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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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beiden Todesfälle aus ermittlungstaktischen Gründen bisher noch nicht erwähnt worden.
    »Welche Toten?«, stotterte sie ungläubig.
    »Glauben Sie doch Herrn Becker nicht alles«, wertete ich den letzten Satz des Studenten ab und fixierte ihn zusätzlich mit einem Todesblick. »Autoren neigen dazu, übermäßig zu fantasieren. Das liegt denen im Blut. Niemand sollte einen Schriftsteller ernst nehmen.«
    Ich zeigte in Richtung erstes Vorzimmer. »Lassen Sie uns endlich hoch ins dritte Obergeschoss gehen.« Eine andere Frage lag mir auf der Zunge. »Wie viele von diesen Vorzimmern hatte dieser Carl Theo Dingsbums eigentlich?«
    Sie bemerkte nicht, dass ich das Thema gewechselt hatte. »Sie meinen bestimmt Carl Theodor, oder?«, fragte sie unsicher. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Ach, nur so«, antwortete ich. Die Antwort konnte ich nachher in meinem Buch nachschlagen.
    Sie blickte Becker an. »Soll ich Sie zu meinem Kollegen bringen, damit Sie nicht so viel von der Führung verpassen?«
    Der Student war viel zu schlau, um sich darauf einzulassen. »Lassen Sie mal gut sein, Frau Bayer. Ich schließe mich Ihnen an.«
    Während wir die nächste Etage erklommen, nahm ich den Studenten zur Seite. Jetzt war eine gute Gelegenheit. Ich versuchte, meine Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen. »Wir wurden gestern von KPD unterbrochen, als Sie uns erklären wollten, wohin der undokumentierte Gang, der vom Lüftungsschacht der Gruft abzweigt, führt.«
    Becker begann zu schwärmen. »Das ist der helle Wahnsinn, sage ich Ihnen. Also, der Gang führt …«
    Dieses Mal unterbrach uns Sophie Bayer. Sie zeigte auf zwei Türen im Treppenhaus des zweiten Obergeschosses. »Hier befinden sich die Appartements des Herzogs von Zweibrücken und der Reichsgräfin von Hochberg. Auf der gegenüberliegenden Seite liegen die Dienerzimmer, auch Degagements genannt.«
    Na also, dachte ich, damit wäre auch das Rätsel dieses Wortes geklärt. Man durfte es nur nicht zu eilig haben. Becker konnte meine Frage leider nicht weiter beantworten, da sich unsere Führerin an ihn wandte. »Sie wissen, was da oben steht, Herr Becker?« Sie zeigte auf die vor uns liegende Treppe.
    »Die Nachbarin der Professorin hat es mir gesagt. Ich finde es seltsam, dass man hier oben Museumsstücke zwischenlagert.«
    »Das müssen Sie aus einem anderen Blickwinkel sehen. Sämtliche Stücke sind Leihgaben aus anderen Museen und meist sehr wertvoll. Daher müssen sie an einem Ort gelagert werden, der zum einen hochgesichert ist, wie dieses Schloss, und zum anderen genügend Platz bietet. Und gerade der letzte Aspekt ist nicht selbstverständlich. Die Archive der meisten Museen platzen aus ihren Nähten.«
    »Warum hat man die Stücke nicht einfach in ihren ursprünglichen Museen stehen lassen, bis sie gebraucht werden?«
    Anerkennend nickte ich Becker zu, was er aber nicht bemerkte. Das war eine intelligente Frage, fand ich.
    »Das ist schwierig«, erklärte Sophie Bayer. »Die Leihgaben kommen aus den unterschiedlichsten Museen und das geht nicht von heute auf morgen. Deshalb braucht man manchmal ein Zwischenlager. In Mannheim kommen noch Umbauten hinzu, was die Sache komplexer werden lässt.«
    Sie schloss eine unscheinbare Speichertür auf. Wir gelangten in einen ähnlichen Flur wie im ersten Obergeschoss.
    Mit einem Lächeln schloss sie eine weitere Tür auf, die mit einer schwarzen Zarge eingefasst war. Wir traten schlagartig in eine andere Welt. Diese war duster und roch alt und verstaubt. Elektrisches Licht gab es keines, nur das Sonnenlicht quälte sich durch schmutzig kleine Sprossenfenster. Jeder Schritt ließ die alten Bodendielen um die Wette quietschen. Die unverputzten Wände luden nicht gerade zum längeren Verweilen ein.
    »Warum sieht das alles so heruntergekommen aus?«, fragte ich erstaunt.
    Sophie Bayer seufzte. »Alles eine Frage des Geldes, Herr Palzki. Selbstverständlich würden wir auch dieses Stockwerk renovieren und museal herrichten lassen, bei Kosten weit im siebenstelligen Bereich ist dies zurzeit aber utopisch.« Wir kamen in den nächsten Raum, dessen Wände stellenweise mit Tapetenresten verkleidet waren. »Das ist alles noch original«, klärte sie uns auf und zeigte auf einen Wandverschlag. »Da waren früher Betten drin. Tagsüber hat man einfach die Türen geschlossen. Und schon konnte der Raum anders genutzt werden.«
    Becker, der Archäologiestudent, war von den Räumlichkeiten fasziniert. Ich fand’s einfach nur alt und

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