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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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des vergangenen Jahrhunderts entspringen. Hoffentlich gab es hier keinen grünen Armbrustschützen. Eddi Arent oder Klaus Kinski als Butler würde vollauf genügen.
    Jutta parkte auf der gegenüber liegenden Straßenseite.
    Die Villa war mit schmiedeeisernen Gittern in Übermanngröße geschützt. Das Gelände war stark mit Buschwerk und alten Bäumen zugewuchert. Nur die Vorderfront des Gebäudes sah einigermaßen aufgeräumt aus.
    »Hier soll Rocksinger wohnen?«, fragte ich mich selbst und kontrollierte den Zettel, den mir die Dame an der Museumskasse gegeben hatte. Die Hausnummer prangte groß und deutlich eingemeißelt in einem Sandsteinpfeiler neben dem Tor. Wir gingen auf die andere Straßenseite und suchten erfolglos nach einer Klingel oder einem Namensschild.
    »Sollen wir?«, fragte ich Jutta unschlüssig.
    »Wir sind Polizisten, Reiner. Gehen wir.«
    Sie öffnete einen der beiden Torflügel ohne Probleme. »Frisch geölt«, meinte sie lapidar. Der breite Kiesweg führte zu einem Nebengebäude, in das eine Doppelgarage integriert war. Jutta sah ihn zuerst, hatte dadurch aber keinen Vorteil. Zwischen Villa und Nebengebäude kam ein Hund, so groß wie ein Pony, angesprungen. Sein Jaulen stellte mir die Nackenhaare auf. Noch drei, vielleicht vier Sprünge und er würde uns erreichen. Die gute Jutta hatte ihren Schock überwunden und war dabei, ihre Waffe zu ziehen. Niemals würde sie rechtzeitig schießen können. Mit einem letzten Satz kam das tierische Kraftpaket angeflogen und sprang uns direkt vor die Füße. Staub stob auf. Doch statt sich sofort in den Waden zu verbeißen oder gar in einer unserer Kehlen, legte sich der Hund vor uns auf den Boden und winselte. Wir standen unschlüssig da, bis Jutta es wagte, sich hinzuknien und das Monster zaghaft zu streicheln.
    Ich bezweifelte, dass der Hund wegen seines dichten Felles etwas von den Streicheleinheiten hatte. Vermutlich müsste man mit einem Vertikutierer drüberrollen, damit er etwas bemerkte.
    »Na, mein Guter, alles klar bei dir?« Jutta schien das als Wachhund ungeeignete Tier im Griff zu haben. Ich versuchte, ein paar Schritte weiterzugehen, was mir gelang. Auch meine Kollegin stand vorsichtig auf. Der Hund machte es ihr gleich und folgte uns.
    »Verrückt, was man auf seine alten Tage so alles erlebt. Ob wir hier wirklich richtig sind?«
    Kurz bevor wir den Eingang der Villa erreichten, hörten wir seltsame Klänge. Sie schienen von einem Musikinstrument zu stammen, auch wenn es nicht nach irgendetwas mir Bekanntem klang, was nicht viel zu bedeuten hatte.
    »Was ist das für eine schräge Melodie?«, schüttelte sich Jutta. »Das hört sich ja grausam an.«
    Ich hatte das Lied längst erkannt. Es war unbeschreiblich, dass man ›Smoke on the water‹ von Deep Purple so furchtbar entstellen konnte. So etwas müsste unter Höchststrafe gestellt werden. Das, was wir hörten, war um einige Zehnerpotenzen schlimmer als meine Blockflötenübungen in der fünften Klasse mit ›Im Märzen der Bauer seine Rösslein einspannt‹. Als Schüler hatten wir dies damals in ›Mit Schmerzen der Bauer seine Rösslein entmannt‹ umgedichtet.
    Ich musste mehrfach auf die unbeschriftete Klingel drücken, die unscheinbar neben der Eingangstür an zwei Drähten in der Luft schwebte. Die Geräusche erstarben und kurz darauf öffnete ein völlig überraschter Schlosschef im grauen Jogginganzug die Tür. Das machte ihn mir erstmal sympathisch, da auch ich zur Fraktion der Jogginganzugträger zählte. Zumindest zu Hause, auch wenn Karl Lagerfeld mal gesagt hatte, dass jemand, der im Jogginganzug herumläuft, die Kontrolle über sein Leben verloren hat. Ich war da anderer Meinung, was Lagerfeld aber höchstwahrscheinlich egal war.
    »Hallo, Herr Palzki! Was für eine Überraschung. Sie bringen sogar noch eine Dame mit.« Er wurde einen Ton besonnener. »Ist etwas passiert?«
    Bevor ich antworten konnte, sah er sein Untier, welches es sich hinter uns bequem gemacht hatte.
    »Was haben Sie mit Biene Maja gemacht?« Verzweifelt ging er um uns herum und bückte sich zu seinem Riesenhund mit dem unmöglichen Namen.
    »Haben Sie Biene Maja mit irgendeinem Stoff ruhiggestellt?« Er sah ängstlich zu uns auf. »Sie reagiert auf manche Chemikalien allergisch und bekommt davon einen hässlichen Ausschlag am Hals.« Er dachte kurz nach. »Er hat bisher noch keinen Fremden auf das Grundstück gelassen. Biene Maja ist der schärfste Wachhund, den es gibt. Wie haben Sie das

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