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Pamiu Liebling der Goetter

Pamiu Liebling der Goetter

Titel: Pamiu Liebling der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Rückzug anzutreten und so schnell wie möglich zu verschwinden. Sein Herz begann zu rasen. Er musste die Sache erfolgreich beenden, sonst wäre sein eigenes Leben in Gefahr. Er zog den Dolch und stürmte auf die Terrasse, ehe der Prinz um Hilfe zu rufen begann.
    Im Licht des Mondes starrte Rahotep ihn ungläubig an. „Du?“, fragte er aus einem Reflex heraus, und ehe er begriff, wie ihm geschah, stürzte sich Pamiu auf ihn. Er wehrte sich und versuchte verzweifelt den Dolch von seiner Kehle fernzuhalten, während Pamiu die Hand auf seinen Mund drückte. Er durfte nicht schreien, sonst wäre alles verloren. Angst und Verzweiflung machten sich in Pamiu breit, als er in die von Todesangst geweiteten Augen Rahoteps blickte. Die Wachen vor den Gemächern des Prinzen schliefen bestimmt, niemand war bisher so dreist gewesen und hatte ein Mitglied des Königshauses derart gewaltsam aus dem Leben befördert, aber ein zweites Mal wären sie nicht so unaufmerksam.
    Rahotep gelang es, Pamiu den Dolch aus der Hand zu schlagen, und dieser fiel mit einem leisen Klirren zu Boden. Pamiu erschrak. War das Klirren wirklich leise gewesen oder glich es schon mehr einem Scheppern? Er hatte keine Zeit mehr. Er griff nach dem Dolch, der neben ihm auf den Steinen lag, nahm seine ganze Kraft zusammen und setzte ihn an die Kehle des Prinzen. Ein roter Streifen bildete sich, als er die Klinge an Rahoteps Kehle entlangzog, doch sie verschwand schnell in einem Meer aus Blut, das auf den Steinboden spritzte. Pamiu drückte den Körper des Prinzen zu Boden, bis das Zucken nachließ. Er hielt dem im Todeskampf Liegenden die Hand auf den Mund, damit ihm kein Laut entfuhr, und während er das tat, spritzte das warme königliche Blut auf ihn, besudelte seine Hände, seinen Körper, seinen Schurz und sein Gesicht. Pamiu hätte am liebsten geschrien, aber er starrte nur in die weit aufgerissenen Augen des Prinzen. Dann endlich war kein Leben mehr in ihm. Pamiu steckte den Dolch in den Schurz und schwang sich über die Mauer. Das Blut an seinen Händen war glitschig, doch er schaffte auch den Rückweg ohne Probleme, indem er sich zwang, das schreckliche Bild aus seinem Kopf zu verdrängen und seinen Verstand zu gebrauchen. Er rannte so schnell er konnte und warf sich auf halbem Weg in einen Badeteich, um das widerliche Blut so gut es ging abzuwaschen. Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen schossen, doch er schluckte sie hinunter und drängte sie tief in sein Unterbewusstsein. Er konnte nicht darüber nachdenken, wenn er nicht verrückt werden wollte. Er stieg aus dem Wasser und zitterte, obwohl es nicht kalt war.
    Dann wandte er sich wieder der Palastmauer zu, denn er hatte alles, was er brauchte, in einem kleinen Jagdhaus am Ufer des Nils deponiert. Es schien ihm zu gefährlich, nach dem Mord sofort in seine Gemächer zurückzukehren. Er hatte von vorneherein damit gerechnet, dass er sich mit dem Blut des Prinzen beschmutzen würde. Das Ausmaß hatte seine Befürchtungen zwar weit übertroffen, aber er hatte vorgesorgt. Er stahl sich durch einen unbewachten Nebeneingang des Palastes und verschwand im Gestrüpp der Sträucher und Bäume. Hier gab es keine Straßen und keine Menschen. Er blickte auf den Palast zurück, ehe er sich zum Jagdhaus aufmachte. Alles war friedlich – so friedlich würde es wohl nach der heutigen Nacht dort nie wieder sein.
     
    Als Pamiu sich gewaschen und saubere Kleider angelegt hatte, griff er nach seinem Dolch und steckte ihn in den Schurz. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Was sollte er nun tun? Ihm war nicht danach, sofort in seine Gemächer zurückzukehren, aber hier bleiben wollte er auch nicht länger. Er hatte den blutigen Schurz verbrannt. Es gab keine Beweise mehr für seine Tat. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er wusste nicht, weshalb er gerade jetzt, gerade heute daran dachte, seinem Elternhaus einen Besuch abzustatten, aber mit einem Mal war das Bedürfnis so stark geworden, dass er sich nicht dagegen wehren konnte. Er verließ das kleine Haus und wandte sich vom Flussufer ab in Richtung Stadt, von wo die Lichter kamen. Es war noch nicht spät, zumindest nicht für die Reichen und Schönen der Stadt, die oft die Nacht zum Tag machten. Er brauchte nicht lange, um den Stadtrand zu erreichen. Dort fiel ihm ein, dass er nicht einen Kupferring mit sich führte. Sehnsüchtig blickte er den Sänften hinterher, auf deren Bequemlichkeit er wohl verzichten musste. Das Haus seiner Eltern lag ungefähr eine

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