Pamiu Liebling der Goetter
dabei hatten immer Krummstab und Geißel gefehlt. Auch der Zeremonienbart wirkte noch fremd in seinem Gesicht.
Nach einer Litanei der Priester winkte der junge Pharao seinen Schreiber herbei, der ihm eine Schriftrolle überreichte. Ein Priester trat unaufgefordert vor und verbeugte sich vor dem Herrscherpaar, ehe er den Papyrus entgegennahm und entrollte.
Die Spannung bei den Anwesenden wuchs, jeder der Höflinge hoffte auf die Gunst beim König oder auf die Chance einer Laufbahn, die ihm unter Snofru aufgrund seiner Verweigerung, ihm mit seinem Körper zu dienen, verwehrt geblieben war. Der Priester räusperte sich, ehe er zu lesen begann.
„So höre, Volk von Kemet, die Götter haben ihren leibhaftigen Sohn gesandt, damit er euch fortan führe und die Maat aufrechterhalte.
Zum Gefallen der Götter wird er erschaffen ein Bauwerk, das weit in den Himmel reicht – so groß und prächtig, wie es zuvor noch nie gesehen wurde.“
Durch die Menge ging ein staunendes Raunen.
„So lasse der Fellache die Arbeit auf den Feldern ruhen und zehre vom Reichtum Ägyptens, während das göttliche Bauwerk errichtet wird.“
Der Priester hatte sich in Ekstase geredet. Anscheinend war er von der Idee des neuen Königs angetan.
„Die Götter bestimmten einen einzigen Mann dazu, den monumentalen Bau zu vollenden, und dieser soll sein der Oberste Baumeister Pamiu, welcher heute hiermit von allen Göttern Ägyptens in sein hohes Amt berufen werden soll.“
Wieder ging ein Raunen durch die Menge, jedoch erstaunte es niemanden sonderlich. Selbst Pamiu hatte mit seiner offiziellen Ernennung gerechnet. Meritates ließ keine Gefühlsregung erkennen, auch wenn Pamiu wusste, dass sie innerlich kochte vor Zorn. Khufus Augen waren starr geradeaus gerichtet, wie es sich für einen Abkömmling der Götter gehörte. Auch er zeigte keine Gefühlsregungen, doch war Pamiu natürlich klar, dass er niemand anderem als ihm seinen hohen Aufstieg zu verdanken hatte. Er trat vor den Thron und verbeugte sich lange und tief mit gekreuzten Armen. Khufu deutete mit dem Krummstab auf eine Platte, die neben ihm stand. Auf ihr lag der Siegelring des Obersten Baumeisters. Der Priester nahm ihn und steckte ihn Pamiu an, direkt neben den Ring, den er einst von Snofru erhalten hatte. Sodann begann er wieder eine Litanei an die Götter.
„Dich heben wir in das Amt, begünstigter Pamiu, unsere Stimme zu hören und uns zu dienen durch unseren geliebten Sohn Khufu, dem Auserwählten Herrn der Welt für Millionen Jahre.“
Der Priester trat zurück und verbeugte sich vor Pamiu. Die Höflinge warteten ungeduldig auf die nächste Ernennung. Jeder hoffte für sich, dass es ihn treffen würde, dass auch er in den Dunstkreis der höchsten Macht würde eintreten können, doch der Zeremonienmeister ließ die große Horustür hinter dem Thron des Königspaares öffnen. Ohne ein Wort zu verlieren, verließ das Königspaar den Thronsaal. Zurück blieben über zweihundert verdutzte und verärgerte Höflinge.
„Glaubst du, dass das klug war, Prinz?“ Pamiu hatte sich noch an keine andere Anrede für seinen Freund und jetzigen Herrscher Ägyptens gewöhnen können, aber Khufu nahm es ihm nicht übel. „Du hättest wenigstens ein paar unbedeutende Ehrenämter vergeben sollen, die die Höflinge vorab zufrieden stellen. Sie fühlen sich brüskiert und abgelehnt.“
Khufu schenkte sich einen großen Becher Wein nach und war sich gleichzeitig nicht zu fein, Pamius Becher ebenfalls zu füllen. Sie waren zu eng befreundet, um nach Khufus Thronbesteigung auf Distanz zu gehen.
„Meinst du nicht, du machst dich lächerlich, mein Freund? Ich bin der von den Göttern erwählte Herrscher, der Einzig Eine, Pharao über ganz Ägypten. Meine Untertanen werden es nicht wagen, mich infrage zu stellen.“
„Diplomatie ist eine Kunst. Ich bitte dich, am Anfang vorsichtig zu sein. Ich bitte dich als Freund, der dir treu und loyal ergeben ist.“
Khufu hatte zu viel getrunken, wie immer, wenn er mal gute Laune hatte. „Verdirb mir nicht den Tag mit deiner Perfektion, Pamiu, ich warne dich.“
„Wie du meinst, mein Prinz, aber es gibt trotzdem eine wichtige Sache, die ich mit dir besprechen muss. Sie hat auch mit meinem Amt als Oberster Baumeister zu tun, deshalb bitte ich dich, mich anzuhören.“
Khufu machte eine lächerlich wirkende Geste, die Pamiu zeigen sollte, dass er reden durfte. Er hatte wirklich zu viel getrunken, und Pamiu fragte sich, ob er nicht lieber mit
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