Pamiu Liebling der Goetter
kaum eine Möglichkeit.“
Meritates begab sich zur Tür. „Ich danke dir, Pamiu. Die Maat muss wiederhergestellt werden. Der Pharao muss doch verstehen, dass nur er dazu beitragen kann.“
Pamiu hatte sich allein auf den Weg in die Wüste gemacht. Lediglich zwei Fackelträger begleiteten ihn, als er eine der kleinen Pyramiden betrat, die sich um Khufus unvollendetes Meisterwerk herum gruppierten. Er hatte die Fackelträger angewiesen, vor dem Grabmal auf ihn zu warten, und stieg nun den engen Gang zur Grabkammer hinab. Die Fackel tauchte die Wände in ein warmes Licht, und Pamiu betrachtete im Vorbeigehen die Opferszenen, die überall dargestellt waren. Das Grab selbst war zwar klein, aber die Steinmetze hatten sich große Mühe gegeben. Schließlich erreichte er die bescheidene Grabkammer mit dem Sarkophag aus Rosengranit. Der Raum war schmucklos, lediglich der erst kürzlich hineingetragene Steinsarkophag enthielt einen Hinweis auf die Besitzerin des Grabes. Er trug die Kartusche von Neferiabet. Pamiu wusste, dass er während und nach der Begräbniszeremonie keine Möglichkeit mehr haben würde, das Grab zu betreten, deshalb war er heute Nacht hierher gekommen. Er steckte die mitgebrachte Fackel in eine Wandhalterung und entfernte zwei lockere Bodenplatten. Er selbst hatte die kleine Pyramide, eine der vier Königinnenpyramiden, für die Grablegung vorbereiten lassen, und so war es leicht gewesen, dieses Geheimversteck mit einzurichten. Unter den Bodenplatten befand sich ein etwa ein mal ein Meter großer Hohlraum, in den er die Opferplatte gelegt hatte, die Ptah-Nefer ihm angefertigt hatte. Noch einmal betrachtete er die schön ausgeführten Malereien und die leuchtenden Farben. Ptah-Nefer hatte nicht zu viel versprochen, er würde an der Pyramide des Pharaos die Innenarbeiten ausführen dürfen. Wie kaum ein anderer besaß der junge Mann die Gabe, dem Stein Leben und Schönheit zu schenken. Er zwang sich, seinen Blick von Neferiabets Bildnis abzuwenden, die im Gewand einer Lebenden vor dem Opfertisch saß. Dann begann er seine Arbeit. Er legte die Bodenplatten wieder zurück an ihre Ursprungsposition und verteilte sorgfältig Sand in den Fugen. Schließlich griff er nach einem mitgebrachten Wasserschlauch und goss Wasser über die Platten. Er verbeugte sich viermal in alle Himmelsrichtungen und beschloss die kleine Kulthandlung, indem er sich eine Locke seines Haares abschnitt und sie in den Sarkophag legte.
„Mögest du mir verzeihen, dass ich keine Tränen für dich finden kann. Mögest du mir verzeihen, dass ich dich verraten habe. Mein Ka sehnte sich nach dir, doch es ist ruhelos.“
Pamiu griff nach der Fackel und sah sich noch einmal in der kleinen Grabkammer um. Dann nahm er Abschied und ging den Weg zurück in die Wüstennacht.
Als das Königspaar nach der Beendigung der Begräbniszeremonie wieder in die helle Sonne hinaustrat, wirkte vor allem Meritates blass. Sie zuckte zusammen, als die Arbeiter damit begannen, das Grab ihres Sohnes Stein um Stein zuzumauern. Khufu schien gefasster als seine Königin, uns so gab er schnell das Zeichen zum Aufbruch. Meritates gelang es derweil kaum, den Blick von der Grabstätte abzuwenden. Khufu musste sie leicht anstoßen, damit sie ihre Fassung wiedergewann. Neferiabet war schon Stunden vor der Begräbniszeremonie für Kawab von den Priestern in ihr neues Heim gebracht worden. Khufu hatte angeordnet, dass die Aufmerksamkeit allein dem Kronprinzen zu gelten habe.
Als sie zu Pamius Anwesen zurückkehrten und den reich gedeckten Banketttisch vorfanden, hatte niemand großen Hunger. Meritates starrte auf ihr Gedeck, und Khufu begnügte sich wie so oft mit Oasenwein, von dem er allerdings reichlich trank. Nach einer Weile zeigte der Wein Wirkung, und Khufus Bedrücktheit wich übermäßiger Redseligkeit.
„Dies war ein trauriger Tag für uns alle Pamiu. Doch ich spüre, dass nun alles wieder seinen geordneten Gang gehen wird, wie ich es vorausgesagt habe.“
Pamiu hatte eigentlich keine Lust auf eine solche Unterhaltung, aber der Höflichkeit halber ging er auf Khufu ein. „Dann hast du also schon Pläne, mein Prinz?“
Khufu nickte beflissen, ohne dabei auf Meritates zu achten, die stumm über die Reihen der Gäste starrte. „Ich werde Henutsen zur Königin machen. Zwei Königinnen sind ein Garant für einen Thronfolger.“ Er wandte sich zuversichtlich zu Meritates um und wollte nach ihrer Hand greifen, die sie ihm jedoch verweigerte. Pamiu
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