Pamiu Liebling der Goetter
Schatulle, die er bereitgestellt hatte, und übergab sie Pamiu. „Ich habe deine Berichte aufmerksam gelesen. Nimm das hier. Darin ist genug Gold und Geschmeide, um die Bestattung der Toten auszurichten und die Familien zu beruhigen. Gib den Männern meinetwegen zwei Tage Urlaub, aber um der Götter willen beende dieses Bauwerk für mich, Pamiu. Sowohl du als auch ich werden dadurch unermesslichen Ruhm und Unsterblichkeit erreichen. Ich weiß es.“ Er trat näher zu Pamiu heran, der ihm den Rücken zugewandt hatte und auf die schönen Wandmalereien blickte. „Du bist der einzige wahre Freund, den ich habe. Ich verlasse mich auf dich.“
Pamiu wandte sich um und rang sich ein aufmunterndes Lächeln ab. „Ich werde dein Grabmal vollenden, mein Prinz. Und wenn ihnen aus allen Körperöffnungen das Blut fließt. Wir werden es beenden – und die Götter mögen es mir verzeihen.“
Neferiabet saß zu ihrem Unbehagen an Meritates’ Seite. Sie wusste, dass diese sie hasste, doch sie wusste auch, dass sie ihr die gleichen Gefühle entgegenbrachte. Meritates hatte nach Djedefres Geburt getobt, denn sie wollte keinen Prinzen in der Erbfolge, dessen Mutter sie nicht war. Aber Neferiabet hatte einen Plan, seit sie diese schändliche Nacht mit ihrem Brudergemahl über sich hatte ergehen lassen müssen. Sie hatte ihren Weg gekannt, seit sie wusste, dass sie ein Kind erwartete. Hathor war ihr im Traum erschienen und hatte ihr gesagt, dass sie einen Sohn haben würde. Immer wieder hatte sie im Tempel meditiert und Hathor gefragt, ob ihr Sohn zum König von Ägypten bestimmt sei, doch Hathor war ihr die Antwort schuldig geblieben. Deshalb hatte sie sich irgendwann selbst die Antwort gegeben. Djedefre würde herrschen. Und sie wusste, dass es nur einen gab, der ihr bei der Durchsetzung dieses Planes helfen konnte – Pamiu.
„Ich werde den Segensspruch der Priesterin entgegennehmen, da ich die Große Königliche Gemahlin bin und du nur eine Nebenfrau.“ Meritates’ Stimme klang entschlossen.
Neferiabet fuhr herum und starrte sie an. „Aber du weißt ebenso gut wie ich, dass Hathor die Göttin ist, zu der ich schon mein ganzes Leben lang bete. Mich wird sie viel eher anhören als dich, die du dir Isis zur Schutzgöttin erwählt hast.“
Meritates blieb unerbittlich. Ihre Stimme bekam einen zornig verachtenden Unterton. „Nun, das mag sein. Allerdings bin ich die Gemahlin des Gottes auf Erden, und deshalb wird Hathor mich anhören. Das zählt viel mehr als deine Gebundenheit an die Göttin.“
Neferiabet wandte sich wieder ab. Die gemeinsamen Tempelbesuche mit Meritates wurden langsam für sie unerträglich. Die Große Königliche Gemahlin versuchte ständig sie zu kompromittieren. Sie dachte an ihren Plan und lächelte innerlich. Sie wusste, sie würde letztendlich gewinnen.
Als der Tempeldienst beendet war, trat Neferiabet hinter Meritates in die helle Mittagssonne. Auch diese Geste missfiel ihr, denn sie unterstrich deren unangefochtene Stelle als Große Königliche Gemahlin. Vor der Tür warteten Kawab und Chamernebti. Das kleine Mädchen lief ihr strahlend entgegen und warf sich in die Arme seiner Mutter. Meritates hatte zwar oft mit dem starken Willen ihrer Tochter zu kämpfen, doch die Liebe, die sie ihr entgegenbrachte, tat ihr gut, denn ihr Sohn Kawab hatte sich von ihr zurückgezogen. Meritates blickte ihn an und überlegte, ob sie zu ihm gehen sollte, doch der Gesichtsausdruck des Knaben war verschlossen. Er ist wie sein Vater, dachte sie. Khufu hatte ihr den eigenen Sohn entfremdet. Kawab hielt die Hand seiner Kinderfrau und schaute zur Seite, als sein Blick den seiner Mutter traf.
Neferiabet verfolgte die Szene mit Genugtuung. Sie wusste, dass nichts und niemand ihr Djedefre würde fortnehmen oder entfremden können, sie hatte das starke Band zwischen ihnen schon gespürt, als er noch gegen ihre Bauchdecke getreten hatte.
Neferiabet räusperte sich. „Können wir gehen? Die Sonne glüht.“
Meritates richtete sich auf und bedachte sie mit einem kalten Blick. „Du bist entlassen. Vergiss nicht, dass heute Abend das Bankett zu Ehren deines heiß begehrten Pamiu ist. Aber das wirst du ohnehin nicht vergessen, nicht wahr?“
Neferiabet blieb ihr eine Antwort schuldig und ließ sie stehen. Mittlerweile wusste sie, dass Meritates recht harmlos, wenn auch lästig war.
Pamiu bediente sich von der gebratenen Ente und der Honigtunke. Auf seinem Tisch hatte er all die Köstlichkeiten auftragen
Weitere Kostenlose Bücher