Pamiu Liebling der Goetter
lassen, die er sonst nur selten serviert bekam. Mittlerweile saß er bei Banketten jedoch immer auf der Empore, denn niemand stand Khufu näher als er. Der Prinz hatte sich eine ähnliche Vielfalt auftragen lassen, und Pamiu sah, dass Khufu langsam einen Bauch bekam. Er neckte seinen Freund. „Wenn du weiter hier im Palast bleibst, wirst du fett, mein Prinz.“
Meritates warf Pamiu einen tadelnden Blick zu, wagte aber nichts zu sagen, denn sie wusste, dass sie längst ihren Einfluss auf Khufu verloren hatte. Dieser nahm die Haut an seinem Bauch zwischen zwei Finger. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht sollte ich einige Zeit auf der Baustelle verbringen, damit ich mich von deinen Künsten überzeugen kann und ...“, er machte eine bedrückte Pause, „... damit ich das Grabmal begutachten kann, das du meiner Mutter errichtet hast.“
Pamiu blickte auf seinen Teller. Khufu hatte unter dem Tod seiner Mutter gelitten, ebenso wie Meritates. Niemand hatte daran gezweifelt, dass Hetepheres eines natürlichen Todes gestorben war, doch Pamiu pochte die Wahrheit in seinem Kopf, und das allein zählte. Er warf einen verstohlenen Blick zu Neferiabet hinüber, doch die aß ungerührt weiter. Sie durfte ihn ohnehin nicht ansprechen. Er war davon überzeugt, dass Khufu selbst es ihr untersagt hatte. Manchmal meinte er in Khufus Verhalten eine seltsame Eifersucht zu erkennen, wenn es um ihn und Neferiabet ging. Khufu hatte niemals viele Freunde gehabt, und Pamiu selbst hatte lange Zeit unter seiner Unberechenbarkeit gelitten. Es schien fast so, als hätte Khufu eine eigenartige Abhängigkeit zu dieser Freundschaft entwickelt.
„Das Grab ist klein, weil es so schnell errichtet werden musste. Aber die Wandbilder sind einzigartig und es ist nahe bei deinem.“
Khufu nickte und kippte einen Becher Wein hinunter. „Das ist gut, mein Freund. So soll es sein.“
„Meinst du nicht, dass du im Palast mehr gebraucht wirst, mein Gemahl?“ Diese Worte kamen von Meritates, doch Khufu beachtete sie gar nicht und unterhielt sich weiter mit Pamiu.
„Ich will mir anschauen, wie die Bauarbeiten vorangehen. Was ist mit der Stadt, die sich die Arbeiter bauen sollten?“
„Du wirst es mit eigenen Augen sehen, mein Prinz. Ich muss zugeben, dass das Leben dort angenehmer geworden ist, seit es Brotbäckerinnen, Weberinnen und Weinstuben gibt.“
Khufu nickte. Er hatte wieder einmal zu viel getrunken. Wankend stand er auf. „Ich will mich zurückziehen. Ich glaube, der Wein bekommt mir nicht.“ Sofort waren zwei Diener zur Stelle, die ihn stützten. Meritates stand ebenfalls auf und folgte ihrem Gemahl. Khufu wandte sich an die Gäste und breitete in einer ausladenden Geste die Arme aus. Seine Stimme hatte einen lallenden Unterton. „Trinkt und feiert bis zum Morgengrauen!“
Die Gäste erhoben ihre Gläser und sandten Segenssprüche für das Königspaar. Sodann verschwand der Pharao wankend durch die große Horustür.
Pamiu schaute sich um. Khufu musste so betrunken sein, dass er Neferiabet vergessen hatte. Er sah zu ihr hinüber. Unauffällig deutete sie mit einem Nicken an, dass er ihr folgen sollte. Dann stand sie auf und verschwand zwischen den Säulen des Bankettsaals. Pamius Blick folgte ihrem geschmeidigen Gang, der sich durch das weiße Leinen abzeichnete, da es so fein war, dass man ihre Beine und ihr Gesäß durchschimmern sah. Er schaute sich noch einmal um, doch die Gäste waren zu betrunken, um auf ihn zu achten. Die beiden Diener auf der Empore waren mit Khufu verschwunden. Er stand auf und folgte ihr.
Draußen auf der Terrasse wartete sie auf ihn. Er rief sich ins Gedächtnis, dass es die gleiche Terrasse war, auf der Snofru ihn einst hatte verführen wollen. Pamiu dachte mit Unwillen an diesen Schatten der Vergangenheit. In Gedanken versunken ging er die paar Stufen in den Garten hinunter. Er war dicht hinter Neferiabet, so dicht, dass er ihren Duft wahrnahm. Wie immer war dieser leichte Hauch von Honig um sie herum. Er spürte, dass sein Herz schneller schlug.
Nach einer Weile blieb sie stehen und wandte sich um. Pamiu fragte sich, wo ihr mädchenhaftes Lächeln geblieben war. Vor ihm stand eine Frau, der die Leichtigkeit der Jugend verloren gegangen war. Er umarmte sie, und sie erwiderte diese Geste.
„Ich hatte vergessen, wie schön du bist.“
„Und ich hatte vergessen, wie sehr du noch immer in meinem Herzen schmerzt.“
Neferiabet löste sich von ihm, und jetzt war eine Spur des Lächelns auf ihr
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