Palzki 09 - Ahnenfluch
schreck…, äh, seltsa…, äh, experimentellen Musik hier.«
Er verstand trotz meines Superversprechers. »Ja, klar, natürlich. Kommen Sie bitte mit ins Wohnzimmer.«
Zimmer?, dachte ich bei dem Anblick. Wohl eher Wohnsaal. Rocksinger erriet meine Gedanken.
»Das ist nur geerbt, Herr Palzki. Der Großvater meiner Frau war früher Industrieller. Das ist aber lang her. Der Bunker ist verdammt groß und verdammt teuer im Unterhalt. Im Winter heizen wir nur das Erdgeschoss.«
Wir nahmen auf einer normalen Ledercouch Platz. Der Schlosschef brachte Kaffee für Jutta, Wasser für mich und Kekse für alle. Ich hielt es für eine Verschwendung, doch Rocksinger fütterte damit auch seinen Vierbeiner.
»Von dem Tod der Studentin haben Sie bestimmt gehört, oder?«
»Tragisch«, antwortete er und es klang ehrlich. »Insbesondere im Vorfeld der Ausstellung. Frau Lehmann war noch so jung.«
»Woher kennen Sie ihren Namen?«, fragte Jutta sofort.
Rocksinger war nur einen klitzekleinen Moment überrascht. »Frau Tannhäuser von den rem-Museen hat mir das gestern gesagt. Ist der Name ein Geheimnis?«
»Nein, nein«, sagte ich. »Kannten Sie die Studentin?«
Er leugnete. »Ich habe mit den Studenten der Uni nur wenig Kontakt. Manchmal rede ich mit ein paar Aushilfen, wenn wir Führungen mit gesprochenen Szenen in historischer Verkleidung anbieten. Ob diese Studentin eine davon war, kann ich Ihnen aber nicht sagen. Das sollte aber feststellbar sein.«
»Das ist bereits veranlasst«, log ich. »Wissen Sie, was heute früh passiert ist?«
Rocksinger sah uns mit starrem Blick an. »Wurde wieder eine Studentin ermordet?«
Entweder war er ein guter Lügner oder er wusste es tatsächlich noch nicht.
»Wischniewski ist tot.«
Die Tasse Kaffee, die er in der Hand hielt, schwappte über und ergoss sich über Biene Maja, die nun stellenweise wie ein Dalmatiner aussah.
»Wischniewski?«, wiederholte Rocksinger bestürzt. »Das gibt’s doch nicht. Wie ist das passiert?«
»Wir haben ihn in der Gruft der Schlosskirche gefunden. Sein Mörder hat anschließend das Gitter des Lüftungsschachtes entfernt.«
Zittrig stellte er die höchstens halbvolle Tasse auf den Tisch. »Die Sache mit dem unbekannten Gang hat sich bis zu mir rumgesprochen. Da scheint es sich um etwas höchst Brisantes zu handeln. Haben Sie bereits einen Verdacht?«
»Wir dachten, dass Sie uns helfen können«, sagte Jutta und schaute ihm in die Augen.
»Ich? Ich war schon mindestens zwei Jahre nicht mehr in der Gruft.«
Die letzte Aussage machte ihn noch eine Spur verdächtiger. Wie wir Polizeibeamten wussten, machte sich der Otto-Normal-Mörder häufig mit einer überflüssigen Aussage verdächtig, meist mit einem ungefragten Alibi.
»Frau Professorin Beate Stadelbauer kennen Sie aber bestimmt.«
Rocksinger blieb bei seiner Verleugnungstaktik. »Tut mir leid, den Namen habe ich noch nie gehört. Wurde sie auch …?«
Jutta übernahm und schüttelte den Kopf. »Sie hat behauptet, dass Sie sie kennen.«
Ich nickte meiner Kollegin für diesen Bluff anerkennend zu.
»Das kann aber nicht sein.« Der Schlosschef stand auf. »Da schmiedet doch jemand wieder wilde Intrigen. Das hatten wir schon einmal. Glauben Sie nicht alles, was Sie hören, Frau Wagner.«
Jutta lachte kurz auf. »Wenn Sie wüssten, wie oft wir Polizeibeamten angelogen werden. Wir kennen die komplette Palette.«
»Das würde ich mich niemals trauen«, parierte Rocksinger. »Ich bin jetzt innerlich ziemlich aufgewühlt. Wischniewskis Tod nimmt mich ziemlich mit. Ich kannte ihn sehr gut. Haben Sie etwas dagegen, draußen ein paar Schritte zu gehen?«
»Wenn Sie Biene Maja im Haus lassen.«
»Selbstverständlich«, sagte er.
Kapitel 14: Rocksinger redet
Rocksinger nahm den Durchgang zwischen Villa und Nebengebäude zur Rückseite des Anwesens. Ein Teich mittlerer Größe bettete sich in eine urwäldliche Landschaft ein.
»Leider haben wir kein Geld für einen eigenen Gärtner«, erklärte Rocksinger. »Daher überlassen wir fast alles dem Lauf der Natur. Nur zur Straßenfront schneiden wir zurück und hier hinten rings um den Teich.« Er zeigte auf das Gewässer. »Meine Koi-Karpfen sind mein Ein und Alles. – Außer meiner Familie natürlich«, ergänzte er schnell. Er setzte sich auf eine Sitzgruppe aus rustikalen Holzstämmen und bat uns, es ihm gleichzutun. Wir setzten uns ihm gegenüber.
»Der arme Wischniewski. Er war immer so fröhlich und menschlich. Mit jedem kam er klar, ein
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