Palzki 09 - Ahnenfluch
Krise überwunden haben. Ich könnte Herrn Palzki natürlich auch versetzen. Aber das geht wegen der Schulungsmaßnahme nicht.«
Ich gähnte herausfordernd laut, worauf KPD sofort einging.
»Man kann mir nicht nachsagen, dass ich keinen Humor habe. Aber das finde ich überhaupt nicht lustig, Palzki! Wo waren Sie gestern Mittag übrigens? Sie waren nicht am Tatort, Sie waren nicht bei Ludwig-Wilhelm, haben Sie es sich gut gehen lassen?«
KPD schien von der Sache in der Universität nichts zu wissen. Um zu vermeiden, dass er mir auch dies negativ auslegte, schwieg ich einfach. Doch sogar das Schweigen legte er mir negativ aus.
»Ich weiß sowieso Bescheid«, meinte er viel wissend. »Ich kenne doch meine Pappenheimer. Wenn mein Vorschlag im Präsidium angenommen wird, werden ab nächstem Jahr alle meine Untergebenen mit GPS-Sender ausgestattet. Dann kann ich mir auf dem Monitor in meinem Büro in Echtzeit anschauen, wo Sie sich gerade herumtreiben.«
Er nahm einen weiteren Schluck Sekundentod, was ihm den Schweiß aus den Stirnporen trieb.
»Morgen bekommen wir die Akte aus Mannheim. Ich werde den Fall höchstpersönlich leiten. In letzter Zeit hat wegen Herrn Palzki das Renommee unserer Dienststelle etwas gelitten. Daher ist jetzt eine starke Hand gefragt.«
Mit ungewohnt bittstellerischem Blick schaute er erneut zu Jutta.
»Fahren Sie Herrn Palzki bitte nachher in das Reiss-Engelhorn-Museum und geben ihn bei Ludwig-Wilhelm ab. Er wird Palzki übernehmen und ihm das Museum zeigen. Wir dürfen unsere Schulungen nicht vernachlässigen, die Ausstellung fängt bald an.«
»Ist Herr Zweier schon dort?«, fragte Jutta.
KPD nickte. »Er hat im Moment unheimlich viel zu tun. Sie, Frau Wagner können in dem Zusammenhang gleich die Arbeit der Mannheimer Kollegen kontrollieren und schauen, ob die alles richtig gemacht haben. Ein paar Beamte sind heute Morgen in den rem-Museen, weil es noch ein paar Restarbeiten zu erledigen gibt.«
KPD schwenkte seinen Blick zu mir. »Und bitte keine weiteren Toten, Palzki! Und schon gar nicht in Baden-Württemberg, haben Sie verstanden?«
Mir lag bereits auf der Zunge, ihn zu fragen, ob er etwas gegen einen toten Schifferstadter Dienststellenleiter hätte.
KPD stand auf, nickte uns kurz zu, und verließ das Büro. In meiner Fantasie stellte ich mir vor, wie ich KPD in die Gruft der Schlosskirche lockte. Zwei Leichen sollten doch in einen Sarkophag passen, wenn man etwas drückte.
»Jutta, darf ich mich setzen?«, fragte ich meine Kollegin mit einer aufgesetzt hohen Stimme.
»Wenn du deine Hände gewaschen hast, mein Kind«, antwortete sie mutterhaft und grinste dabei. Gerhard tat es ihr gleich.
»KPD muss weg«, sagte ich, während ich Juttas offene Regale erfolglos nach Keksen absuchte. »Und zwar so schnell wie möglich.«
Gerhard, der genau wie Jürgen die ganze Szene bisher stumm verfolgt hatte, meinte: »Das ist jetzt nicht so dringend. Ab morgen ist er mit der toten Studentin beschäftigt. Weiß KPD überhaupt, um was es dort geht?«
Jutta trank eine halbe Tasse Sekundentod, ohne mit der Wimper zu zucken. »Wie kommst du auf so eine Idee? Der weiß wie immer nichts, Details interessieren ihn bekanntlich nie. Ihr wisst, wie unser Chef seine Fälle bisher gelöst hat.«
Ich blickte sie fragend an. »Welche Fälle? Ich kann mich an keinen einzigen erinnern.«
»Eben drum«, war ihre alles erklärende Antwort.
»Dann muss nur noch dieser Ludwig-Wilhelm weg.«
»Kannst du nicht mal mit etwas zufrieden sein, Reiner? Müssen es immer gleich weitere Forderungen sein? Am besten, du bringst deine Museumstour zügig hinter dich. Nur wer anfängt, wird auch fertig.«
Ich wechselte das Thema. »Okay, lassen wir den Mist. Was gibt’s Neues aus Mannheim?«
Mein Magen knurrte, doch niemand zeigte Erbarmen.
Jutta öffnete eine dünne Akte. »Nicht mehr, als wir gestern bereits wussten. Das Foto, das diese Studentin Katja Lehmann bei sich hatte, zeigt, wie bereits von Zweier vermutet, tatsächlich den Orden des Goldenen Vlies, der in Carl Philipps Sarkophag als Grabbeigabe gefunden wurde. Für weitere Erkenntnisse müssen wir die Unterlagen aus Mannheim abwarten.«
»Dann werde ich mich wegen des Fotos mal ausführlich mit Alexander Wischniewski unterhalten. Ich habe gleich vermutet, dass mit dem etwas nicht stimmt.«
»Denkst du, dass er die Studentin umgebracht hat?«, fragte Gerhard.
»Keine Ahnung. Aber ihr wisst, potenziell kommt jeder Mensch als Täter infrage.«
»Du
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