Pamiu Liebling der Goetter
Mit Verlaub, Herr, bitte erteile mir die Erlaubnis, sie gewaltsam fortbringen zu lassen, denn ich habe gehört, dass in der Stadt der Arbeiter eine gefährliche Krankheit ausgebrochen ist. Die Betroffenen können weder ihren Stuhl noch ihr Wasser halten und sterben.“
Pamiu gab Antef ein Zeichen, ihm seinen Schurz zu reichen, und stieg aus dem Wasser.
„Wenn das wirklich wahr ist, Antef, dann muss ich mehr darüber erfahren, um einen Brief an den Palast zu schreiben.“
Antef folgte Pamiu ins Haus, weiterhin bemüht, ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. „Herr, es steht mir nicht zu, das zu sagen, aber glaubst du wirklich, dass der Palast deine Bitte anhört? Der Pharao hat sein Herz und seine Augen vor dem Leid seines Volkes verschlossen.“
Doch Pamiu war schon in der großen Empfangshalle und bedeutete einem weiteren Diener, die Tür zu öffnen. Draußen wartete wirklich eine junge Frau, die ihren Säugling zu stillen versuchte. Das Kind schien lethargisch, selbst sein Wimmern war leise und schwach. Die Wangen der Frau waren hohl und eingefallen, man sah, dass auch sie Hunger litt. Pamiu erschrak beim Anblick der beiden.
„Mein Diener sagte mir, dass du mich zu sprechen wünschst.“
Die Frau nickte müde. „Ich weiß keinen Ausweg mehr, mein Mann ist krank, alle in meiner Familie sind krank, wir haben nichts zu essen außer ein paar Reste schimmligen Brotes und eine Hand voll Linsen am Tag.“
Pamiu ließ die Frau eintreten und fühlte sich angesichts seines eigenen Wohlstands mit einem Male nicht gut.
„Ich lass dir etwas zu essen bringen“, sagte er aus seiner Ratlosigkeit heraus. Die Frau blickte sich verstohlen in der Halle um. „Wie ist dein Name?“
„Isis“, antwortete sie schnell und bekam große Augen, als der Diener mit einem Teller Linsengemüse und Entenfleisch zurückkam. Sie setzte sich, wo sie war, auf den Boden und begann zu essen. Ab und an versuchte sie ihrem Säugling etwas in den Mund zu schieben, doch der Kleine besaß noch nicht einmal Zähne, mit denen er etwas hätte kauen können.
„Warum bist du nun hier, Isis?“ Pamiu hatte sich einen Stuhl bringen lassen, denn die Angst vor einer Ansteckung mit der scheinbar unheilbaren Krankheit hielt ihn nun doch davon ab, sie in das Innere seines Hauses mitzunehmen. Auch hielt er einen größeren Abstand zu Isis, was diese jedoch nicht zu bemerken schien.
„Du musst uns helfen, Oberster Baumeister des Einzig Einen. Die Stadt der Arbeiter wird zum Grab für uns, unsere Kinder verhungern, unsere Männer sind zu schwach zum Arbeiten, aber der Pharao hört unser Flehen nicht. Jeder weiß, dass du ein Freund des Einzig Einen bist – sein bester sogar.“ Sie blickte ihn jetzt mit hoffnungsvollen Augen an. „Geh nach Memphis und bitte für uns. Sonst werden wir alle sterben.“
„Warum glaubst du, dass der Pharao gerade auf mich hören sollte, wenn er noch nicht einmal auf seine Berater hört?“
Isis stand auf und wischte sich die Hände an ihrem schmutzigen Leinenkleid ab. „Weil wir, wenn du es nicht tust, alle verloren sind. Bitte hilf uns, Oberster Baumeister.“
Pamiu erhob sich ebenfalls. „Du bist eine mutige Frau, Isis.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Herr, ich bin nicht mutig, nur verzweifelt. Du magst mich sogar auspeitschen lassen für meine Unverschämtheit, dich zu belästigen, aber all das ist mir mittlerweile fast egal.“
Pamiu blickte in die Augen von Isis und konnte die Verzweiflung darin sehen. „Du wirst nicht sterben, Isis, und die anderen auch nicht, das verspreche ich euch.“
Als Isis weg war, kam Antef sofort mit einer Fingerschale herbeigelaufen. „Wasch dir bitte die Hände, Herr, und nimm ein Bad, damit du nicht krank wirst.“
Geistesabwesend tauchte Pamiu die Finger in die silberne Schale und ließ sich von Antef die Hände mit einem Leinentuch abtrocknen.
„Antef, ist es wirklich so schlimm, wie diese Frau sagt?“
Er nickte, ohne ihn anzuschauen. „Ja, Herr, bei den Göttern, die Frau hat die Wahrheit gesprochen.“
In diesem Moment fasste Pamiu einen Entschluss. „Sind meine Vorratskeller gefüllt, Antef?“
Wieder nickte der Diener. „Dir wird es an nichts fehlen, Herr.“
„Dann nimm von allem, was wir haben, je die Hälfte und sorge dafür, dass die Arbeiter und ihre Familien das Nötigste erhalten.“
Antef ließ die Silberschale fallen und starrte Pamiu an. „Herr, ganz Ägypten hungert. Wir müssen die Vorräte gut einteilen. Du kannst sie nicht
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