Pamiu Liebling der Goetter
schütteln. „Sag, dass du das nicht getan hast. Ich flehe dich an.“
Plötzlich blitzte Genugtuung in ihren Augen. „Und wenn schon. Es war ihre Idee, mich mit meinem verhassten Bruder zu verheiraten. Sie wollte uns das Glück nicht gönnen.“
Pamiu stand auf und kippte den Wein in einem Zug hinunter. Er wusste, dass sie Recht hatte, doch er konnte das Ausmaß der Tat, zu der Neferiabet fähig gewesen war, nicht verstehen. Hatten nicht alle gesagt, sie beide würden sich gleichen? Hier hatte er den Beweis dafür.
„Du bringst dich in die größten Schwierigkeiten.“
„Falsch.“ Neferiabet hatte einen Teil ihrer alten Gelassenheit wiedergefunden. „Du bist schuld, dass es so weit gekommen ist. Jetzt wirst du mir helfen müssen.“
„Wie sollte ich das tun?“ Pamiu blickte Neferiabet ratlos an.
Sie griff langsam unter ihr Gewand und zog etwas hervor. Pamiu konnte nicht erkennen, was es war, deshalb ging er näher heran. Neferiabet nahm seine Hand und legte etwas hinein. Pamiu blickte auf den kleinen Stein in seiner Hand. Es war der Mondstein, der einst seinen Dolch zierte. Seine Augen weiteten sich vor Schreck.
„Ich habe es gewusst, all die Jahre. Ich habe den Mondstein auf der Terrasse gefunden. Ich wusste sofort, dass es deiner war. Ich wusste all die Jahre, dass du für Khufu gemordet hast. Ich habe den Stein versteckt und aufgehoben. Ich habe dich damals beschützt, und jetzt musst du mich beschützen.“ Plötzlich nahm ihr Gesicht wieder einen hilflosen Zug an. „Ich habe alles verloren. Ich werde das Kind eines Mannes bekommen, den ich abgrundtief hasse. Ich habe nichts außer meiner unglücklichen Liebe zu dir.“
Pamiu ging vor ihr in die Knie. Sie legte ihre Hand auf seinen Kopf.
„Es tut mir Leid. Ich war zu schwach für unsere Liebe.“
Sie schüttelte geistesabwesend den Kopf. „Es ist zu spät, um darum zu trauern. Wichtig ist nur noch die Zukunft.“
Pamiu hatte gewartet, bis Neferiabet sich etwas beruhig hatte. Sobald sie in ihre Gemächer zurückgekehrt war, hatte er sich über seine Terrasse davongestohlen und den Weg zum Palastflügel eingeschlagen, in dem Hetepheres residierte. Er hatte sie so vorgefunden, wie Neferiabet es ihm beschrieben hatte. Seine Arbeit war schnell und mit geübten Handgriffen getan. Der Körper der Königin war leicht und zerbrechlich wie der eines Vogels. Es hatte ihm keine Mühe bereitet, Hetepheres in ihr Ruhebett zu legen und das Laken über sie zu breiten, ganz so, als schliefe sie. Die Haut und die Knochen waren unversehrt, so dass die Ärzte glauben mussten, sie sei den Lasten ihres Alters erlegen. Die weit geöffneten Augen hatte er geschlossen, die noch warmen Glieder in Schlafstellung gebracht. Das Kissen wies Speichelspuren auf, also hatte er es mitgenommen. Pamiu hatte darauf geachtet, dass niemand ihn sah, und als er wieder in seinen eigenen Gemächern war, verbrannte er das Kissen in einem großen Feuerbecken, bis nichts mehr davon übrig war. Er dachte an die Tote, während die Flammen den letzten Beweis ihres gewaltsamen Todes aufzehrten.
„Nun bist du bei deinem Gemahl. Vielleicht empfängt er dich jetzt endlich mit der Liebe, die du immer so ersehnt hast.“
Meritates stand mit zitternden Händen vor dem Ruhebett ihrer Mutter, als Khufu ebenfalls die Gemächer betrat. Sie hatte ihn rufen lassen, nachdem sie Hetepheres’ erkalteten Körper gefunden hatte. Meritates hatte nicht geweint, aber Khufu sank mit einem Aufschrei auf die Knie, als er den Leichnam erblickte. Dann richtete er sich auf und wandte sich seiner Schwestergemahlin zu. „Wann hast du sie gefunden?“
„Vor nicht allzu langer Zeit. Ich wollte ihr einen Besuch abstatten und dachte, sie würde noch schlafen. Als ich ihre Hand berührte, wusste ich, dass ihr Ka fort war.“
Khufu blickte in das Gesicht seiner Mutter. „Wenigstens scheint sie friedlich gegangen zu sein.“
Meritates empfand nur Verachtung für ihren Bruder. „Und warum trägt sie dann noch ihr Kopftuch? Sie hat es nie getragen, wenn sie sich zur Ruhe gelegt hat.“
Khufu wandte sich um und sah sie fragend an. „Was willst du damit sagen, Meritates?“
Sie raffte die Schultern, bevor sie ihre ungeheuerliche Anschuldigung aussprach. „Ich will damit sagen, dass sie nicht friedlich gegangen ist, ja, dass sie vielmehr ermordet wurde.“
Khufus Stimme bekam einen lauernden Ton. „Und wie ich dich kenne, fällt dein Verdacht auf jemand ganz bestimmten.“
„Warum verschließt du
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