Palzki 09 - Ahnenfluch
Gedanken drückte sich mir sofort ein Kloß in den Hals. »Das weiß ich wirklich nicht und außerdem interessiert es mich nicht. Warum sind Sie nicht mit Ihrem Chefinformant Diefenbach zurück nach Schifferstadt gefahren? Von ihm erfahren Sie doch immer alles aus erster Hand.«
Der Student war mit meiner Empfehlung nicht einverstanden.
»Im Moment stehe ich mit Herrn Diefenbach etwas auf Kriegsfuß. In meinem letzten Manuskript habe ich einen kleinen Fehler gemacht, den er mir bis jetzt noch nicht verziehen hat. Dabei handelt es sich nur um einen winzigen Satz, der ihn in seinen Augen unvorteilhaft wirken lässt. Jedenfalls nach seiner Meinung. Ich habe es zwar geändert, dennoch ist er etwas angesäuert.«
Ich verzichtete darauf, Details nachzufragen, da in meinen Augen alle Krimis von Becker von der ersten bis zur letzten Seite reine Fantastereien waren.
»Außerdem besitzt Ihr Chef weniger Informationen als Sie«, ergänzte er. »Da bleibe ich lieber am Tatort.«
Na dann Prost Mahlzeit, dachte ich und gab Jutta ein Zeichen, diesen Ort zu verlassen. Mit Becker würde ich mich morgen nochmals unterhalten. Man konnte nie wissen, was er bereits so alles wusste.
Kapitel 13: Biene Maja
»Was meinst du, was wird man in dem Lüftungsschacht finden?«, fragte Jutta, als wir aus der Kirche traten.
»Ist dir das nicht klar? Nichts wird man finden. Egal, ob der Gang nach einem halben Meter aufhört oder in einen größeren Raum mündet, man wird nichts finden. Falls dort etwas lag, hat Wischniewskis Mörder es längst herausgeholt. Wahrscheinlich wurde er nur aus diesem Grund ermordet.«
»Oder er gehörte zu der Gruppe, die die Kopien von der Studentin kaufen wollte.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das macht wenig Sinn. Wenn Wischniewski dazugehörte, hätte man sich den Umweg über die Studentin sparen können.«
»Vielleicht war die Professorin mit ihrer Gruppe schneller und hat den anderen den chiffrierten Text vor der Nase weggeschnappt.«
»Das kann natürlich sein«, gab ich zu. »Warum muss alles immer so verworren sein? Ein einfacher Eifersuchtsmord, den man an einem Tag aufklären kann, das lasse ich mir gefallen. Aber so etwas?«
Jutta setzte sich im Ehrenhof auf eine Bank. »Ich muss nachdenken«, sagte sie.
»Das kannst du später tun. Ich will jetzt wissen, was uns Hardy Rocksinger zu dem Thema zu sagen hat. Und wenn er noch so viel leugnet, er hatte Kontakt zu der Studentengruppe nebst Professorin.«
Jutta stand wieder auf. »Du hast recht, das sollten wir tun.«
»Ach hör doch auf mit diesen Selbstverständlichkeiten.«
Sie streckte mir die Zunge raus, als wir in Richtung Museum gingen.
»Von da oben wollte Paul herunterpinkeln«, gab ich eine Anekdote zum Besten und zeigte stolz auf das Denkmal.
Jutta verzichtete auf einen Kommentar.
An der Museumskasse saß die Dame, die ich bereits kannte. Dies galt es ausnutzen.
»Hallo, Sie kennen mich noch?« Ihr kurzes vorsichtiges Nicken zeigte mir, dass sie sich nicht mehr so sicher war, ob ich tatsächlich ein Journalist oder nicht doch ein Polizeibeamter war.
»Vorn an der Kirche ist alles voller Bullen«, sagte ich zu der Kassendame, was Jutta sehr verblüffte. »Angeblich wurde ein Mann in der Gruft ermordet. Wissen Sie das bereits?«
Sie bekam große Augen. »Schon wieder jemand? Nein, das habe ich noch nicht mitbekommen. Gestern soll in den rem-Museen eine Studentin umgebracht worden sein und beinahe hätte es auch einen Polizisten erwischt. Wahrscheinlich war es eine von denen, die sich nachts mit Rocksinger im Museum treffen«, sagte sie in recht abfälligem Ton.
»Den Verdacht habe ich auch«, pflichtete ich ihr bei. »Ich glaube, ich bin mit meiner Kollegin«, ich zeigte auf Jutta, »einer großen Sache auf der Spur. Wenn sich das bewahrheitet, wird es einen Skandal geben. Und ich glaube, dass Rocksinger ganz tief drinsteckt.«
Ihre Mundwinkel verzogen sich nach oben. Das Gesagte schien Balsam für sie zu sein. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
Ich rückte näher und flüsterte in geheimnisvollem Ton: »Ich muss nochmals mit Rocksinger sprechen. Natürlich sage ich ihm nicht, worum es geht. Offiziell schreibe ich nur über die baldige Ausstellungseröffnung.«
»Das ist blöd«, sagte sie. »Er hat sich heute kurzfristig einen Tag Urlaub genommen. Das ist auch so was: Wir stecken mitten in den Umbauarbeiten und haben Stress ohne Ende und der feine Herr nimmt sich einfach Urlaub.«
Schon wieder eine Unannehmlichkeit, dachte ich.
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