur war da leider kein Wasser drin.« Stefanie gab sich damit noch nicht zufrieden. »Es ist alles irgendwie dumm gelaufen und dann war es auch noch dunkel in dem Raum. Aber jetzt bin ich ja wieder daheim.« Zwecks Ablenkung ergänzte ich: »Lisa und Lars schlafen? Gleichzeitig?«
Nach einem weiteren Gähnen antwortete Stefanie: »Schon seit 20 Minuten. Ist das nicht traumhaft?«
»Und warum bist du dann nicht ins Bett?«
»Wegen dir natürlich. Glaubst du, ich kann schlafen, wenn du unterwegs bist und Jutta mich telefonisch vorwarnt? Ich kann mir an den Fingern abzählen, dass ihr beide mir das Wichtigste verschweigt, stimmt’s?«
Erbost wehrte ich mich gegen diese Behauptung, erntete aber nur ein mitleidsvolles Kopfschütteln.
»Ich mach dir noch
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