Pamiu Liebling der Goetter
weggeben.“
„Ich vermag meine Augen nicht mehr vor Kemets Leid zu verschließen, Antef. Ich werde nach Memphis gehen und versuchen den Pharao zu sehen. Er muss seinem Volk helfen.“
Antef stellte sich Pamiu in einer flehenden Haltung in den Weg. „Herr, wenn du das tust, riskierst du wirklich alles zu verlieren, was du hast. Bei den Göttern, hör auf mich und verschließ die Augen. Nur das kann dich durch diese schwere Zeit bringen.“
Pamiu legte ihm die Hand auf die Schulter. Mittlerweile verband ihn mit Antef fast so etwas wie eine ungleiche Freundschaft. „Aber ich kann mein Ka dadurch nicht retten, Antef. Also geh und pack meine Sachen, damit ich bald nach Memphis reisen kann.“
Pamiu war entsetzt über die Veränderungen in Memphis. Zwar war er darauf vorbereitet gewesen, nicht mehr die Stadt seiner Jugend vorzufinden, doch das Bild, das sich ihm bot, überstieg seine Befürchtungen. Überall traf man auf bettelnde Menschen und nackte Kinder mit aufgeblähten Bäuchen, und überall gab es Soldaten, die die Hungernden von den großen Hauptstraßen vertrieben und vom Palast fernhielten. Diejenigen, die noch etwas hatten, ließen ihre Häuser ebenso gut bewachen wie der Pharao seinen Palast.
Pamiu blickte in leere Augen und hoffnungslose Gesichter. Vor den Tempeln bildeten sich zu jeder Tageszeit Menschentrauben, die auf eine warme Mahlzeit warteten. Die Tempel verteilten zwar Essensrationen, doch es bekamen nur diejenigen etwas ab, die noch stark genug waren, sich ihren Weg bis nach vorne zum großen Tempelportal freizukämpfen. Pamiu hatte über den Markt von Memphis gehen wollen, doch er musste einsehen, dass es besser war, sich fernzuhalten, denn dort wurden diejenigen, bei denen man Besitz und Reichtum vermutete, mit verhaltenem Zorn und leisen Flüchen empfangen. Memphis war ein Pfuhl für Diebe und Gauner geworden, die ihre Geschäfte hinter verschlossenen Türen abwickelten, und ein Ort des Elends, in dem das Sinnen und Trachten der Menschen einzig und allein darin lag, sich eine warme Mahlzeit zu verschaffen. Die Viertel der Reichen waren für die Armen nicht mehr zugänglich, die Reichen ihrerseits ließen sich in den Armenvierteln nicht mehr blicken.
Am Palasttor erkannte man Pamiu nicht mehr. Ein unfreundlicher Wachsoldat ließ sich seinen Siegelring und das Pektorale mit den Amtsinsignien zeigen. Erst nach genauester Überprüfung wurde er vorgelassen, jedoch sofort von einem Palastdiener in Empfang genommen. Zumindest dieser Mann schien ihn noch zu kennen. Er sah ihn verwundert an.
„Du warst schon lange nicht mehr hier, nicht wahr? Sonst hätte ich dein Gesicht besser in Erinnerung. So aber ist es nur ein vager Schatten, der mir sagt, dass du der bist, für den du dich ausgibst.“
Pamiu blickte sich in der Vorhalle um. Es gab weniger Diener als früher, oder aber sie hielten sich im Innern des Palastes auf. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Diener zu. „Ich möchte den Pharao sprechen.“
Der Mann kicherte unverschämt. „Oh, wer will das nicht? Aber folge mir, Oberster Baumeister. Vielleicht ist der König ja heute bei guter Laune, und er empfängt Besucher.“
Pamiu fand das Verhalten des Mannes merkwürdig und hätte ihn gerne in seine Schranken verwiesen, doch angesichts der sich bietenden Situation ging er nur schweigend hinter ihm her. Vor dem großen Empfangssaal blieben sie stehen, und der Diener bedeutete ihm zu warten, während er hinter der Tür verschwand. Als er nach kurzer Zeit wieder erschien, gab er Pamiu ein Zeichen, dass er eintreten dürfe. „Du hast Glück. Der Einzig Eine ist noch nicht erwacht, aber die Große Königliche Gemahlin will dich empfangen.“
Pamiu stutzte erneut. Es war später Nachmittag. Sein Freund war stets früh am Morgen aufgestanden, oft noch, bevor Re am Horizont erschien. Er ließ den unverschämten Diener zurück und trat durch die Tür.
Als Meritates ihn sah, schickte sie ihren Schreiber und den Wesir hinaus. Anscheinend hatte sie Amtsgeschäfte erledigt, doch Pamiu verstand nicht, weshalb Khufu das nicht tat. Sie saß auch nicht auf dem Thronpodest, sondern stand mit den Männern mitten im Raum. Als sie allein waren verbeugte sich Pamiu vor ihr.
„Hoheit, ich freue mich, dich zu sehen, auch wenn ich nicht verstehe, was ich hier im Palast und auch in Memphis vorgefunden habe.“
Meritates zeigte ein mattes Lächeln. „Es ist lange her, seit du hier in Memphis warst. Du wirst nichts so vorfinden, wie du es
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